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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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wie britischer Landadel, er in einem Anzug aus Harris-Tweed und sie in einer Kaschmirjacke, aber der Reiseführer auf ihrem Schoß war auf Spanisch. Vielleicht waren es Argentinier. Andere Lateinamerikaner pflegten ja zu sagen, dass Argentinier eigentlich Italiener waren, die Spanisch sprachen und sich einbildeten, Engländer zu sein. Die Frau erwiderte Elsies Blick, lächelte kurz und legte gleichzeitig ihre Hand auf den Reiseführer, als wollte sie den verräterischen Text verbergen.
    Und sie selbst? Sie ließ den Blick zum Spiegel auf der anderen Seite des Raums gleiten und betrachtete sich selbst. Eine nicht mehr ganz junge beigefarbene Frau. Gekleidet in Twinset und engen Rock, hellblau und dunkelblau, eine schwarze Handtasche auf dem Schoß. Sie hätte eine Lehrerin sein können. Vielleicht sogar eine Dozentin aus Oxford oder Cambridge. Oder eine Gesellschafterin, wenn man davon ausging, dass es immer noch Gesellschafterinnen gab, dass irgendwo in einem der Zimmer im Strand Palace Hotel in London eine alte Dame saß und ihre Ohrringe anlegte, während ihre Gesellschafterin in der Lobby saß und auf sie wartete …
    Aber so war es ja nicht. Elsie holte tief Luft und rutschte tiefer ins Sofa, lehnte den Rücken gegen die Lehne und ließ die Schultern sinken. Schwedische Funkerin. In Zivil. Eingecheckt in einem Hotel, das etwas teurer war als jedes andere Hotel, in dem sie bisher gewohnt hatte. Stumm auf ihren Sohn wartend. Einen Sohn, den sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehen hatte. Das Spiegelbild schüttelte fast unmerklich den Kopf, und sie schaute sofort weg, ließ ihren Blick über die Lobby schweifen auf der Suche nach etwas anderem, was sie ansehen und worüber sie sich Gedanken machen konnte. Der Brauereidirektor schob seine Brieftasche in die Innentasche seines Jacketts und strich sich mit der Hand über den Schnurrbart. Das Mädchen, das aussah wie ein Filmstar, ging Arm in Arm mit einem Mann in einem dunkelgrauen Anzug zum Fahrstuhl, und das Paar auf dem Sofa daneben stand plötzlich auf und ging zum Ausgang. Ein Portier in langem roten Mantel ließ wie salutierend die Hand die Krempe seines schwarzen Hutes berühren.
    Elsie warf einen Blick auf die Uhr. Es waren erst fünf Minuten vergangen, seit sie in die Lobby hinuntergekommen war. Das Flugzeug aus Kopenhagen war noch nicht einmal gelandet. Er würde frühestens in einer Stunde hier sein, vielleicht erst in zwei. Sie sollte aufstehen und hinausgehen. The Strand entlang spazieren gehen. Einen Park in der Nähe aufsuchen. Oder in die Oxford Street und wieder zurückeilen. Kleider kaufen. Wenn sonst nichts, konnte sie zumindest immer Kleider kaufen …
    Dennoch bewegte sie sich nicht, saß reglos da und betrachtete ihr Spiegelbild an der Wand gegenüber, wünschte sich kurz, sie könnte sich selbst davon überzeugen, dass sie tatsächlich Dozentin aus Oxford oder Lehrerin an einer public school war oder – wenn es denn gar nicht anders ging – Gesellschafterin einer ekligen englischen Tussi und dass diese Überzeugung so stark wäre, dass sie die Wirklichkeit verändern könnte. Gern wollte sie was auch immer sein, nur nicht das, was sie tatsächlich war.
    Eine Frau, die andere im Stich ließ.
    Eine Frau, die weglief.
    Eine Mutter, die nie …
    Sie setzte sich auf und schob die Gedanken beiseite, richtete ihren Blick stattdessen auf einen Mann, der durch den Raum ging, einen richtig gut aussehenden Mann, wenn man die etwas grobe Sorte mochte, und das war ja der Fall. Es war ein Mann, der aussah, als könnte er seinen maßgeschneiderten Anzug sprengen, nur indem er die Muskeln eine Spur anspannte, ein Mann mit ausgeprägter Kinnpartie und einer Schmalzlocke in der Stirn, einer Locke, die sich rein zufällig dort befand, einer Locke, die nach vorn gefallen war, ohne dass er es gemerkt hatte, genau wie eine Locke immer nach vorn fiel bei …
    Nein. Sie stand im selben Moment auf, in dem ihr der Gedanke durch den Kopf fuhr, sah ihre eigene Bewegung im Spiegel und ihren eigenen leicht verängstigten Gesichtsausdruck. So nicht! Niemals! Sekunden später war es vorbei. Die Frau im Spiegel lächelte sie ruhig an und zog sich den Mantel an, hängte sich die Tasche über die Schulter und drehte sich um, ging zum Ausgang. Das Merkwürdige war, dass sie das Gefühl hatte, als hätte sie ein Auge im Nacken zusätzlich bekommen, es war, als könnte sie ihren eigenen Rücken im Spiegel hinter sich sehen, während sie ging …
    Sie schloss die Augen und

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