Eis und Wasser, Wasser und Eis
Blick zuwarf, ehe sie wieder aufschaute und ihn selbst ansah. Er zuckte wieder kurz mit den Schultern – nichts zu machen –, bevor er seinen eigenen Stuhl herauszog und sich setzte. Sie verzog ein wenig den Mund – aber ich bin enttäuscht – und beugte sich dann über die Speisekarte, die ihr der Oberkellner reichte. Björn wandte den Blick ab.
Während alle auf den Weinkellner warteten, war es still. Sehr still.
»Sie fahren also zur See?«, fragte Karl-Erik schließlich.
Elsie trank einen Schluck Wasser.
»Ja.«
»Ich bin in meiner Jugend auch zur See gefahren.«
Sie wandte sich ihm zu und versuchte zu lächeln.
»Tatsächlich. Und wie weit sind Sie gekommen?«
Karl-Erik verzog das Gesicht.
»Nur bis Stockholms Schärengürtel. Und zwar auf den Waxholmsfährschiffen.«
Tommy lachte als Erster, und da Tommy lachte, lachten auch Niclas, Peo und Bosse. Elsie sah überrascht aus, dann stimmte auch sie ein, während Björn sich damit begnügte, das Kinn auf die Hände zu stützen und zu lächeln. An der Tür sah er Reporter und Fotograf vom Bildjournal, unsicher von einem Fuß auf den anderen tretend, als trauten sie sich nicht in den Speisesaal. Mats, so hieß der Reporter. Ein halbstarker Typ, der oft rot wurde. Er war nur ein paar Jahre älter als Björn und auch noch nie in London gewesen. Vielleicht hatte er noch nie ein Restaurant betreten. So sah es fast aus. Obwohl der Fotograf älter und weltgewandter war. Jetzt trat er endlich über die Schwelle und kam zu ihnen, das schwere Blitzlichtgerät über einer Schulter, beide Hände um seine Leica geschlossen. Mats stolperte hinterher, seine Wangen glühten. Das hätte ich sein können, dachte Björn. Ich hätte Mats sein können. Aber ich bin es nicht. Ich bin Björn Hallgren. Ich bin Björn Hallgren geworden.
Karl-Erik brach seinen Satz ab und schaute den Fotografen an:
»Mensch, Jonsson«, sagte er. »Haben wir euch vergessen?«
Der Fotograf antwortete nicht, hob nur die Kamera und richtete sie auf Björn, der wiederum automatisch das Kinn anhob und der Kamera ein kleines Lächeln schenkte. Das würde ein gutes Bild werden. Alle Bilder von ihm waren gut. Viel besser als die Wirklichkeit.
»Wir brauchen einen neuen Tisch«, sagte Karl-Erik. »Die Presse muss ja auch etwas zu essen haben.«
Er winkte dem Kellner, der sofort zum Oberkellner eilte, der wiederum fast im Laufschritt herbeigeeilt kam. Ein neuer Tisch? Selbstverständlich. Unbenutzte Servietten wurden zurück auf den Tisch gelegt, Stühle zurückgeschoben, alle standen auf und marschierten noch einmal in einer Reihe zum anderen Ende des Speisesaals. Der Oberkellner stellte sich an einen größeren Tisch und hob fragend die Augenbrauen, Karl-Erik nickte noch einmal. Genehmigt.
Dieses Mal stellte sich Elsie dicht neben Björn, so dicht, dass es ganz natürlich erscheinen musste, dass sie an Karl-Eriks linker Seite nebeneinandersaßen, während Mats und Jonsson zu seiner Rechten platziert wurden.
Elsie wartete, bis das Gespräch um sie herum in Gang gekommen war, dann strich sie die neue Serviette auf dem Schoß glatt, richtete ihren Blick auf ihr Glas und fragte mit leiser Stimme:
»Alles in Ordnung?«
Es brannte in Björns Bauch. Das war ein kurzer Schmerz, der kam und verschwand und keine Spuren hinterließ, während er nach seiner eigenen Serviette griff.
»Alles ist perfekt«, sagte er lächelnd. »Wie du siehst.«
»Und wie läuft es mit Inez und Birger?«
Er reichte ihr den Brotkorb. Das war eine bewusste Geste, eine Erwachsenengeste. Denn er war jetzt erwachsen. Selbstständig und materiell unabhängig. Berühmter, als sie jemals gewesen war. Oder werden würde.
»Na, wohl so wie immer. Ungefähr.«
Sie griff nach einem kleinen Brötchen, ließ es aber sofort wieder los.
»Oi, das ist aber heiß!«
Er erwiderte nichts, schob nur seine eigene Hand zwischen das Brot und zog dasselbe Brötchen hervor, ließ es dann auf ihren Teller fallen. Es war wirklich sehr heiß, aber nicht so heiß, dass er es nicht hätte anfassen können, ohne sich den leichten Schmerz am Gesicht ansehen zu lassen. Ich kann , dachte er schnell. Du kannst nicht. Er lächelte sie kurz an, um diese Gedanken zu verbergen.
»Frisch gebacken.«
Sie sah ihn nicht an, starrte nur auf das Brötchen auf ihrem Teller und sprach immer noch sehr leise.
»Wie ist es zu all dem gekommen?«
Er lächelte jetzt breiter, ließ sie aber auf eine Antwort warten. Einige Bilder tauchten in seiner Erinnerung auf,
Weitere Kostenlose Bücher