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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mich, daß es nicht die Vierzehnte ist – ein unhöfliches Pack, diese Legion. Ich habe denen gerade eine Trophäe gebracht – und die Banausen verweigern mir eine Unterkunft!« Schamlos, dieser Wink mit dem Zaunpfahl, ich weiß.
    Justinus lachte. »Wenn das so ist, schlage ich vor, Sie übernachten bei mir. Kommen Sie! Ich habe den ganzen Tag versucht, diesem Haufen Vernunft einzutrichtern, jetzt sehne ich mich direkt nach meinem abgedunkelten Schlafzimmer.« Wir gingen los. »Was führt Sie denn her, Marcus Didius?«
    »Ach, nichts Besonderes. Ich bin im Auftrag Vespasians hier. Hauptsächlich Routine. Ein bißchen Beschäftigungstherapie für die Freizeit – Aufständische bezwingen und ähnliche Spielchen«, scherzte ich. »Zum Beispiel gilt es, einen verschwundenen Legaten aufzuspüren.«
    Sichtlich verblüfft, blieb Justinus wie angewurzelt stehen.
    »Was ist denn, Tribun?«
    »Sagen Sie, hat der Kaiser sich etwa die sagenhaften Weissagungsmethoden der Etrusker beschafft?«
    »Wieso? Stimmt was nicht?«
    »Wirklich, Falco, Sie setzen mich in Erstaunen! Genau das habe ich eben mit meinem Kollegen zu klären versucht. Ich begreife nicht«, murmelte er, »wie Vespasian so rasch erfahren konnte, daß in Germanien was faul ist … Also sowas: Er schickt Sie her, noch bevor mein Kommandant sich überhaupt entschieden hat, ob er Rom benachrichtigen soll oder nicht!«
    Als ihm endlich die Puste ausging, fragte ich schlicht: »Wollen Sie mir das nicht näher erklären, Justinus?«
    Er linste verstohlen über die Schulter und sagte dann, obwohl wir ganz allein über den Exerzierplatz gingen, vorsichtshalber mit gedämpfter Stimme. »Florius Gracilis ist schon seit Tagen nicht mehr gesehen worden. Die Vierzehnte will es nicht mal meinem Stabschef eingestehen, aber wir von der Ersten haben den Verdacht, daß ihr Legat verschwunden ist!«

XVIII
    Warnend legte ich dem Tribun die Hand auf den Arm, winkte Xanthus und sagte ihm, er solle vorausgehen und gegenüber dem Haupttor auf uns warten. Er schmollte, hatte aber keine andere Wahl. Wir sahen ihn davonschlappen; erst zog er demonstrativ die Füße durch den Staub, doch bald besann er sich darauf, das türkisgrüne Leder seiner eleganten Riemchenschuhe zu schonen.
    »Wer ist das eigentlich?« fragte Justinus argwöhnisch.
    »So genau weiß ich das nicht.« Ich maß ihn mit starrem Blick, für den Fall, daß er annahm, ich hätte mir diesen Reisegefährten freiwillig ausgesucht. »Aber wenn Sie sich ein paar Stunden richtig langweilen wollen, dann lassen Sie sich mal von ihm erzählen, warum spanische Rasiermesser die besten sind und was das Geheimnis germanischer Gänsefettpomade ist. Er hat sich mir aufgedrängt – als Tourist. Ich habe allerdings den Verdacht, daß er in weniger harmloser Mission unterwegs ist.«
    »Wer weiß, vielleicht hat er Fernweh.« Jetzt fiel mir wieder ein, daß Helenas Bruder sich einen geradezu kindlich rührenden Glauben an das Gute im Menschen bewahrt hatte.
    »Vielleicht – vielleicht auch nicht! Ich habe ihn hier jedenfalls als Vespasians Spitzel eingeführt.« Justinus, der bestimmt von meinen eigenen verdeckten Ermittlungen wußte oder zumindest von meiner Vergangenheit gehört hatte, lächelte still vor sich hin.
    Während wir noch warteten, bis Xanthus außer Hörweite war, blähte ein plötzlicher Windstoß unsere Mäntel und wehte ein charakteristisches Geruchspotpourri herüber: Ich schnupperte Reitstall, geöltes Leder und Schmorbraten Marke Massenverpflegung. Staub wirbelte auf und setzte sich prickelnd an unseren bloßen Waden fest. Und jetzt schlugen auch die Geräusche des Lagers an unsere Ohren, gedämpft wie der Klang einer Wasserorgel, die langsam in Schwung kommt: metallenes Hämmern; quietschende Wagenräder; das dumpfe Klacken von Holz gegen Holz, das die Sparring-Übungen der Rekruten begleitete; und zwischendurch die gellende Stimme eines Zenturio, der seine Befehle brüllte.
    »Ein unbelauschteres Plätzchen als hier finden wir wohl kaum. Also, Justinus, was ist hier los? Und vor allem: Was ist mit Gracilis?«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Er ist nur seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen worden.«
    »Ist er vielleicht krank – oder auf Urlaub?«
    »In dem Fall wäre es mehr als unhöflich, daß er den Legaten der Schwesterlegion im selben Lager nicht unterrichtet hat.«
    »Schlechte Umgangsformen wären ja nun wahrhaftig nichts Neues bei der Vierzehnten!«
    »Zugegeben. Wir sind ja eigentlich auch erst

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