Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisblut

Eisblut

Titel: Eisblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
Vom Netzwerk:
macht mich
ganz verrückt. Mit Ali letztes Jahr, das war nicht so toll gewesen. Mit ihm
wird es bestimmt viel besser!
19. September 2006: Wir waren im Bett! Es
war großartig. Er hat Sachen mit mir gemacht, die kannte ich noch nicht mal aus
dem Fernsehen.
 
29. September 2006: Er hat mir einen
Vibrator geschenkt. Und anderen Kram, mit dem wir rumspielen. Es geht jedes Mal
einen Schritt weiter, und es gefällt mir verdammt gut. Er macht mich total
verrückt. Ich liebe ihn!
5. Oktober 2006: Wir waren an einem Ort, ich
hätte nie gedacht, dass es so was gibt. Ich lerne immer mehr durch ihn. Ich
weiß jetzt, dass ich masochistisch veranlagt bin und dass ich mich nicht dafür
schämen muss. Ich darf es genießen. Ich gehöre ihm, ganz und gar. Gott, wenn
Mama mich dabei sehen könnte!
9. Oktober 2006: Er liebt mich. Er hat mich
zu seinen Freunden mitgenommen. Die Vorstellung, dass er mich an einen oder
mehrere von ihnen ausleiht, hat mich total heiß gemacht. Es ist aber nicht dazu
gekommen.
18. Oktober 2006: Kiki ist eine dumme Nuss,
die tut auch nur so liberal, aber im Grunde ist sie eine Spießerin. Ich weiß
genau, dass sie scharf auf mich ist. Aber als ich ihr gestern vorschlug, mit
ihr eine Nummer zu schieben, wenn er dabei zusehen darf, ist sie voll
ausgerastet. Sie lässt sich nicht die Muschi lecken, damit ein blöder Typ ’nen
Ständer kriegt, hat sie mich angeschrien. Bitte, dann leckt ihr eben niemand
die Muschi, so hässlich wie sie ist, habe ich gesagt. Da bricht die mir doch
fast den Arm, die gewalttätige Kuh!
    Â»Ende der Aufzeichnungen.« Christian legte den Stapel
Kopien zurück auf den Tisch.
    Anna setzte sich auf. »Was für ein Elend!« Christian spürte ein
leises Bedauern, dass Annas Füße nicht mehr auf seinem Schoß lagen, doch er
konzentrierte sich auf das Wesentliche: »Was hältst du davon?«
    Â»Ich würde mich nicht wundern, wenn der Typ, von dem sie schreibt,
erheblich älter als sie wäre. Ansonsten … wenn du willst, sage ich dir morgen ein
paar Sätze dazu. Ich muss das erst mal sacken lassen. Außerdem bin ich todmüde.
Ich habe letzte Nacht so gut wie nicht geschlafen.«
    Â»Ja, natürlich. Entschuldige bitte, dass ich dich so lange
aufgehalten habe«, meinte Christian und erhob sich. »Ich bringe dich nach
Hause.«
    Â»Ist nicht nötig, ruf mir einfach ein Taxi. Ich bin zu faul zum
Laufen.«
    Als das Taxi klingelte und Christian sie an der Tür verabschiedete,
sah er ihr in die Augen und versuchte daraus zu lesen, ob er sie – wenigstens
auf die Wange – küssen dürfte. Er ließ es sicherheitshalber, und nach einem
kurzen Zögern drehte sie sich um und verschwand.

Tag 4: Dienstag, 31. Oktober
    Am nächsten Morgen war Anna schon um acht Uhr auf den
Beinen. Sie hatte die Nacht zwar nicht durchgeschlafen, aber immerhin schon
mehrere Stunden am Stück geschafft. Langsam schien sich ihr Körper wieder auf
den mitteleuropäischen Tag/Nacht-Rhythmus einlassen zu wollen. In ihren
Sportklamotten verließ sie das Haus und trabte langsam an. Einmal das
Kaiser-Friedrich-Ufer rauf und runter, das sollte für den Anfang genügen. Und
dabei nicht in Versuchung geraten, bei Christians fast auf der Strecke
liegenden Wohnung zu klingeln, um ihn zu einem gemeinsamen Frühstück zu
überreden. Das Laufen fiel ihr leicht. Sie war zwar in Kanada überhaupt nicht
gejoggt, aber durch ihr exzessives Kanufahren fühlte sie sich top in Form. Der
seit Tagen andauernde Nieselregen störte sie nicht, im Gegenteil. Sie mochte dieses
leichte kühle Sprühen im Gesicht, es fühlte sich frisch an und sauber. Außerdem
war sie seit Kanada gegen jedes Wetter abgehärtet. Während des Laufens dachte
sie an Uta und Manuela Berger. Dieses Mutter-Tochter-Verhältnis zeigte
deutlich, wie sehr nicht nur Neurosen und Pathologien, sondern jegliche noch so
kleine Irritation in der Persönlichkeitsentwicklung familiär bedingt oder
zumindest angelegt war. Manuela gab ihre verstiegenen Glaubenssätze erfolgreich
an die Tochter weiter, die zusätzlich noch eigene, nicht weniger verstiegene
entwickelte, um sich von der Mutter zu befreien und nicht merkte, wie sie dabei
selbst dem »Schuld und Sühne«-Muster der Mutter verhaftet blieb. Mit Schaudern
dachte Anna an das Verhältnis zu ihren eigenen Eltern. Ihre Mutter hatte ihr
seit

Weitere Kostenlose Bücher