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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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mächtig neugierig.«
»Denken Sie bitte in Ruhe darüber nach, Frau Bauer.« Dreyer holte tief Luft. »Hier habe ich noch ein paar Fotos von Kindersachen. Erkennen Sie etwas?«
Elvira Bauer sah die Aufnahmen unter erneuten Tränen aufmerksam an. »Das sind Fritzis Sachen. Es ist aber nicht alles.«
     
     
    ~ 42 ~
     
    Judith Brunner war inzwischen unterwegs, um mit Franz Rausch, dem Vorsitzenden des historischen Vereins, zu reden. Sie ging zu Fuß und dachte über verschiedene Dinge nach, die ihre recht unverhofft erfolgte Versetzung nach Gardelegen mit sich brachte. Dabei bemerkte sie kaum, dass sie schon ein ganzes Stück auf dem Weg am Wall zurückgelegt hatte und nun an der alten Lateinschule stand. Es war hübsch hier, am alten Holzmarkt, wie sie dem Straßenschild entnahm. Das Pfarrhaus von St. Nicolai schmückte den kleinen Platz. Noch ein Stück in Richtung Stadtmitte und sie stand vor dem Bürgerhaus aus dem 16. Jahrhundert, in dem Rausch wohnte und wo zugleich der historische Verein seinen Sitz hatte.
»Altmärkischer Verein für Heimatgeschichte Gardelegen und Umgegend« war auf einem Emailleschild zu lesen, welches schon bessere Tage gesehen hatte. Zerkratzt und mit einigen abgeplatzten Stellen belegte es eine eigene Geschichte. Es passte gut zu seinem Eigentümer, fand Judith.
Auf ihr Klopfen hin geschah erst einmal gar nichts.
Erst nach ein, zwei Minuten öffnete ein Junge die Tür. Er war weit genug in die Pubertät hineingewachsen, um mit langen, ungewaschenen Haaren gegen die herrschenden Verhältnisse aufbegehren zu wollen. Offenbar hatte er jemand anderen erwartet, denn er starrte sie nur an und war zu keiner Äußerung fähig.
Das besserte sich auch nicht, als Judith sich als Hauptkommissarin Brunner vorstellte.
Wortlos verschwand der Junge und ließ sie vor der offenen Tür stehen.
»Hallo! Herr Rausch«, rief sie in das Haus und ging vorsichtig hinein. Sie betrat eine geräumige Diele mit einem Steinfußboden, der über die Jahrhunderte zwischen den Türen der anschließenden Räume ausgetreten worden war. Gleich rechts wies ein weiteres Emailleschild neben einer massiven Holztür mit schmiedeeiserner Klinke auf den Altmärkischen Verein hin. Judith schloss die Haustür hinter sich und wollte gerade anklopfen, da hörte sie von drinnen zwei laute Männerstimmen.
»Ich habe es so satt mit den Großsteingräbern. Wieso müssen wir immer diesen Kram drucken!«
»Weil es interessant ist und die Leute darüber gern etwas lesen, mein Lieber, das weißt du genau. Er schreibt wirklich gut. Das weißt du auch. Lass bitte deine Eitelkeit aus dem Spiel.«
»Pah!«
»Was meinst du zu den General-Kirchen-Visitationen? Gut geschrieben, oder? Am besten gefällt mir allerdings der Beitrag über die alten Obstsorten in den Klöstern. Herrlich! Ob man die Äpfel wieder züchten könnte?«
»Fand ich auch gut. Allerdings katastrophale Rechtschreibung! Ein Haufen redaktioneller Arbeit. Sollten wir aber trotzdem unbedingt reinnehmen. Aber dieser Großstein ...« Jäh endete der Disput.
Judith Brunner hatte energisch an die Tür geklopft. »Guten Tag meine Herren, ich wollte nicht stören, doch wir waren verabredet.«
»Oh, entschuldigen Sie. Ich hatte ganz vergessen, dass Sie kommen wollten.« Der ruhigere Mann von beiden stand auf und winkte ihr, einzutreten. »Ich bin Franz Rausch. Guten Tag. Das hier ist mein Vereinskollege Dr. Ibendorf. Wir bereden gerade die Beiträge für unser neues Jahrbuch und da habe ich die Zeit vergessen. Tut mir leid.«
Auch Ibendorf gab Judith Brunner nun die Hand und sah Rausch dann fragend an.
»Wir machen morgen weiter. Du kannst ja schon mal überlegen, was wir alles in unseren Bericht über das Vereinsleben aufnehmen wollen. Nicht dass es wieder Ärger gibt, weil sich irgendjemand übergangen fühlt«, komplimentierte Rausch ihn hinaus.
Die Männer wechselten in der Diele noch einige leise Worte und dann kam der Vorsitzende wieder herein. Der Raum war offenbar das Büro des Vereins; durch eine offene Tür war eine Bibliothek zu sehen.
»Setzen Sie sich bitte. Möchten Sie etwas trinken?«
Franz Rausch war ausgesprochen nett. Ein Mann in den Fünfzigern, schlank, leger gekleidet, und ein moderner Haarschnitt verlieh seinem Gesicht sogar etwas Verwegenes.
Judith Brunner nahm sein Angebot an. »Ein Glas Wasser wäre schön.«
Während sie den Hausherrn im Hintergrund mit Gläsern hantieren hörte, konnte sie sich etwas umsehen. Offenbar waren im Haus die

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