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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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seine Bettkante, um zu reden. Schlug nie vor, dass sie, nur sie beide, Mutter und Sohn, einen Tag die Fähre nach Kopenhagen nehmen sollten, wo er wie ein normaler junger Mann herumlaufen konnte, ohne einen Haufen johlender Mädchen hinter sich herzuziehen. Bat nie, ihn in Solna besuchen zu dürfen, und lud ihn natürlich auch nie in ihre eigene neue Wohnung ein. Huschte nur umher wie ein hohles, lächelndes Gespenst, ein Gespenst, dass so einiges zu erklären hatte, das aber nie ein Wort über das verlor, was er wissen wollte. Wie? Zum Beispiel. Wer? Und warum? In erster Linie: Warum?
    Er blieb stehen, lehnte sich gegen den Küchentisch, fiel leicht in sich zusammen, bevor er sich rasch wieder aufrichtete. Sie ekelte ihn an. Das war die Wahrheit. Er war angewidert von dieser Alten. Er schluchzte auf und fuhr sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang, rieb sich dann fest die Augen. Scheiße, wie die brannten. Vielleicht wurde er ja krank. Einen Moment lang sah er sich selbst im Bett in seinem alten Kinderzimmer liegen, mit Fieber und Erkältung, sah jemanden mit dem Fuß die Tür aufschieben und mit einem Tablett in den Händen hereingleiten. Elsie? Nein. Inez. Nein. Eine andere Frau, ein Wesen, das sowohl Inez als auch Elsie war …
    Nie im Leben!
    Er hieb mit der Faust auf den Küchentisch und stand auf, schob den Stuhl unter den Tisch und füllte die Lungen. Fing wieder an zu singen. Dieselbe Melodie. Dasselbe Kirchenlied.
    Denn er wollte den Gedanken abschütteln. Und er wollte Elsie loswerden. Er wollte Inez loswerden. Er wollte alle und alles hier los sein. Er wollte zurück an einen Ort, den es nie gegeben hatte und den es nicht mehr gab.

Elsie schien in dem Moment zu erstarren, als sie die Hand auf die Pforte legte, blieb ein Weilchen reglos stehen und sah ihre weißen Finger das schwarze Metall anfassen, bevor sie es entschlossen hinunterdrückte. Schließlich gab es keinen Grund, hier stehen zu bleiben und zu zaudern. Sie hatte ja wohl jedes Recht der Welt, in das Haus ihrer eigenen Schwester zu gehen, auch wenn die Schwester selbst gerade nicht zu Hause war. Elsies Sohn war ja da. Und wer wollte behaupten, dass Elsie nicht das Recht hatte, ihren eigenen Sohn zu besuchen?
    Der Garten vor ihr kokettierte in der rosa Morgensonne. Die Forsythienknospen waren prall gefüllt, einige bereits aufgeplatzte entblößten einen schmalen Streifen Gelb, während der Rhododendron seine Knospen noch fest geschlossen hielt. Ein paar Schneeglöckchen neigten ihre Köpfe in den Beeten, aber hinter ihnen reckten sich violette Krokusse dem Licht entgegen und machten sich bereit, ihre Blütenblätter zu öffnen. Das Gras schimmerte hellgrün, und die Erde in den Beeten glänzte schwarz von der Feuchtigkeit. Es war Frühling. Endlich war es Frühling geworden.
    Die Pforte klapperte, als sie hinter Elsie ins Schloss fiel, und wieder blieb sie stehen. Hör jetzt auf, sagte sie rasch zu sich selbst. Bis vor wenigen Wochen habe ich schließlich noch selbst hier in diesem roten Ziegelhaus gewohnt …
    Aber jetzt wohnte sie nicht mehr darin. Sondern in einer grauen kleinen Ein-Zimmer-Wohnung in der Sankt Olovsgatan, Wand an Wand mit ihrer Mutter. Ihrer sehr leisen Mutter. Jeden Abend hatte sie still dagesessen und auf Geräusche aus Lydias Wohnung gelauscht, ohne je etwas zu hören. Keine Rundfunkstimmen. Keine Musik. Nicht einmal ein Absatzklappern auf dem Parkett … Trotzdem hatte sie sich nicht getraut aufzustehen, ins Treppenhaus zu gehen und an der Tür ihrer Mutter zu klingeln, sondern war im Gegenteil selbst immer stiller und starrer geworden. Gestern hatte sie gar nichts gemacht, weder gelesen noch gewaschen noch gekocht, nur vollkommen still auf der Bettkante gesessen und auf die Stille gelauscht, während die Dämmerung sich langsam senkte und in Dunkelheit überging. Ja, sie hatte sich nicht einmal ausgezogen oder die Zähne geputzt, als es Nacht geworden war, hatte nur die Schuhe ausgezogen, war unter ihre Bettdecke gekrochen und eingeschlafen …
    Das war nicht gut. Sie wusste das schon, während sie dort saß. Schließlich gab es genug zu tun. Briefe an Reedereien zu schreiben beispielsweise und anzufragen, ob sie möglicherweise irgendwo eine Funkerin brauchten. Ein erstes Bild an die Wand hängen. Etwas in einem ihrer vielen Töpfe und Pfannen zubereiten. Sie hatte das geplant und hatte es auch tun wollen, aber bis jetzt war nichts daraus geworden. Sie hatte nur dagesessen und die Wand vor sich

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