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Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Titel: Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Krzywik-Groß , Torsten Exter , Stefan Holzhauer , Henning Mützlitz , Christian Lange , Stefan Schweikert , Judith C. Vogt , André Wiesler , Ann-Kathrin Karschnick , Eevie Demirtel , Marcus Rauchfuß , Christian Vogt
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zum Stehen. Er zitterte, als er aufblickte. Das war unmöglich …
    „Nummer Zwei! Wie ist das möglich? Ich dachte, wilde Tiere …“
    „Schnauze“, befahl sein Stellvertreter.
    „Was erlauben Sie sich?“
    Nummer Zwei zog ruhig eine Pistole und zielte auf ihn. Nummer Eins starrte entgeistert auf die Mündung der Waffe. Es war eine gigantische Pistole mit langem Lauf. Diese Art Schusswaffe hatten sie nicht in ihrem Bestand. Wo hatte Nummer Zwei sie her?
    „Was soll das?“
    Die Kleine hatte sich inzwischen aufgerappelt und gesellte sich zu Nummer Zwei. Ganz ohne Scheu, als kenne sie den Mann, und wirklich, so, wie er dort stand, in abgerissener Kleidung, mit Vollbart, sah er tatsächlich aus, als gehöre er zu den Friesen.
    „Du hättest ein ruhiges Leben haben können. Aber nein, dein Ehrgeiz trieb dich, Hochgotland zu suchen.“
    „Aber … das ist unsere Aufgabe“, stammelte Nummer Eins.
    „Unsinn. Deine vielleicht. Meine war und ist, Hochgotland zu beschützen. Eine einfache Aufgabe mit einem selbstverliebten Trottel wie dir als Chef.“
    Nummer Eins blieb die Spucke weg.
    „Doch nun hat dein Eifer dich zu weit geführt. Wir Friesen sind eigen, was unsere Geheimnisse angeht.“
    „Wir Friesen?“
    Nummer Zwei lachte.
    „Ja, ich bin Friese und stolz darauf. Es war ein großes Opfer, die Meinen zu verlassen und unter dir zu arbeiten.“
    Friese? Das war undenkbar. Er hatte die Akten des Mannes geprüft, ehe er ihn eingestellt hatte. Fabelhafte Leumundszeugnisse, eine hervorragende Familie, beste Ausbildung. War das alles gefälscht gewesen?
    „Was wollen nun Sie tun?“
    „Was ich tun muss.“
    Ein Schuss hallte über den Gipfel des Blocksbergs. Nummer Eins starrte entsetzt auf die rauchende Mündung der wuchtigen Waffe, auf das ernste Gesicht von Nummer Zwei und das Mädchen, das ihn ohne Bedauern ansah. Kälte und Schmerz krochen in seine Brust. Er musste nicht an sich hinabschauen. Nummer Zwei war immer ein guter Schütze gewesen.
    Er sank in den Schnee. Kälte umfing ihn gnädig. Über ihm fauchte der Drache.

    Es hatte nicht geklappt, seinen Chef von Hochgotland fernzuhalten. Er hatte alles so gut geplant. Die Tipps, dass Hochgotland im Harz oder gar auf dem Blocksberg läge, hatte er gewissenhaft falsch abgelegt – und doch hatte Nummer Eins zufällig einen gefunden.
    All seine Ablenkungen, seine Hinweise in falsche Richtungen, seine Beeinflussung der Dörfler, Nummer Eins nicht die richtigen Informationen zu geben, all das hatte nichts genutzt. Der herablassende Narr hatte es trotzdem auf den Blocksberg geschafft. Doch er würde weder Ruhm noch Ehre ernten, nach denen es ihn immer so gedürstet hatte. Nun lag er im Schnee des Gipfels und starrte mit seinen toten Augen ins Nichts.
    Nummer Zwei steckte die Pistole wieder ein. Er hatte versagt. Seine Aufgabe, für die er die Gemeinschaft der Friesen verlassen hatte, hatte er nicht erfüllen können. Aber das hatte auch sein Gutes. Endlich konnte er wieder zurück zu den Seinen.
    Er hielt inne. Jetzt, wo Nummer Eins tot war, rückte er auf. So waren die Statuten des G . A . F . A.
    Nun war er Nummer Eins, und damit hatte er alle Mittel in der Hand, Hochgotland verborgen zu halten. So lange er in diesem Amt war, würde niemand den geheimen Landeplatz der friesischen Luftschiffe finden.
    „Wie heißt du?“, fragte er die Kleine.
    „Beeke.“
    „Ich bin, nein, ich war Nummer Zwei.“
    Er warf einen melancholischen Blick hinauf in die Ansiedlung. Sie hatten gewiss den Schuss gehört und würden bald kommen. Seine Sippe, die Friesen, aber auch Besucher, Händler. Menschen, die ihn hier nicht sehen durften, um seine Tarnung nicht zu gefährden.
    „Ich habe von dir gehört.“
    „Erzähl ihnen, was geschehen ist. Sag ihnen, dass es in Quedlinburg jetzt eine neue Nummer Eins gibt und dass diese Hochgotland schützen wird.“
    Beeke nickte.
    Nummer Eins stieg den Berg hinunter. Einmal drehte er sich noch um, sah Beeke stehen und hinter ihr Hochgotland. Mit Tränen in den Augen ging er weiter. Manchmal musste einer sich opfern, damit die anderen in Freiheit leben konnten. Aber was war schon die Freiheit des Einen gegen die Freiheit der Friesen?

Im Auge des Sturms

    von Stefan Schweikert
    B lutrot glommen die Konturen des Wolkengebirges im Schein der tiefstehenden Sonne; Finger aus Licht wanderten durch den Sturm, bis die quellende Schwärze den Tag verbannte und nur die von Blitzen zerrissene Dunkelheit zurückließ. Elmsfeuer zischte an Bugspriet

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