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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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sagte, dass alles wieder gut werden würde. Aber das wäre in diesem Moment zu viel versprochen gewesen.
    Brander strich ihr sanft über den rechten Unterarm, der noch immer den Elefanten unter der Bettdecke an ihre Brust drückte. »Jetzt lässt du dich hier erst mal ein bisschen aufpäppeln. Ich komme morgen noch mal wieder, und dann schauen wir, wie es weitergeht, okay?«
    »Denkste, die lassen mich noch ‘ne Nacht hier?«
    »Wenn du dich benimmst und die Krankenschwestern mit deinen Kraftausdrücken verschonst.«
    »Hm.« Sie verzog unwillig das Gesicht.
    »So warm und trocken hast du’s lange nicht gehabt, oder?«, versuchte er, ihr den Aufenthalt schmackhaft zu machen. Er befürchtete, dass sie, wenn er erst einmal gegangen war, auch gleich wieder verschwinden würde.
    »Du kommst echt morgen wieder?«
    »Versprochen. Kann aber Abend werden.«
    »Okay, ich bleib bis morgen Abend. Aber wenn du nicht kommst, bin ich weg. Dann geh ich nach Amerika!«
    Ob sie eine Vorstellung davon hatte, wie sie dort hinkommen wollte ohne Geld und Ausweis, dazu noch minderjährig und in der Vermisstenkartei der Polizei? Aber so weit dachte sie vermutlich nicht.
    Er stand auf. »Wir sehen uns morgen. Bleib anständig, okay?«
    »Klar, ey.« Und zum zweiten Mal sah er sie lächeln.
    Er verließ das Krankenzimmer. Sein Kollege war nirgends zu sehen. Brander lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und schloss die Augen. Er versuchte, seine Gedanken zu sortieren, alle Informationen in seine Skizze einzuarbeiten, die er im Kopf gespeichert hatte.
    »Ich dachte schon, sie hätte dich in ihre Gewalt gebracht«, hörte er Hendriks Stimme. »Ich war drauf und dran, das SEK zu informieren.«
    Brander öffnete die Augen, sah Hendrik gut gelaunt aus dem Schwesternzimmer kommen.
    »Und ich dachte, du schiebst hier Wache?«
    »Die haben hier sehr nette Krankenschwestern. Hab mir gleich mal den Blutdruck und meinen Zuckerwert messen lassen.«
    »Und?«
    »Alles bestens.« Er grinste breit, als eine Krankenschwester aus einem Zimmer kam und ihm zulächelte. »Ciao, Esther, danke für den Espresso.« Er zwinkerte ihr zu.
    Brander schüttelte den Kopf. Manche Dinge würden sich nie ändern.
    »Jens hat übrigens angerufen«, wurde Hendrik wieder dienstlich. »Wir haben Poljakow.«
    »Wo ist er?«
    »Die haben ihn vor einer Stunde in Reutlingen aufgegriffen. Stoned bis unter die Haarspitzen. Ist leider im Moment nicht vernehmungsfähig. Die Kollegen geben uns Bescheid, sobald da was möglich ist.«
    »Sehr gut«, sagte Brander zufrieden. So langsam fanden sich alle Gesuchten wieder ein. »Frag deine Esther mal, wo wir den Arzt finden. Sie müssen das Mädchen noch bis morgen hierbehalten. Und dann fahren wir zurück nach Tübingen. Es gibt eine Menge Arbeit für uns.«
    »Du machst mich neugierig.«
    »Ich erzähle es dir unterwegs.«
    »Was macht dich so sicher, dass Nathalie nicht gelogen hat?«, fragte Peppi, nachdem Brander in der Soko-Sitzung von dem Gespräch mit der Ausreißerin berichtet hatte.
    »Sie hatte keinen Grund, mich anzulügen. Sie weiß nicht, welche Vermutung wir haben, und ich glaube, sie weiß nicht einmal, dass in derselben Nacht, in der sie abgehauen ist, ein Südafrikaner getötet wurde.«
    »Und wenn doch? Sie ist eine Streunerin. Du hast gesehen, was für einen Umgang sie hat. Meinst du, die weiß nicht, wie man einen Polizisten anlügt?« Peppi schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich ist sie längst wieder abgetaucht.«
    »Die bloße Vermutung, dass sie etwas mit der Tat zu tun haben könnte, reicht nicht aus, um sie einzusperren oder sie bewachen zu lassen. Was haben wir denn gegen das Mädchen in der Hand? Sie war vermutlich zum Zeitpunkt in der Gegend. Ich betone das noch einmal, es ist nur eine Vermutung! Es gibt keine Zeugen, keine Beweise, nichts. Es war eine Idee, mehr nicht. Ich möchte nicht, dass wir uns da jetzt in irgendetwas verrennen.«
    »Wir sollten Signore Angelosanto befragen«, meldete sich Hendrik zu Wort. »Nathalie hat doch gesagt, Radekes Nachbar wäre dazugekommen, als Radeke sie im Treppenhaus rausschmeißen wollte. Wenn Angelosanto bezeugen kann, dass sie zur Tatzeit dort war, ist ja wohl klar, dass sie nichts mit dem Toten zu tun hat.«
    »Kannst du ihn anrufen und ihn für morgen einbestellen?«, bat Brander den Kollegen.
    »Si, Padre.«
    »Kannst du noch mal den Namen sagen?«, fragte Peppi mit verzücktem Blick.
    »Signore Angelosanto«, tat Hendrik Peppi den Gefallen und schenkte ihr dazu

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