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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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das heißt, sie faulten ihm buchstäblich in den Stiefeln. Probus, der vermutlich nie lernen würde, beide Beine auf einmal zu gebrauchen.
    Ascanius, das kesse Stadtbürschchen aus Patavium, dessen Witze gut gewesen wären, wenn er sie nur nicht immer ohne jedes Gespür für Ort und Zeit erzählt hätte. Dann der, dessen ländlichen Dialekt keiner verstehen konnte; der mit der großen Nase; der mit dem Mordsgemächt; und schließlich der ohne jedes Merkmal. Meine Mutter hätte keinem von ihnen einen Kochtopf überm Feuer anvertraut.
    Mir übrigens auch nicht.
    Beim Abmarsch von Vetera sahen wir aus wie eine zerzauste Kaufmannskarawane, die nach fünfzehntägigem Sandsturm aus der arabischen Wüste taumelt. Neunzehn von zwanzig Rekruten hatten noch nie länger als drei Meilen auf einem Pferd gesessen; der zwanzigste war Lentullus, der noch nie auf irgend etwas mit vier Beinen geritten war. Alle hatten sie unstet wandernde Blicke; ihre Ohren ragten wie Schiffspaddel hinter dem Wangenschutz vor, und ihre Schwerter wirkten viel zu groß für sie. Die Pferde stammten zwar aus Gallien, was für einen guten Stammbaum bürgte, aber sie waren trotzdem noch unansehnlicher als unsere Rekruten.
    Justinus und ich ritten vorneweg und versuchten, so adrett wie möglich auszusehen; keine leichte Aufgabe, weil der kleine Hund des Tribun unseren Gäulen ständig kläffend zwischen die Beine fuhr. In der Mitte des Zuges hatten wir Dubnus untergebracht, der ein O-beiniges Pony ritt, an dessen Zaumzeug ein unmelodischer Satz Schafsglocken bimmelte. Wir hießen den Hausierer, sie mit Werg zu umwickeln, doch das fiel schon nach der ersten Meile wieder ab. Helvetius ritt als letzter und hatte alle Mühe, die Meute zusammenzuhalten. Untermalt vom Ding-Dong der Schafsglocken, hörten wir die monotonen Flüche, mit denen er seine Jungs antrieb.
    Neben dem Hausierer ritt Helvetius’ Diener, ein Luxus, der ihm als Zenturio zustand und um den wir ihn heftig beneideten. Er kümmerte sich um seine Ausrüstung und um sein Pferd, war aber sonst ein rechter Jammerlappen. Während wir ihn abzuwerben versuchten, lag er Helvetius ständig mit der Bitte in den Ohren, ihn doch nach Moesia versetzen zu lassen (Moesia ist eine schaurige Garnison am trostlosesten Zipfel des Schwarzen Meers). Justinus, dem seinem Rang nach ein ganzes Gefolge zugestanden hätte, war bezeichnenderweise ganz ohne Domestiken unterwegs. Er sagte, unsere Exkursion sei zu gefährlich, als daß man den Troß unnötig aufblähen dürfe. Ein exzentrischer Mensch! Wer hätte je gehört, daß ein Senator solche Rücksichten auf seine Sklaven nahm? Doch ich muß zugeben, daß Justinus, obwohl er verhätschelt und im Luxus aufgewachsen war, nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Hund versorgen konnte.
    Wir trugen alle Panzer. Sogar ich. Nach langem Suchen hatte ich einen Waffenschmied aufgetan, der mir einen wirklich passenden Brustharnisch heraussuchte.
    »Tja, im Moment haben wir jede Menge Auswahl!« Der glatzköpfige Mensch mit dem leicht gallischen Akzent und dem trockenen Humor war wie geschaffen für seinen Beruf. Woher sein reich bestücktes Ausrüstungslager stammte, war nicht schwer zu erraten; manche Stücke trugen noch die Namen der gefallenen Vorbesitzer. »Aber wollen Sie tatsächlich so auffällig im Feindesland herummarschieren? Warum geht ihr nicht alle im Jagdkostüm und vertraut darauf, daß man euch zwischen den Bäumen nicht sieht?«
    Ich rollte mit den Schultern und prüfte das vertraute Gewicht, das kalte Brennen der Rückenscharniere durch die Tunika, während ich mir die Eisenplatten über der Brust zuhakte und ein rotes Halstuch unter die Halsberge stopfte. Es war lange her. Ich zappelte in der Rüstung wie ein Krebs in einer Hummerschale.
    »Tarnung würde uns nichts nützen, Schmied. Die Männer dort sind allesamt größer und kräftiger als wir, bleiche Kerle mit Schnurrbärten, so lang, daß sie den Boden damit aufwischen könnten. Zwanzig braungebrannte Jungs mit Glutaugen und nacktem Kinn erkennen die doch meilenweit als Römer. Nein, nein, sowie wir die Grenze passieren, kann es uns an den Kragen gehen. Da geben einem Brustharnisch, Bauchreifen und Schamkapsel wenigstens ein trügerisches Gefühl von Schutz und Sicherheit.«
    »Und was, wenn’s wirklich brenzlig wird?«
    »Ach, ich hab’ schon einen Plan.«
    Darauf ging er nicht weiter ein. »Schwert?«
    »Danke, da habe ich mein eigenes.«
    »Speere?«
    »Haben wir eine ganze Schiffsladung dabei.«

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