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Eisblut

Eisblut

Titel: Eisblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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wie ’ne heiße
Kartoffel, muss ein echter Arsch gewesen sein. Die Ehe war kaputt, und ihre
Mama hat ab dem Tag gebüßt. Und Uta hat dann Mitleid mit ihrer Mutter gehabt
und langsam eine Wut auf alle Männer entwickelt. Auf ihren Vater und auf den
Bullen insbesondere. Aber meiner Meinung nach hat die Mutter Uta versaut. Weil Uta
sie so auf einen Sockel gestellt hat. Der gefallene Engel oder so was.«
    Â»Was jetzt genau?« Manchmal hatte Volker das Gefühl, weiblichem
Denken nicht ganz folgen zu können.
    Â»Na ja, die Alte hat ab dem Tag auf heilig gemacht. Quasi, um ihren
Kindern zu beweisen, dass sie nicht die dumme, von einem Bullen abgesägte
Schlampe ist, für die sie sich selbst gehalten hat. Da war Schluss mit lustig.
Und Uta hat’s abgekriegt. Kein Make-up, nur noch voll die Spießerklamotte,
Röcke bis übers Knie, und Männer sind alle scheiße. Okay, ist ja auch meine
Meinung, aber ich komme damit klar. Ich wusste schon mit zwölf, dass ich ’ne
Lesbe bin, also Männer eh kein Thema. Aber für Uta war das blöd. Ewig lange hat
sie sich an die Wünsche ihrer Mutter angepasst und fand das ganz normal. Sie
hat ihre Mutter vergöttert. Aber als sie angefangen hat zu studieren, da hat
sie gemerkt, dass es auch anders geht.«
    Mit einem Zug leerte Kiki ihr Bier und bestellte zwei nach. Volker
wollte widersprechen, fügte sich dann aber in sein Schicksal. Blieb nur zu
hoffen, dass Kiki ihm keine Storys auftischte, um an Freibier zu kommen. Denn
dass er zahlen würde, das hatte sie von Anfang an klargestellt.
    Â»Aber so richtig aus sich rausgegangen ist sie dann doch nicht.«
Volker wollte herausfinden, was und wie viel Kiki von Utas heimlichen
Erotik-Experimenten wusste.
    Â»Hast du ’ne Ahnung«, meinte Kiki verächtlich und nahm dankend ihr
neues Bier entgegen.
    Â»Na ja, ’ne Ahnung hab ich schon«, fütterte Volker an, »wir haben
ein Tagebuch von Uta gefunden, da steht wohl so einiges drin. Nur nichts
Genaues.«
    Â»Stehe ich auch drin?«, fragte Kiki, plötzlich sehr verletzlich
blickend.
    Volker log sie an: »Ich selbst hab’s noch gar nicht gelesen. Ein
Kollege hat mir davon erzählt. Von so’n paar kinky Sachen, die sie angeblich
gemacht hat. Aber vielleicht hat sie sich das auch nur ausgedacht.«
    Â»Wie tickst du denn? Warum sollte jemand sein Tagebuch anlügen?«
    Â»Auch wieder wahr.« Volker prostete Kiki zu und versuchte, synchron
mit ihr zu trinken. Er setzte zwar gleichzeitig mit ihr ab, aber sein Bier war
noch fast voll im Gegensatz zu ihrem. Kiki schien in eine gewisse Melancholie
abzudriften. Sie stierte stumm auf ihre Flasche und knibbelte das Etikett ab.
    Sanft fragte Volker sie: »Du warst in sie verliebt, oder?«
    Â»Eigentlich finde ich es bescheuert, wenn sich ’ne Lesbe in ’ne Hete
verknallt. Hab mir immer geschworen, dass mir so was nicht passiert. Kannst sie
ja eh nicht umdrehen. Nur, bei Uta hab ich mir vielleicht eingebildet … weil sie
so ’ne Stinkwut auf Männer hatte … ach, was weiß ich.«
    Â»Hatte sie denn keinen Freund?« Volker wollte endlich ein wenig
vorwärtskommen, bevor Kiki ihn gnadenlos unter den Tisch getrunken haben würde.
    Â»Freund würde ich nicht sagen, da war so ein Typ, mit dem hat sie
gepoppt. Oder was auch immer. Sie war total begeistert. Er würde sie von ihren
Hemmungen befreien und ihr eine neue Welt zeigen, hat sie gesagt. Aber ich hab
ihr das nicht abgenommen.«
    Volker zeigte Mitleid. »War ziemlich unsensibel von ihr, dir das zu
erzählen. Oder wusste sie nicht, dass du in sie verliebt warst?«
    Kiki nahm noch einen Schluck, diesmal einen kleinen. »Sie hatte doch
sonst niemanden, mit dem sie reden konnte.«
    Â»Weißt du, wer der Typ war?«
    Â»Keinen Schimmer. Sie hat nie was Konkretes von ihm erzählt. Kein
Name, nicht woher sie ihn kannte, gar nichts. Hat mich, ehrlich gesagt, auch
nicht interessiert.«
    Sie machte eine Pause und knibbelte wieder am Etikett.
    Â»Was hat er denn mit ihr gemacht?«, fragte sie so leise, dass Volker
es kaum hören konnte.
    Volker nahm einen vollen Zug aus seiner Flasche, um Zeit zu
gewinnen. Es fing gerade an, ihm zu schmecken. Die fetten Rauchschwaden nahm er
kaum noch wahr.
    Â»Das willst du nicht wissen«, sagte er. Kiki sah ihn unendlich
traurig an und knibbelte weiter am Etikett.
    Nach einer weiteren Stunde

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