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Eisblut

Eisblut

Titel: Eisblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Islam propagiert. Beide, sowohl Ahmad als auch Kouros, haben
augenscheinlich weder Verbindungen zu noch Interesse an radikalen Islamisten,
Geheimdienstlern und anderen finsteren Gesellen. Ebenfalls unergiebig die WG-Mitbewohner
von Uta Berger.«
    Pete nickte: »Genau den Eindruck haben die auf mich gemacht.«
    Â»Und die Theatergruppe? Was ist mit Kiki, der Kampftrinkerin?«,
fragte Volker.
    Daniel grinste. »Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, wird es
ein wenig amüsanter. Dieser Alexander Griebnitz hält sich für einen radikalen
Aktionskünstler, der unter anderem Leinwände mit Frauen bemalt, die er nackt in
Farbe tunkt und dann über die Leinwand rollen lässt.«
    Â»Was für ein peinliches Plagiat. Das hat Yves Klein schon Ende der
Fünfziger gemacht«, meinte Karen.
    Christian gab Daniel ein Zeichen fortzufahren. Er hatte jetzt keinen
Sinn für kunstkritische Betrachtungen.
    Â»Keine Vorstrafen, außer einmal mit zehn Gramm Dope erwischt worden.
Frieda Hartz hat immerhin ein paar Mal Sachen im Kaufhaus geklaut, war aber
wohl nur ’ne rebellische Phase gegen ihre reichen Eltern. Auch die anderen in
der Gruppe sind eher öd. Nur Kirsten Nicolai, genannt Kiki, besitzt einigen Unterhaltungswert.
Sie war Mitte der Neunziger die Anführerin einer Art militanten Lesbengruppe,
die sich ›aggressive Amazonen‹ nannten. Die sind rumgezogen, vornehmlich auf
dem Kiez und in Bahnhofsnähe, haben Sexshops überfallen, frauenfeindliches
Gedöns zertrümmert und die dort flanierenden oder gar masturbierenden Männer
mit einer schwer abwaschbaren Farbe eingesprüht, um sie für die Öffentlichkeit
als Wichser und potenzielle Vergewaltiger zu markieren.«
    Â»Auch sehr künstlerisch«, meinte Karen trocken.
    Â»Kiki ist mehrfach wegen Sachbeschädigung festgenommen und einmal zu
mehreren Monaten Sozialdienst verurteilt worden, weil sie einem Typen mit dem
Baseballschläger dermaßen eins übergebraten hat, dass der mit einer
Gehirnerschütterung im Krankenhaus gelandet ist.«
    Â»Diese Kiki ist gewalttätig. Aber so wie es aussieht, richtet sich
ihr Hass ausschließlich gegen Männer«, sagte Pete.
    Â»Vergiss Uta Bergers Tagebuch nicht. Da schreibt sie, dass Kiki ihr
fast den Arm gebrochen hat«, gab Eberhard zu bedenken.
    Christian mischte sich ein: »Weil Uta sie vor einem Mann sexuell
bloßstellen wollte. Damit hat sich Uta so eindeutig auf die falsche Seite
gestellt, dass Kikis Hass sich spontan auf sie übertrug. Aber ich bin mit Pete
einer Meinung: Kiki scheint mir keine zwingende Option als Tatverdächtige zu
sein. Die Art und Weise, wie Uta Berger gequält und misshandelt wurde, ist
nicht nur menschenverachtend sondern auch extrem frauenfeindlich. Kiki müsste
schizophren sein, um so was tun zu können, bei der Leidenschaft, die sie für ihre
Geschlechtsgenossinnen sowohl erotisch als auch politisch an den Tag legt. Was
haben wir noch?«
    Nun waren Eberhard und Volker, für die operative Spurenauswertung
zuständig, an der Reihe. Sie fassten die bisherige Unergiebigkeit der
Zeugenaussagen zusammen. Weder am Offakamp noch am Museumshafen hatte irgendwer
irgendwas Brauchbares beobachtet. Die Spurenlage war unübersichtlich. An beiden
Ereignisorten waren Unmengen von Gegenständen wie Zigarettenkippen,
Papierschnipsel, zerrissene Fahrkarten und tausend andere Dinge gefunden
worden, deren Relevanz für den Fall sich nicht erschließen ließ. Beide Orte
waren von zu vielen Menschen frequentiert, um eindeutige Zuordnungen herstellen
zu können. Insofern war die Tatortbefunddokumentation ausufernd von ihrem Umfang
her und noch längst nicht abgeschlossen. Trotzdem konnten Eberhard und Volker
aufgrund ihrer Erfahrung schon jetzt vermuten, dass die noch zu erstellenden
Schlussfolgerungen aus den Spurenkomplexen wenig erhellend sein würden.
    Die einzigen Hinweise, die an Utas Leiche gefunden wurden, waren
Georg Dassaus Fingerabdrücke. Ansonsten war die Leiche, ebenso wie die von
Dassau, fein säuberlich von allen Abdrücken, Haaren, Hautpartikeln oder
sonstigem verwertbaren Material gereinigt worden, ebenso wie die beiliegenden
Pakete mit den Habseligkeiten der Opfer. Ob diese Zusatzpäckchen die
vollständige Ausstattung der Opfer zum Zeitpunkt der Tat enthielten oder etwas
fehlte, konnte ebenfalls nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Klar war
nur, von Uta Berger

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