Eischrysanthemen
wäre auf jeden Fall dumm gewesen, es nicht zu versuchen. Zufrieden mit seiner Entscheidung schloss er die Augen, nur für einen Moment, wie er sich noch sagte, und schlief nur wenige Augenblicke später ein.
Die unbequeme Lage war es, die Vincent am Morgen weckte. Seine Muskeln fühlten sich etwas steif an, als er sich aufraffte um aufzustehen. Er brauchte jetzt erst einmal einen Kaffee. Kira würde irgendwann im Laufe des Vormittags kommen. Schon alleine der Gedanke hob Vincents Laune. Wie er Kira das alles erklären sollte, wusste er noch nicht, aber er machte sich keine Sorgen darüber. Wenn es erst einmal soweit wäre, dann würde ihm schon etwas einfallen.
Ein kleines Frühstück und ein Dusche später fühlte er sich ausgeruht und munter. Er machte sich daran sein Wohnzimmer etwas aufzuräumen und bezog sogar das Bett im Schlafzimmer frisch, falls sie doch in den Laken landen sollten. Wahrscheinlich war es etwas unreif, so zu denken, aber Vincent konnte nicht abstreiten, dass sein Herz wie verrückt zu klopfen begann, wenn er an ihn dachte. Das, was er bei Gabriel so fröhlich als Bumsbesoffenheit betitelt hatte, hatte ihn nun selbst voll im Griff. Und es war eindeutig mehr, als nur die euphorische Heiterkeit nach einem Beischlaf.
Vincent war geduscht, rasiert und in bester Laune, als es an der Tür klingelte. Selbst seine leicht verspannten Muskeln verloren an Bedeutung, als Kira vor ihm stand. Er trug einen langen Mantel, unter dem ein helles Hemd hervorlugte.
„Bin ich zu früh?“, fragte er, als er wachsam eintrat und sich gleichzeitig in Vincents Wohnung umblickte.
„Wie kommst du darauf?“, erkundigte sich Vincent überrascht, während er ihm den Mantel abnahm und aufhängte. Innerlich freute er sich wie ein Kind, das kurz davor war, ein wunderbares Geschenk zu erhalten. Kira sah ihn abwartend an, den Kopf ein wenig schief gelegt. Er wirkte fast wie vor ihrem ersten Interview.
„Nun, du bist etwas außer Atem und siehst aus, als hättest du noch etwas zu tun gehabt, bevor ich komme.“
Vincent schüttelte den Kopf, und Kiras Miene hellte sich augenblicklich auf. Er griff nach Vincents Hand und zog ihn zu sich.
„Sag bloß, du bist so hektisch zur Tür gehetzt, um mich nicht davor warten zu lassen“, murmelte er lächelnd und war drauf und dran Vincent zu küssen. Das fing doch schon mal genauso an, wie es sich Vincent ausgemalt hatte. Was ihn anging, konnte er sehr gut damit leben, wenn sie das Schäferstündchen vor das Mittagessen schoben.
Soweit kam es jedoch gar nicht, denn ihre Lippen hatten sich noch nicht einmal richtig berührt, als es schon wieder klingelte, gefolgt von einem hektischen Klopfen. Vincent verzog das Gesicht und blickte Kira fragend an. Seinetwegen konnten sie so tun, als wäre er nicht zu Hause, denn ihm stand nicht im Geringsten der Sinn danach, sich an diesem Tag von irgendwem stören zu lassen.
„Vincent? Bist du da?“ Es war Mariannes Stimme, die durch die Tür zu ihm drang.
Frustriert lehnte Vincent den Kopf gegen Kiras Stirn. Jeden anderen hätte er ohne Gewissensbisse abgewimmelt, aber bei Marianne war es eben etwas anderes. Kiras kraulende Hand in seinem Nacken, die süße Schauer über seinen Rücken sandte und ihm Dinge versprach, die er am liebsten auf der Stelle gehabt hätte, ließ ihn schweigen.
„Geh schon, wir haben noch den ganzen Tag für uns.“ Kira überraschte Vincent mit diesem Vorschlag. Beim letzten Zusammentreffen hatte er deutlich eifersüchtig auf Marianne reagiert. Nun zeigte er sich jedoch großzügig. Es dauerte etwas, bis bei Vincent der Groschen fiel. Das war Kiras Dank, weil Vincent am Tag zuvor so felsenfest zu ihm gestanden hatte.
„Ich werde mich beeilen.“ Vincent hauchte einen Kuss auf Kiras Lippen und löste sich dann von ihm. „Du kannst es dir in der Zwischenzeit schon mal im Wohnzimmer bequem machen“, rief er ihm noch über die Schulter zu, als er schon die Tür öffnete und einen Moment später einer blassen Marianne ins Gesicht blickte. Ihm sank das Herz in die Hose, denn so sah sie üblicherweise nicht aus.
„Ist etwas passiert?“, fragte er sofort alarmiert.
Marianne nickte.
„Meine Katze ist auf den verdammten Sims links von meinem Fenster geklettert. Du weißt doch, da, wo gar kein Fenster ist, sondern nur diese schmale Lüftung. Nun kommt sie nicht mehr zurück.“ Sie hörte sich an, als wenn sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen würde.
Vincent verfluchte die Katze, als er auf den Flur
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