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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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blickte an Pitt vorbei. »Du bist zeitig dran. Ich habe dich frühestens in zwanzig Minuten erwartet.«
    Von Hummel zog ein Taschentuch hervor und wischte sich über eine Augenbraue. Das Leinen mit dem gestickten Monogramm wurde ganz feucht. »Ist das Mädchen, mit dem er gekommen ist, versorgt?« fragte er.
    »Miss Royal hat es bequem«, erwiderte Kirsti und starrte durch Pitt hindurch, als ob er Luft wäre. Es lag aber etwas in ihrer Stimme, das ihn hoffen ließ.
    Rondheim kam auf sie zu und nahm ihr wie ein besorgter Vater das Gewehr aus der Hand.
    »Ein Gewehr paßt nicht zu einer schönen Frau«, meinte er dabei. »Gestatte, daß ein Mann sich um den Major bemüht.«
    »Oh, ich habe es gern getan«, erwiderte sie mit heiserer Stimme. »Es ist schon so lange her, daß ich ein Gewehr in der Hand gehalten habe.«
    »Ich finde, wir sollten nicht länger unsere Zeit vergeuden«, sagte Jack Boyle. »Unser Terminplan steht unverrückbar fest. Wir müssen sofort den nächsten Schritt in Angriff nehmen.«
    »Wir haben Zeit genug«, beschied ihn Rondheim knapp.
    Ein Russe, ein kleiner, untersetzter Mann mit einem Ansatz zur Glatze, mit braunen Augen und einem Klumpfuß, stand auf und sah Rondheim an. »Ich glaube, Sie schulden uns eine Erklärung, Mr. Rondheim. Warum wird dieser Mann« – er deutete auf Pitt – »wie ein Verbrecher behandelt? Sie haben mir und den anderen der hier versammelten Herren erzählt, er wäre Journalist, und es wäre nicht klug, allzu offen mit ihm zu sprechen. Aber Sie reden ihn heute abend schon zum vierten oder fünften Mal mit ›Major‹ an.«
    Rondheim musterte den Fragesteller, setzte sein Glas ab und drückte auf den Knopf eines Telephons. Er hob den Hörer nicht ab, sondern nahm lediglich sein Glas wieder zur Hand und trank einen Schluck. Dann sagte er: »Bevor ich Ihre Fragen beantworte, Genosse Tamareztov, möchte ich Ihnen raten, sich einmal umzudrehen.«
    Der Russe, den er mit »Tamareztov« angeredet hatte, machte auf dem Absatz kehrt. Die übrigen Gäste taten es ihm nach – bis auf Pitt. Pitt brauchte sich nicht umzudrehen. Er starrte unverwandt in einen Spiegel. Eine Reihe finsterer, ausdrucksloser Männer in schwarzen Overalls waren wie aus dem Nichts aufgetaucht, hatten die eine Wand des Jagdzimmers besetzt und hielten ihre AR-17-Schnellfeuergewehre im Anschlag. Ein gebeugter, massiger Mann, Mitte siebzig, mit blauen lebhaften Augen im faltigen Gesicht, packte F. James Kelly am Arm. »Du hast mich eingeladen, dich heute abend zu begleiten, James. Du weißt sicher, was das hier zu bedeuten hat.«
    »Ja, das weiß ich.« Man konnte sehen, wie sehr Kelly dieser Griff schmerzte. Dann riß er sich los.
    Langsam und fast unmerklich hatten sich Kelly, Rondheim, von Hummel, Marks und acht weitere Männer auf der einen Seite des Kamins zusammengefunden und Pitt und die übrigen Gäste jenseits des Feuers in völliger Verwirrung zurückgelassen. Pitt bemerkte mit einigem Unbehagen, daß alle Gewehre auf ihn und seine Gruppe gerichtet waren.
    »Ich warte, James«, sagte der alte Mann schneidend. Kelly sah von Hummel und Marks fragend und etwas traurig an. Offensichtlich wartete er auf ihre Zustimmung. Endlich nickten die beiden ihm zu, worauf er begann: »Hat jemand unter Ihnen schon einmal etwas von Eremit Ltd. gehört?«
    Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Niemand sprach, niemand antwortete. Pitt rechnete kühl seine Chancen für eine Flucht aus. Er gab es auf; die Wahrscheinlichkeit, daß er Erfolg haben würde, stand eins zu fünfzig.
    »Eremit Ltd.« fuhr Kelly fort, »ist eine Firma mit weltweiten Aktivitäten, doch an keiner Börse werden ihre Aktien gehandelt. Ihre Organisationsform unterscheidet sich sehr von den sonst üblichen Unternehmensformen. Es ist jetzt nicht die Zeit, ihre Arbeitsweise in allen Einzelheiten zu erläutern. Lassen Sie mich nur sagen, daß das Hauptunternehmensziel von Eremit darin besteht, die Kontrolle über Süd- und Mittelamerika zu erlangen.«
    »Das ist unmöglich«, rief ein großer, schwarzhaariger Mann mit einem ausgesprochenen französischen Akzent. »Völlig undenkbar!«
    »Ein guter Geschäftsmann schafft auch das Unmögliche«, wies ihn Kelly zurecht.
    »Was Sie da vorhaben, hat nichts mit Geschäften zu tun, sondern ist das Wahnsinnsunternehmen eines Machtbesessenen!«
    Kelly schüttelte den Kopf. »Es ist, zugegebenermaßen, ein phantastisches Unternehmen; aber wir verfolgen es nicht aus eigennützigen oder inhumanen

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