Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)
Titel:
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt
Anhalt schien hier niemanden zu interessieren. Die meisten musterten ihn argwöhnisch und verweigerten Antworten. Immerhin gab es einen Gasthof, der bereit war, ihm für überteuertes Geld ein Zimmer für die Nacht zu vermieten. Das Zimmer hatte sogar eine Feuerstelle.
Nummer Zwei machte sich auf den Weg, um Recherchen anzustellen. Nummer Eins versuchte sein Glück beim Gastwirt.
„Sie sollten morgen wieder verschwinden“, riet dieser ihm, noch ehe er die erste Frage gestellt hatte.
„Weshalb?“
„Leute wie Sie sind hier nicht wohlgelitten“, erläuterte der Wirt.
Nummer Eins runzelte die Stirn. Er war Geheimrat, eine der hochgestellten Personen im Fürstentum. Es gab nicht viele Leute, die ihm zu befehlen hatten, und doch tat dieser einfache Mann so, als hätte er ihm etwas zu sagen.
„Soll das eine Drohung sein, Mann?“
Der Wirt sah ihm direkt in die Augen.
„Nur ein Rat. Essen Sie, schlafen Sie, und dann gehen Sie wieder. Alles andere wäre riskant.“
Nummer Eins verstummte nach dieser unverblümten Drohung. Nachts lag die geladene Pistole unter seinem Kopfkissen.
Am nächsten Morgen verließen sie den namenlosen Ort am Fuße des Blocksbergs in Richtung Elend. Nummer Zwei konnte es sich nicht verkneifen, ihn zu dieser richtigen Entscheidung zu beglückwünschen.
Nummer Eins war es eine Freude, wenig später das entsetzte Gesicht seines Stellvertreters zu sehen, als er kaum außer Sichtweite des Ortes stehenblieb.
„Wir steigen auf den Blocksberg.“
„Was?“ Nummer Zwei war außer sich. „Warum? Das ist Wahnsinn!“
„Nein, das ist die einzig richtige Entscheidung. Da oben ist etwas, und ich werde es entdecken.“
„Wir werden sterben! Der Weg ist gefährlich.“
„Ach.“ Nummer Eins musterte seinen Stellvertreter. „Woher wissen Sie das?“
Nummer Zwei zögerte.
„Ich war früher als Kind oft im Harz unterwegs. Die Berge hier sind nicht hoch, aber menschenfeindlich. Wir haben nicht die richtige Ausstattung dafür.“
„Wir sind Anhaltiner und Agenten des G . A . F . A. Wir triumphieren über die Natur!“
Dieser Kleingeist! Nummer Eins drehte sich um und ging tapfer vorwärts. Natürlich hatte Nummer Zwei recht. Es war fast irrsinnig, diesen Berg ohne Ausrüstung und Begleiter zu erklettern. Doch was tun? Sein Budget war begrenzt, und mit diesen vagen Hinweisen würde er keine Soldaten unterstellt bekommen. Er musste Fakten nach Quedlinburg bringen.
Zwei Stunden später war Nummer Eins seiner Sache nicht mehr so sicher. Nachdem sie das namenlose Siedlung am Fuße des Blocksbergs umrundet hatten, hatten sie einen Weg gefunden, der sich den Berg hinaufwand. Er war beinahe gut genug, dass eine Droschke ihn hätte benutzen können.
Nummer Zwei war keine Hilfe. Seine Behauptung, als Kind in den Bergen unterwegs gewesen zu sein, konnte kaum stimmen. Er bewegte sich ungeschickt durch den Wald, trat auf jeden trockenen Ast. Ein Gutes hatte der Lärm, den der Mann verbreitete. Falls es Tiere hier oben gab, und Nummer Eins dachte an Bären, Wölfe und Luchse, so hatte Nummer Zwei sie sicher vertrieben.
Mehrfach versuchte Nummer Zwei, ihn zur Umkehr zu überreden. Vergebens. Wenn ein Mann von Format beschlossen hatte, eine Entscheidung umzusetzen, dann tat er es auch. Irgendwann sah Nummer Zwei dies wohl auch ein, und scheinbar war er weit weniger Ehrenmann, als Nummer Eins es vermutet hatte, denn plötzlich war sein Stellvertreter verschwunden. Nummer Eins rief ihn, ging sogar gute hundert Schritte bergab. Nichts. Nicht mal ein knackendes Ästchen, obwohl Nummer Zwei diese doch zuvor so zielsicher gefunden hatte.
Nummer Eins zögerte. War der Mann einen Felsen hinabgestürzt? Hatte ein wildes Tier ihn gefressen? Oder waren hier wirklich Friesen auf dem Berg?
Nummer Eins wurde es trotz der Kälte heiß. Er war von seiner Idee, Hochgotland zu finden, so besessen gewesen, dass er nicht an die Gefahren gedacht hatte. Es galt ja nicht nur, den Blocksberg zu bezwingen. Wenn Hochgotland da oben war, dann war es auch von den wilden Friesen und Piraten aus allen Teilen Europas bewohnt und bewacht, und die waren schlimmer als wilde Tiere.
Er hatte Dossiers gelesen. Daheim am Kamin hatten ihm die Barbareien nur einen wohligen Schauer über den Rücken gejagt. Aber hier, allein in feindlicher Wildnis, wollte er keine Friesen sehen.
Doch was blieb ihm übrig? Er ging weiter. Hinauf auf den Blocksberg. Wo die Hexen heulten und sich einmal im Jahr zu ihrem sündhaften Treffen
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