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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Morgen unterwegs war.«
Und plötzlich fing sie bitterlich zu weinen an. Sie stand mit dem Rücken an ihren Küchentisch gelehnt und schluchzte herzzerreißend.
Walter Dreyer ging zu ihr und nahm sie in den Arm.
Es dauerte lange, bis sich die junge Mutter beruhigte. »Entschuldigen Sie, aber ich habe solche Angst. Jemand wollte Fritzi umbringen. Hat mein Exmann etwas damit zu tun?«
Der prügelnde Widerling? Walter war sich nicht sicher. Bisher hatte er nichts Beunruhigendes erfahren. Das hätte Judith ihm garantiert berichtet.
»Auf den passen wir auf, Frau Bauer, keine Sorge.« Dann tröstete er sie weiter: »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich kann Sie gut verstehen.« Walter tadelte sich wieder wegen seiner Sorglosigkeit in den ersten Tagen. Sie hatten verdammtes Glück, dass noch nichts passiert war und es den Kindern so gut ging. »Es wird dem Kleinen nichts mehr geschehen, glauben Sie mir. Draußen sind meine Kollegen, die rund um die Uhr aufpassen.« Dann hoffte er, sie aufzumuntern: »Und Leon ist ja auch noch da.«
»Leon«, sagte Elvira Bauer tonlos. »Stimmt.«
»Was ist los? Ich hatte den Eindruck, Sie verstehen sich gut.«
»Ja, wir verstehen uns sogar ausgezeichnet. Er ist mir eine große Hilfe und er kann mit den beiden bestens umgehen. Wir lachen so viel zusammen. Es ist alles so einfach mit ihm.«
»Na, das hört sich doch prima an«, fand Walter.
Elvira Bauer sah ihn ernst an. »Das ist es auch, wirklich. Ich bin Leon sehr dankbar dafür. Allerdings, was wird, wenn er sich einen anderen Zeitvertreib sucht?«
»Das ist es? Sie meinen, er macht das nur aus Langeweile?«
»Was soll es denn sonst für eine Erklärung geben? Sehen Sie sich hier mal um! Was haben wir denn zu bieten? Er wohnt oben im Gutshaus, und wir hier.« Sie verstummte.
Irgendwie drängte es Walter, Leon in Schutz zu nehmen, doch hatte er ihn nicht auch für einen Tunichtgut gehalten? Elvira Bauers Bedenken waren nicht von der Hand zu weisen.
Dann erinnerte Walter sich daran, wie er sich gefühlt hatte, als Fritzi neulich einfach seine Hand genommen hatte, und hoffte, die korrekten Worte zu finden: »Ganz sicher ist Leon nicht wegen der Reichtümer hier, die Sie in diesem Häuschen angehäuft haben«, und er nahm Elvira Bauer bei den Händen, »Leon ist hier bei Ihnen, weil er sich mit Ihnen wohlfühlt. Es gefällt ihm, mit den Kindern zusammen zu sein, und es gefällt ihm sicher auch, ihrer bezaubernden Mutter Gesellschaft zu leisten.«
Ein wenig lächelnd, seufzte sie: »Er ist noch so jung.«
Walter musste schmunzeln. »Wie bitte? Das sagen Sie? Selbst kaum aus den Kinderschuhen raus!«
»So jung wie Leon war ich nie.«
Elvira Bauer hatte das mit einem Ernst gesagt, der Walter Dreyer schaudern ließ. Was hatte sie schon alles erlebt und erlitten? Er würde mit Leon ein paar Worte von Mann zu Mann wechseln müssen.
»Weswegen ich eigentlich gekommen bin ... Ich möchte, dass Sie mir noch eine Frage beantworten. Sie haben ja sicherlich mitbekommen, dass meine Kollegen die Gegend hier näher untersucht haben. Ist Ihnen am Mittwochabend oder danach am Haus etwas aufgefallen?«
»Mittwoch?«
»Hm.«
»Nein. Auch danach nicht. Alles war wie immer. Was meinen Sie?«
»Na, haben Sie jemanden gesehen? Oder etwas gehört?«
»Hier am Haus? Nur den alten Berger, den Gärtner vom Gut. Hat wohl immer mal nach dem Rechten gesehen.« Sie sah ihn beunruhigt an, als wittere sie die Gefahr. »Was ist los?«
Dreyer wollte nicht ausweichen, das hatte sie nicht verdient. Er erklärte ihr den Hintergrund seiner Frage und sie begriff prompt.
»Wo soll ich denn hin mit den beiden? Mein Gott! Da nebenan hat der Mann gelegen? Und wenn die Kinder etwas gesehen haben? Wie kann ich hier wohnen bleiben?« Sie fing wieder an zu weinen.
Was sollte Dreyer sagen? Er wusste, dass sie nirgendwohin konnte, geglaubt hatte, hier sicher zu sein. »Frau Bauer, haben Sie die Männer gekannt, die das Haus ausgebaut haben?«
»Sie meinen die Maler?« Sie hatte das nicht ironisch gemeint, obwohl der sichtbare Pfusch der Renovierung das durchaus gerechtfertigt hätte.
Dreyer nickte. »Oder einen der Kraftfahrer, irgendeinen Lieferanten, egal.«
»Nein, wissen Sie, ich war ja während der Zeit kaum hier am Haus. Wir wohnten damals bei einer Freundin in Gardelegen. Ich hatte neu in der Praxis angefangen und bin dann nachmittags wieder in die Stadt gefahren zu den Kindern. Ein, zwei Mal war ich mit den Kleinen hier. Sie waren schon

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