Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisblut

Eisblut

Titel: Eisblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
Vom Netzwerk:
von der
militärischen Ausbildung greifen. Aber lassen wir den Punkt vorerst außen vor.
Auch ich denke, dass es der Typ aus dem Tagebuch ist. Er hat sie irgendwo
kennengelernt und gespürt, wie verführbar sie ist. Er geht sexuell immer
weiter. Bis er eines Tages zu weit geht. Wer ist er? Wo hat sie ihn getroffen?
Wieso kennt ihn keiner? Wieso sagt sie an dem Abend zu ihren WG-Mitbewohnern,
sie gehe Kippen holen? War sie wirklich nicht mit ihm verabredet?«
    Karen unterbrach: »Nein, war sie nicht. Sonst hätte sie ihren Buko,
den Beischlafutensilienkoffer, dabeigehabt.«
    Â»Okay, ich will gar nichts über diesen verdächtig weiblichen Koffer
wissen, aber du hast vermutlich recht. Sie wollte also wirklich nur Kippen
holen. Dann hätte er sie zufällig unterwegs getroffen, was wiederum gegen sein
planmäßiges Vorgehen spräche. Da liegt was schief, lasst uns das im Auge
behalten. Aber weiter: Der Mann nimmt sie planmäßig oder zufällig mit, Samstag
Nacht, vermutlich nach drei Uhr, lädt er die Leiche am Offakamp ab. Der
Zeitpunkt erscheint mir zwingend, sonst hätten wir Georg Dassaus Fingerabdrücke
nicht am Sack finden können, da er laut glaubwürdiger Zeugenaussage seines
Kumpels bis halb drei mit ihm zusammen war. Vielleicht hat er nicht nur die
Leiche gesehen, sondern auch den Mörder. Der hat jedenfalls einen triftigen
Grund, Dassau mitzunehmen. Interessant ist, dass er ihn nicht an Ort und Stelle
tötet. Ich hätte gedacht, nach der Ermordung Uta Bergers sollte sein Trieb erst
mal gestillt sein. Aber er setzt noch einen drauf. Er gibt sich mit dem
Obdachlosen nicht so viel Mühe wie mit Uta, das mag an seinem relativen
Befriedigtsein durch den ersten Mord liegen, vielleicht aber auch daran, dass
Dassau ein Mann ist. Vermutlich beides.«
    Â»Wie gehen wir weiter vor?«, fragte Eberhard.
    Aller Augen waren nun auf Christian gerichtet.
    Christian antwortete: »Wir konzentrieren uns neben den üblichen
Verdächtigen auf Uta Bergers privaten Bereich. Was hatte sie noch für Kontakte
außer denen, die wir bisher kennen? Kommilitonen im Hauptfach, Sportverein,
alte Schulfreunde, was weiß ich. Volker und Herd, ihr macht weiter mit der
Spurenanalyse, und wenn ihr euch zwischendurch langweilt, dürft ihr euch in
einschlägigen S/M-Schuppen rumtreiben. Vielleicht ist sie mit
ihrem Freund, diesem Phantom, ja mal irgendwo aufgetaucht. Nehmt euch so viel
Unterstützung aus dem Polizeipräsidium, wie ihr kriegen könnt. Das gilt für
alle. Holt Leute von der Sitte dazu, am besten sucht euch Arne Franke welche
aus, der kennt sie alle. Ansonsten wisst ihr ja, wer für uns arbeitet und wer
gegen uns. Ich nehme nicht an, dass sich daran in den letzten Monaten viel
geändert hat. Karen, du nimmst dir mit Mohsen und wem du sonst noch traust mal
die Obduktionsberichte der letzten, sagen wir mal zwölf Monate vor. Ich weiß,
das ist eine Heidenarbeit. Aber vielleicht hat unser Killer schon früher
zugeschlagen, und der Mord wurde nicht als solcher erkannt. Du weißt ja, wie
oft das passiert.«
    Karen nickte bedauernd, man wusste nicht genau, ob sie einen Horror
vor der aufwendigen Recherche hatte oder vom erschütternd hohen Prozentsatz
falsch ermittelter Todesursachen betrübt war. Christian wandte sich an Daniel:
»Hast du die Zeugenaussagen gespeichert? Ich würde mir gerne mal die von Uta
Bergers Bruder … ach, scheiße!«
    Â»Was scheiße?« Daniel war irritiert.
    Christian sah auf seine Uhr, es war schon kurz nach halb elf. »Der
versucht seit heute Morgen, mich zu erreichen. Ich habe ihn immer weggedrückt,
hatte andere Dinge zu tun.«
    Â»Wieso seit heute Morgen? Du bist offiziell erst seit dem späten
Vormittag wieder im Team, und das hat sich wohl kaum schon bei den Zeugen
herumgesprochen.« Pete sah Christian überrascht an.
    Christian nahm einen Schluck Bier. »Ich kenne Manuela Berger von
früher. Hatte vor fünf Jahren eine Affäre mit ihr. Ihr Sohn Lars weiß das.
Manuela war gestern in aller Herrgottsfrühe hier und hat verlangt, dass ich den
Mörder ihrer Tochter finde. Und ihn für sie töte.«
    Â»Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.« Petes Miene war ernst.
    Â»Ich weiß«, gab Christian zu, »aber wir werden den Kerl fassen. Und
zwar lebendig. Das verspreche ich euch.«

Tag 5: Mittwoch, 1. November
    Yvonne hatte eine

Weitere Kostenlose Bücher