Eischrysanthemen
kleinen Lächeln wissen. Ihm war klar, dass Marianne einen Blick für solche Dinge hatte, und gerade machte es ihm wenig aus, dass sie ihn durchschaute. Sie antwortete auf seine Gegenfrage nicht sofort, sondern rollte den Kopf von einer Seite auf die andere.
„Ich denke, dass es etwas mit deinem Lover zu tun hat, weil du sonst nicht so bedrückter Stimmung wärst. Auf der anderen Seite siehst du auch aus, als wenn du ziemlich guten Sex gehabt hättest.“ So unverblümt konnte es wirklich nur Marianne formulieren, und Vincent brach in Lachen aus. Genau das war es, was er gerade brauchte. Wahrscheinlich war Marianne nicht die ideale Person für dieses Thema, aber er musste mit jemandem reden, sich jemandem anvertrauen, sonst würde er noch zusammenbrechen.
„Du hast mit beidem recht, und ich weiß nicht, was ich tun soll, denn ich habe mich in eine ziemlich blöde Situation gebracht“, sagte er schließlich und fuhr sich mit den Händen durchs Haar.
„Erzähl mir, worum es geht, und ich werde versuchen dir zu helfen. Vielleicht habe ich einen anderen Blick darauf, einen weiblichen “, schlug Marianne vor und nippte an ihrem Tee.
Vincent war sich erst nicht sicher, was er ihr berichten sollte und darum entschied er sich, die Sache möglichst ungenau zu halten, ohne wichtige Teile auszulassen.
„Andrews ist an einer Sache dran, die einem Freund von mir sehr schaden könnte. Ich habe es erst gestern erfahren. Um genau zu sein, hat es mir Andrews selbst unter die Nase gerieben, weil er sich erhofft hat, dass ich ihn unterstützen würde. Das habe ich aber nicht vor.“ Eigentlich reichte schon alleine die Erwähnung von Andrews, um Marianne das Gesicht verziehen zu lassen, und wäre die Sache nicht so ernst, dann hätte Vincent es vielleicht sogar amüsant gefunden.
„Ist es denn wahr, was Andrews herausgefunden hat? Kann man es vielleicht entkräften?“, bohrte Marianne sehr konzentriert nach.
Vincent schüttelte den Kopf.
„Von einem bestimmten Standpunkt aus gesehen, ist es schon wahr, aber dann wieder auch nicht. Es ist ... Es ist ziemlich kompliziert, und wenn Andrews tatsächlich veröffentlichen sollte, was er weiß, dann wird er meinen Freund in ziemliche Schwierigkeiten bringen.“ Vincent seufzte und fuhr sich wieder durchs Haar. Mit Gabriel hätte er ganz offen sprechen können, dieser hätte ihm vielleicht sogar einen praktischen Rat gegeben, aber mit Marianne war es schwieriger.
„Wie ernst?“, erkundigte sie sich weiter, was Vincent doch nach seinem Tee greifen ließ, um einen kleinen Schluck zu nehmen.
„Sehr ernst. Noch ernster geht es nicht“, antwortete er leise und angespannt.
„Hört sich nicht gut an. Andrews wird nicht einfach aufgeben. Er ist ein Aasfresser, und wenn du ihm nicht irgendwie den Mund stopfen kannst, dann wirst du es mit freundlichen Bitten ganz sicher nicht hinbekommen.“ Das war in etwa die gleiche Zusammenfassung, zu der auch Vincent gekommen war. „Ich würde ja sagen, dass du ihm einfach eine reinhauen solltest, aber das wird bei einem Kerl wie ihm nichts nützen.“ Das meinte Marianne ganz sicher nicht ernst, aber Vincent war dankbar dafür, dass sie ihn aufzuheitern versuchte.
„Hat dieser Kerl denn selbst nichts an den Hacken kleben? Er müsste doch schon eine ganze Armee an Leuten haben, die nicht gut auf ihn zu sprechen sind“, sprach sie weiter und begann eine lange Haarsträhne um die Finger zu wickeln.
Vincent kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie angestrengt nachdachte und ihm wirklich helfen wollte.
„Aber keiner von ihnen kann ihm was anhaben. Sonst hätte er längst mehr Klagen am Hals, als Haare auf dem Kopf.“
„Wie schafft er es eigentlich immer, an solche Informationen zu kommen? Woher hat er diese Kontakte? Und warum hat ihn noch keiner verklagt? Die Sachen, die du von ihm erzählt hast, sind doch nicht normal!“
„Sobald jemand tatsächlich einen Anwalt einschaltete, zog er alles zurück. Aber was einmal in einem Schmierblatt abgedruckt wird, ist eben geschrieben und kann nicht mehr zurückgenommen werden. Ein Prozess würde die Sache nur noch einmal wieder hochkochen lassen, und das wollen die meisten Beteiligten nicht.“ Er stockte und sah Marianne mit aufgerissenen Augen an. Ihm war eine Idee gekommen, die ihn elektrisiert hatte.
„Was ist?“, fragte Marianne, die sich automatisch vorgebeugt hatte und Vincent gespannt ansah.
„Ich dachte gerade daran“, Vincent stockte. Er schüttelte den Kopf, weil er sich
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