Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Gedanken über Ihre Zukunft. Sie heißen Florius Gracilis. Ihre Legion ist die Vierzehnte Gemina, und man kann nur beten, daß die Soldaten erfahren genug sind, um einen Legaten zu überleben, dessen Einstellung zu seinem Kommando von so beispielloser Nachlässigkeit ist.«
    »Hören Sie …«
    »Oh nein, jetzt werden Sie mir zuhören! Ich habe Sie gerade dabei ertappt, wie Sie Armeewaffen für Privatzwecke verwenden, noch dazu auf der falschen Rheinseite und in einer Gesellschaft, die der Kaiser gewiß in höchstem Maße anrüchig finden wird …«
    Einer der Jagdhelfer des Legaten machte plötzlich eine obszöne Handbewegung. Ich erkannte die rasche, verstohlene Geste ebenso wieder wie das gespaltene Kinn und die höhnische Visage.
    Ich sah dem Mann fest in die Augen. »Sie sind aber sehr weit weg von Lugdunum!« sagte ich.

LVIII
    Der Gallier, den ich zuletzt im Streit mit den beiden germanischen Töpfern gesehen hatte, pflanzte sich drohend vor mir auf. Ich war gewissermaßen in einer anderen Welt gewesen, seit ich auf dem Weg nach Obergermanien durch seine Provinz gekommen war, doch jetzt sah ich alles wieder vor mir: das Spektakel in Lugdunum, die Leichen der beiden unglücklichen Töpfer in der Fossa … Der hünenhafte Gallier machte den Mund nicht auf. Mir war’s recht. Ich war nicht erpicht darauf, mich hier draußen, wo ich schutzlos war, mit ihm anzulegen. Und aufgeschoben war schließlich nicht aufgehoben.
    Ich spürte Helvetius’ schwache Bewegung mehr, als daß ich sie sah. Aber ich wußte instinktiv, daß er mich warnen wollte. Und plötzlich begriff ich, warum der Zenturio mit zwei Speeren im Leib hier lag. Unser Gespräch vor unserer Abreise aus Moguntiacum fiel mir ein. Auch er hatte ja den Streit zwischen den gallischen Töpfern und Bruccius und seinem Neffen in Lugdunum mitangesehen und war sogar Zeuge gewesen, als die beiden später verfolgt wurden. Vielleicht hatte der Gallier umgekehrt auch Helvetius gesehen? Vor Gericht würde das Wort eines Zenturio genügen, um einen Provinzhandwerker zu verurteilen. Einem Mann, der bereits zweimal getötet hatte, war es wahrscheinlich wie ein Geschenk der Götter erschienen, als er Helvetius ganz allein hier draußen in der Wildnis entdeckte.
    Ob Florius Gracilis wußte, was für ein »Unfall« dem Verwundeten zugestoßen war? Der Miene nach, mit der er Helvetius betrachtet hatte, war er wohl nicht am Komplott beteiligt. Korrupte Geschäfte waren eine Sache, aber sich in einen Mord verwickeln zu lassen, das wäre für einen Mann in seiner Position denn doch zu töricht gewesen.
    Da er nicht die ganze Geschichte kannte, verlegte Gracilis sich erst einmal auf die diplomatische Tour. Er glaubte offenbar, daß man ihm seine Beteiligung an dem Lizenzbetrug nicht würde nachweisen können, und wähnte sich somit relativ sicher. »Eine Tragödie«, murmelte er. »Wenn ich irgendwie helfen kann …? Tut mir wirklich leid, aber Unfälle passieren nun mal. Meine Reise war von Anfang an eine einzige Katastrophe. War mit einem Hausierer verabredet, der sich brüstete, er könne mir den Schauplatz der Varusschlacht zeigen. Ein Gauner, wie er im Buche steht! Hat bei mir für seine Ausrüstung kassiert und sich dann nie mehr blicken lassen.« Dubnus!
    »Wenn Sie einen Ubier mit hängender Oberlippe meinen, der immerzu was zu meckern hat – den habe ich kassiert«, sagte ich. Meine Position festigte sich um einiges. Dubnus wußte, daß der Legat sich Vergnügungsreisen auf Staatskosten gönnte, und wenn ich Dubnus hatte … Ich sah, wie Gracilis die Augen zusammenkniff; er hatte kapiert. Zur Sicherheit setzte ich noch eins drauf: »Dieser Hausierer hat uns übrigens an die Brukterer verraten, und das gleiche Schicksal hatte er bestimmt auch Ihnen zugedacht.«
    »Ach, das würde er nicht wagen!« Selbst nach jahrelanger Erfahrung im Umgang mit Senatoren verschlug mir soviel Arroganz immer noch die Sprache.
    Irgendwie mußten wir nach Hause kommen. Also versuchte ich, mit dem Legaten einen Handel abzuschließen. »Wenn dieser Gallier ein Freund von Ihnen ist«, sagte ich frech, »dann sollten Sie vorsichtig sein. In Cavillonum liegen nämlich zwei Leichen, für deren Tod man ihn zur Rechenschaft ziehen könnte.« Und jetzt zeigte ich ihm das Schlupfloch. »Die Opfer gehörten aber in Ihren Hoheitsbereich. Deshalb wird die Germanensiedlung in Moguntiacum darauf vertrauen, daß Sie sich des Falles annehmen.«
    Ich hatte ihn richtig eingeschätzt. »Hört sich an, als käme

Weitere Kostenlose Bücher