Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
gewesen und dort Robert Wolff begegnet sein. Um etwas mehr zu erfahren, führten wir gestern Abend eine Hausdurchsuchung mit recht interessantem Ergebnis durch.« Judith Brunner informierte kurz darüber und schloss ihre Überlegungen hinsichtlich der Bücherbeschaffung an. »Wir müssen in den nächsten Stunden genug Fakten zusammentragen, damit wir Dampmann mehr unter Druck setzen können. Frau Lenz, Sie fertigen bitte ein Verzeichnis der beschlagnahmten Bücher an. Als Sachverständige wird Ihnen Frau Perch helfen. Sie wartet schon in meinem Büro. Unser Waldauer Kollege, Walter Dreyer, wird noch einmal mit Bruno Michaelis, dem Hobbymeteorologen, reden. Wir brauchen eine Erklärung für seine bei Dampmann gefundenen Briefumschläge.«
Dann bat Judith Brunner: »Es gibt sicherlich Neues zu den Spuren an der Kleidung des Jungen?«
»Richtig«, begann Thomas Ritter: »Wir haben von dem Jungen zwar nur die Jeanshose und einen Strickpullover, keine Unterwäsche, Strümpfe, Oberbekleidung, Schuhe. Das Haar am Pullover des Kleinen gehörte seiner Schwester. Interessant könnten aber ein paar graue Wollfasern werden. An Hose und Pullover fanden sich genau solche, wie wir sie auch an der Mistkarre gefunden haben!«
»Mit anderen Worten, derjenige, der die Karre gefahren hat, hat auch die Kleidung des Jungen versteckt«, vergewisserte sich Dr. Grede.
»Ja. Nur brauchen wir Vergleichsproben von der Kleidung eines Verdächtigen. Die haben wir nicht. Von unserem Mordopfer Robert Wolff fehlt lediglich noch ein hellgrauer Kaschmirschal, wenn ich das richtig überblicke. Er hatte ja noch einiges an, als wir ihn bargen. Seinen roten Pullover und seine Sportjacke haben wir in dem verlassenen Reihenhaus bei der Gutsgärtnerei gefunden. Wir sind weiter dabei, daran Spuren zu sichern. Das Hemd ist ihm übrigens definitiv aufgerissen worden, um die Schnitte setzen zu können. Ein Knopf fehlt, zwei weitere Nähstellen für die Knöpfe sind angerissen. Das Hemd selbst ist nicht zerschnitten.« Ritter blätterte in seinen Aufzeichnungen und fuhr fort: »Am Fahrrad des Jungen fanden sich ein paar Hautfetzen, die zum Ermordeten gehören. Mehr Neuigkeiten habe ich nicht.«
Judith Brunner dankte ihm und fragte bei Lisa Lenz nach: »Wie sieht es eigentlich mit dem Testament von Robert Wolff aus? Haben wir das schon?«
Die schüttelte den Kopf. »Es gibt eines, hinterlegt beim Gericht in Meißen, das haben die Mitarbeiter vom Testamentsregister mir am Telefon bestätigt. Um es zu öffnen und uns zuzusenden, ist noch ein Haufen Papierkram nötig.«
»Ich könnte mal diesen Anwalt von Wolff anrufen«, bot Dr. Grede an. »Der hat das sicherlich damals für ihn aufgesetzt. Vielleicht ist er zum Reden zu bewegen?«
»Gut, das spart uns eventuell Zeit«, gefiel Judith die Idee. »Fragen Sie ihn bitte auch, ob er sich um den Leichnam seines Freundes kümmern wird. Dr. Renz hat mich gebeten, ihn jemandem übergeben zu können.«
Irgendwer kicherte, traute sich nach einem Blick von Dr. Grede, der sich gerade eine Telefonnummer aus den Akten abschrieb, jedoch nicht, eine unpassende Bemerkung zu machen.
»Wir brauchen dennoch eine Abschrift vom Testament für die Unterlagen«, bemerkte Judith Brunner und las in ihren Notizen: »Haben eigentlich unsere Kollegen von der Streife den Zeugen in Kakerbeck ausfindig machen können?«
Alle sahen sich ratlos an, das war ihnen offenbar entgangen.
»Ich frage nach«, erbot sich eine gemütlich aussehende Kollegin, die augenscheinlich froh war, aufstehen und etwas tun zu können.
Eigentlich war auch alles beredet. Judith Brunner beendete die Besprechung und nahm Thomas Ritter und Lisa Lenz mit in ihr Büro.
Der große Tisch bog sich fast unter seiner prächtigen Last, und Laura Perch legte vorsichtig ein Buch auf einen Stapel zurück. Sie hatte sich Baumwollhandschuhe übergestreift und gerade behutsam das Bändchen durchgeblättert: Der Vampyr und seine Braut. Ein Nachtstück aus der neuesten Zeit, von Karl Spindler, 1826.
Thomas Ritter erklärte die Aufbauten: »Hier, die Bücher liegen wieder so, wie sie im Schrank gestapelt waren. Die hier lagen rechts oben, die anderen links. Wir haben alles fotografiert und dann in einzelne Kartons verpackt. In drei weiteren Büchern haben wir noch Geld gefunden. Insgesamt sind wir jetzt bei 6000 Mark!«
»Wir machen am besten eine Liste pro Stapel«, schlug Laura vor. »Wie viele Exemplare benötigen Sie?«
Ritter sah Judith Brunner fragend an und die
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