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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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drehten sie sich ja auch nach Susanne um. Die Schwester. Oder Cousine. Sie hatte es selbst nie bemerkt, aber es kam ziemlich oft vor, dass andere Menschen ihren Blick einzufangen versuchten, sie eine Spur zu lange ansahen, sie anstarrten, als könnte ihnen allein schon ihre Art zu gehen, die Schultasche zu halten, die Hände in die Parkataschen zu schieben etwas darüber verraten, was mit Björn und Inez passiert war. Was nicht der Fall war. Sie hatte keine Ahnung, was mit Björn passiert war, und an Inez wollte sie nicht denken. Nie wieder. Deshalb hatte sie sich eine vollkommen undurchdringliche Außenhülle zugelegt, einen Panzer aus Kälte und Gleichgültigkeit, und deshalb begegnete sie den starrenden Blicken so kalt und abschätzig, dass es den meisten Menschen unangenehm wurde und sie ihrem Blick auswichen. Der Panzer scheuerte, aber sie konnte sich nicht von ihm befreien. Und deshalb schaute sie Henrik und Ingalill gar nicht mehr an, ganz gleich, was sie auch sagten, was sie auch taten, und deshalb saß sie Abend für Abend hinter ihrer geschlossenen Zimmertür und sprach mit Birger nur das Nötigste. Nicht, dass das einen Unterschied gemacht hätte. Er sprach auch nicht mehr als das Notwendigste mit ihr. Rief nur, wenn das Essen fertig war, aber kommentierte nicht die Tatsache, dass sie selten herunterkam, um mit ihm zu essen, ließ nur ihren Teller auf dem Tisch stehen, nachdem er gegessen hatte, und stellte seinen eigenen gründlich vorgespülten Teller in die Spüle. Susanne kümmerte sich ums Abwaschen und Putzen. Birger kaufte ein und kochte. Das war nichts, was sie diskutiert hatten. Es hatte sich einfach so ergeben.
    Aber heute musste sie für sich selbst kochen, denn Birger war nach Lund, nach Sankt Lars, gefahren. Ins Irrenhaus. Er hatte sie nicht einmal gefragt, ob sie mitkommen wollte, mittlerweile fragte er nie, ob sie mitkommen wollte. Jeden Samstag zog er nur sein vergilbtes Nylonhemd an, streifte sich den Schlips über den Kopf, murmelte einen Abschiedsgruß und verschwand. Er sagte auch nicht viel, wenn er nach Hause kam, lief nur umher und tat, als wäre er in einem ganz normalen Krankenhaus gewesen und hätte dort jemanden besucht, wo er doch in Wirklichkeit den ganzen Tag in einem Irrenhaus in Gesellschaft seiner geisteskranken Frau verbracht hatte. Er murmelte nur etwas in der Richtung, dass Mama grüßen ließe, eine Behauptung, die Susanne zu bezweifeln sich erlaubte. Warum sollte Inez jemanden grüßen, von dem sie meinte, er sei es gar nicht wert zu leben?
    Sie selbst dachte gar nicht daran, nach Sankt Lars zu fahren. Nie im Leben. Denn sie dachte nicht daran zu verzeihen. Wollte es nicht einmal.
    Jetzt erblickte Eva sie, sie blieb für den Bruchteil einer Sekunde stehen, warf dann den Kopf zurück und ging geradeaus weiter. Susanne hielt sie mit dem Blick fest, verspürte vor Angst eine leichte Übelkeit im Magen, aber das machte nichts, das war nicht zu sehen, ihr Panzer war intakt, ihr Blick eiskalt. Eva würde nicht entkommen.
    Die Leute um sie her benahmen sich, als ob nichts wäre, sie standen an den Ständen und beugten sich über Möhrenbündel und Kohlrabi, suchten in ihren Einkaufskörben nach Portemonnaies und Brieftaschen, lächelten und nickten Nachbarn und Bekannten zu, aber wer genau beobachtete – und Susanne beobachtete sehr genau –, konnte sehen, dass sie die Augen offen hielten, dass sie Susanne und Eva aus den Augenwinkeln interessierte Blicke zuwarfen und sich fragten, was wohl passierte, wenn sie aufeinandertrafen.
    Eva hatte ihre Augen weit geöffnet, jetzt sah sie Susanne mit einer Art Verwunderung an, ging immer langsamer, als versuchte sie herauszubekommen, was diese stahlgraue Gleichgültigkeit, die in Susannes Blick lag, wohl zu bedeuten hatte. Sie warf einen raschen Blick nach links, dort stand ein Bauer aus Skåne hinter einem Berg von Kartoffeln, dann nach rechts, wo eine Frau mittleren Alters, angetan mit einem auffällig eleganten Kopftuch aus rosa Seide, Äpfel übereinanderstapelte; dann schaute sie wieder geradeaus und begegnete Susannes Blick. Lächelte. Es war ein hastiges Lächeln, fast schüchtern, ein Lächeln, das Susannes Herz schneller schlagen ließ. Björns Gesicht huschte vorbei, sein lächelndes Gesicht, als er eines Abends vor einem Jahr – war das wirklich erst ein Jahr her? – vor dem Haus in der Svanegatan stand und zu ihr hinaufschaute. Mit Eva an seiner Seite …
    Jetzt trennten sie nur noch drei Schritte. Eva lächelte

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