Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
wollte er sich vergewissern, dass sie die Leistung des jungen Mannes auch wirklich zur Kenntnis nahm.
Astrid schien ihn nicht zu hören, saß, unpassenderweise über das ganze Gesicht strahlend, am Frühstückstisch und bot Martin Bach gerade eine Tasse Kaffee an.
Walter ließ die drei zurück und eilte erneut zu seinen Kollegen.
~ 10 ~
Am Waldauer Dorfteich bereiteten Judith Brunner und Thomas Ritter die Suche nach Dany bereits vor. Anhand einer kleinen Lageskizze versuchten sie, der Umgebung Leute zuzuteilen.
Walter berichtete kurz.
»So, so. Das Mädchen war nicht mit auf dem Eis? Nach Hause ist es aber auch nicht gelaufen«, konstatierte Ritter und sah zweifelnd auf die Eisfläche. »Hoffentlich ist sie nicht doch da drin.«
»Den Jungen hat jemand herausgeholt. Warum sollte man das Mädchen dann hineinwerfen?« Judith Brunner mochte nicht an diese Möglichkeit denken. »Wir brauchen dringend Verstärkung. Allein können wir Dany nicht rechtzeitig finden.«
»Ich trommle die Freiwillige Feuerwehr zusammen, das müsste sofort klappen«, schlug Walter vor.
Judith nickte und er lief los. »Bin kurz im Büro und komme dann mit der Verstärkung sofort wieder«, rief Walter ihnen, sich nochmals umdrehend, zu.
»Und wir fangen zunächst erst einmal rund um den Teich an, uns nach Dany umzusehen«, wandte Judith Brunner sich an Ritter und seine Leute.
Die Ortspolizeistelle Waldau war praktischerweise in Dreyers Haus eingerichtet worden, wo genügend Räume zur Verfügung standen. Sein größtes Zimmer beherbergte neben einer beachtlichen Bibliothek und einigen gemütlichen Sitzmöbeln auch einen Schreibtisch, ein Telefon sowie einen kleinen Safe. Mehr war in der Regel auf diesem Dienstposten zum Arbeiten nicht nötig.
Die telefonische Benachrichtigung der Freiwilligen Feuerwehr kam ohne Komplikationen in Gang. Wenig später weckte die Sirene auf dem Dach des Wirtshauses »Zur Altmärkischen Schweiz« selbst die letzten Langschläfer im Dorf.
Das Spritzenhaus und die Garage befanden sich in Sichtweite zu Dreyers Büro und in fünf Minuten würde er die Feuerwehrleute einweisen können.
Bis dahin hatte er Zeit, rasch nach dem Fortgang der Schlachterei zu sehen. Heute musste wenigstens das Wurstmachen erledigt werden. Einkochen konnten sie auch morgen noch. Es war kalt genug, um alles frisch zu halten. Allerdings fragte er sich, wer diese Arbeit übernehmen sollte, auf jeden Fall würde er mit den Ermittlungen zu tun haben. Verflixt!
In der kühlen Speisekammer stand das frische Gehackte, das am Abend roh gegessen werden würde, kräftig gewürzt und dazu scharfe Zwiebeln als Krönung. Walter lief das Wasser im Mund zusammen. Zusätzlich stand noch eine große Schüssel Gehacktes zum Einkochen bereit. Der Fleischwolf hatte gut zu tun gehabt.
In der Waschküche würzte der Schlachter gerade großzügig eine ganze Molle voller Schlackwurstmasse. Niemals würde der Mann seine Rezeptur verraten. Salz, Pfeffer, Zucker, Majoran, Muskatnuss, Nelkenpfeffer, Senfkörner und Salpeter – das war erforderlich und allseits bekannt. In welchem Mischungsverhältnis die Gewürze jedoch bei den einzelnen Wurstsorten Verwendung fanden, das machte eben den Unterschied aus. Laura goss vorsichtig etwas Brühe dazu, der Meister schmeckte ab und war zufrieden.
Dem Füllstand der Flasche Klaren nach zählte auch ein reichlicher Schuss Hochprozentiger zu den Wurstzutaten. Wo steckte Alfi Schuler?, fragte Walter sich besorgt, ohne es auszusprechen.
Laura konnte offenbar Gedanken lesen. »Er ist auf dem Dachboden und kümmert sich um die Räucherkammer.«
»Prima!« Walter beneidete die anderen ums Wurstmachen. Es roch inzwischen verführerisch nach herzhaft gewürztem Fleisch. »Heute Abend kann ich sicher wieder mitmachen«, schwindelte er, auf etwas Zeit zum Mittun hoffend.
»Habt ihr schon was?«, wollte Laura auf dem Laufenden gehalten werden.
Ehe Walter ihr antworten konnte, mischte sich der Schlachter ein: »Keine Zeit zum Schwatzen, junge Frau. Hier, immer gleichmäßig abbinden.« Er hatte begonnen, die Füllmaschine zu benutzen und legte die Därme und Bindfadenenden bereit.
Laura musste aufpassen, die Würste in ungefähr gleicher Länge voneinander abzubinden und zusätzlich ein genügend langes Stück Bindfaden für eine Schlinge zu lassen, damit man sie später an einen Haken hängen konnte.
Auf das gute Gelingen der Wurst würde nach der ersten fertigen Sorte abermals angestoßen werden. Walter
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