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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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höhnte der Präfekt.
    »Wenn schon, dann eher für künftige.« Jetzt galt es, die Schrauben etwas fester anzuziehen. »Sie sind doch derjenige, der die Vierzehnte rauspauken muß, wenn’s drauf ankommt. Also – reden wir über Gracilis.«
    »Was gibt’s da zu sagen?« fragte Juvenalis leichthin. Er gab sich ganz locker. Aber mich konnte er nicht täuschen.
    »Ich muß ihn sprechen.«
    »Das läßt sich einrichten.«
    »Wann?«
    »Bald.«
    »Gleich?«
    »Nicht sofort.«
    Ich trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Oktober ist in Obergermanien wohl kaum die Zeit, die ein Legat sich für einen heimlichen Urlaub aussuchen würde.«
    »Er hört nicht auf meinen Rat.«
    »Vielleicht sollte er das!« Grobe Schmeichelei verfing auch nicht. Lagerpräfekten sind von Haus aus unbescheiden. Der hier fand mein Lob selbstverständlich. »Womöglich ist es ein Fehler Ihres Legaten, daß er keinen Rat annimmt. Wie ich höre, hat er sich in letzter Zeit öfter mal unbeliebt gemacht.«
    »Gracilis hat seine eigenen Methoden.« Er verteidigte seinen Vorgesetzten, wie es sich gehörte. Dennoch sah ich das Flackern in seinen Augen – auch der Präfekt ärgerte sich also über die aggressive Art des Legaten.
    »Wo steckt er denn nun? Hinter einem Weiberrock her oder auf der Flucht vorm Gerichtsvollzieher?«
    »Unterwegs in amtlichen Geschäften.«
    »Und wo? Ich bin schließlich auch in amtlicher Eigenschaft hier.«
    »Seine Mission ist aber streng geheim«, frohlockte er, wohl wissend, daß ich mein Pulver verschossen hatte. Leute wie er können einen Mann danach einschätzen, wie der seine Stiefel schnürt. Meine waren wohl verkehrtherum gebunden.
    »Ich habe meine Befehle, Präfekt. Und wenn ich die nicht ausführen kann, muß ich womöglich einen Boten mit entsprechender Rückfrage nach Rom schicken.«
    Auf Juvenalis’ Lippen spielte ein mokantes Lächeln. »Ihr Bote würde nicht weit kommen.« Ich überlegte schon, wieviel ich wohl noch von der guten alten Rauchsignalsprache zusammenbekommen würde, als er mir zuvorkam: »Und zum Signalturm haben Sie keinen Zutritt.«
    »Brieftauben gibt’s wohl keine in Moguntiacum?«
    Ich tat so, als würde ich meine Niederlage mit Fassung tragen. Immerhin wollte ich nicht in einer der kleinen Zellen neben dem Haupttor landen, mit einer Schüssel Hafergrütze als Tagesration. Ich versuchte es mit einem anderen Trick. »Hören Sie, Präfekt, ich bin hierher geschickt worden, um die politische Lage zu peilen. Wenn ich keine Audienz bei Gracilis kriegen kann, dann muß ich mich eben an Sie halten. Also, wie ist die Stimmung bei den Germanenstämmen?«
    »Petilius Cerialis hat die Treverer gründlich geschlagen.« Juvenalis knurrte das in einem Ton hervor, der besagte: Bürschchen, ich bin zu alt, um mich mit dir anzulegen. Aber wenn’s drauf ankommt, kann ich dir die Suppe gründlich versalzen.
    »In Rigodulum? Ja, da hat die Einundzwanzigste Rapax Cerialis wirklich alle Ehre gemacht!« bestätigte ich mit einem Seitenhieb auf die Vierzehnte, die sich in dem Gefecht nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte.
    Juvenalis ging nicht darauf ein. »Die Stämme sind wieder an ihre Arbeit gegangen und halten Ruhe.« Das war unerwartet hilfreich. Er hoffte wohl, ich würde mich nun unter die Einheimischen wagen, irgendeinen in der Siedlung vor den Kopf stoßen und ihm so die Mühe ersparen, mich unschädlich zu machen.
    »Was sind denn hier die Haupterwerbszweige?«
    »Wolle, Frachtverkehr auf dem Rhein – und das Töpferhandwerk«, antwortete Juvenalis. Beim letzten Wort klingelte es bei mir.
    »Potztausend! Hat der Rebellenführer Civilis nicht Verwandte in dieser Gegend?« fragte ich. »Ich meine mich zu erinnern, daß seine Frau und seine Schwester während des Aufstands in Colonia Agrippinensium untergetaucht waren.«
    Sein Gesicht verfinsterte sich. »Die Bataver stammen von der Nordküste.«
    »Verschonen Sie mich mit Ihrer Geographiestunde, Präfekt. Ich weiß, wo der Fuchs seinen Bau hat. Aber Civilis hat sich von der ›Insel‹ und dem Umland abgesetzt. Ich muß ihn finden – nun frage ich mich, ob er vielleicht wieder hierher in den Süden gezogen ist?«
    »Komischerweise«, versetzte Juvenalis sarkastisch, »hören wir von Zeit zu Zeit, daß man ihn am Rhein gesichtet hätte.«
    »Wirklich?«
    »Bloß Gerüchte. Der Mann hat einen geheimnisvollen Nimbus unter seinen Leuten. Wenn einer wie er stirbt oder verschwindet, tauchen immer Scharlatane auf, die sich für ihn

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