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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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deshalb daheim geblieben.«
    »Die Residenz des Legaten ist für Zivilisten gesperrt.« So ein Lagerpräfekt liebt es, Demarkationslinien zu ziehen. »Wenn Sie Fragen haben, dann bedienen Sie sich gefälligst der autorisierten Quellen!«
    »Diese Quellen waren leider wenig aufschlußreich, und ich habe im Auftrag des Kaisers Ermittlungen durchzuführen, die keinen Aufschub dulden.« Wieder spürte ich hinter mir eine beängstigende Bewegung.
    Der Tribun erkundigte sich gereizt: »Wer ist dieser neugierige Dreckskerl eigentlich?«
    »Ein Niemand namens Didius Falco«, gab ihm der Präfekt Bescheid. »Er war gemeiner Soldat – hat bei der Zweiten Augusta gedient. Das sollten wir heute mit der Losung rausgeben.« Ich unterdrückte ein Stöhnen. Er hatte gerade dafür gesorgt, daß kein Mensch in der ganzen Legion ein Wort mit mir reden würde – und wahrscheinlich hielt er noch viel Ärgeres für mich bereit. Ab dem heutigen Zapfenstreich würde ich für jeden besoffenen Muskelprotz, der sich vor seinen Kameraden großtun wollte, ein leichtes Ziel sein. »Jetzt arbeitet er für Vespasian – kein Wunder.« Die Anspielung auf das frühere Kommando des Kaisers bei der Zweiten in Britannien klang so bissig, wie Juvenalis es nur eben mit seinem Treueeid vereinbaren konnte. »Aber keine Sorge«, versicherte er der Versammlung. »Er ist nicht hier, um uns Ärger zu machen. Dieser Idiot wird vielmehr die Germanen mit Fragen nach ihrem Rebellenführer aufscheuchen. Er bildet sich ein, er könnte Civilis zähmen! «
    Keiner lachte über den Witz.
    Ich seufzte leise. »Zufällig bin ich beauftragt, einen verschwundenen Legaten zu finden, aber es handelt sich um Munius Lupercus. Die Spur ist also kalt … Meine Herren, ich habe verstanden: Ein Mitglied der Zweiten ist in Ihrem ehrenwerten Kreis persona non grata. Ich werde mich also zurückziehen.«
    Schweigen war die Antwort, aber ein Wechsel des Lichts und ein kühler Luftzug an meiner Schulter verrieten mir, daß die waffenstarrende Wand in meinem Rücken sich geteilt hatte. Ich stand auf. Sie hielten mich weiter umzingelt, so daß ich, als ich mich umdrehen wollte, gegen den Schemel stieß und taumelte. Fast war ich überrascht, daß keiner sich auf mich stürzte. Und genau das hatten sie erreichen wollen. Es machte ihnen einen Riesenspaß, mich so eingeschüchtert zu haben, aber sie ließen mich laufen. Einer knallte die Tür hinter mir zu. Ich hatte Gelächter erwartet, und daß es ausblieb, war noch schlimmer. Ich wankte hinaus auf den Exerzierplatz, wo die tiefstehende Herbstsonne mir unangenehm grell ins Gesicht schien.
    Keiner hatte mich angefaßt. Aber ich fühlte mich, als hätte die ganze Legion mich bei einer Strafparade mit verknoteten Seilen geprügelt.

XXIV
    Über diesem heiteren Zeitvertreib war soviel Zeit vergangen, daß ich jetzt getrost zum Haus des Tribun zurückkehren konnte, wo wir uns zum Mittagessen verabredet hatten. »Lassen Sie uns ausgehen – ich lade Sie ein. Es gibt da ein Lokal namens Medusa, das mir sehr empfohlen wurde …«
    Justinus schaute erschrocken. »Keiner meiner Bekannten verkehrt dort!«
    Ich räumte ein, daß seine Freunde vermutlich zu kultiviert wären für diese Kneipe, und erklärte dann, warum ich trotzdem hin wollte. Justinus freute sich, an meinen Ermittlungen beteiligt zu werden, und überwand seine Skrupel.
    Unterwegs erkundigte er sich nach meinen Fortschritten.
    »Ich bin gerade wieder mit der Vierzehnten aneinandergeraten. Sie behaupten, ihr Legat sei in Amtsgeschäften unterwegs, was sich natürlich schwer widerlegen läßt. Aber irgendwas ist da im Busch. Sonst hätten die sich nicht so aufgeplustert.«
    Ich warnte ihn vor der feindlichen Haltung der Vierzehnten mir gegenüber. Justinus war zu jung für die britische Rebellion, darum mußte ich ihm die ganze traurige Geschichte erzählen, wie die Zweite Augusta um ihren Ruhm betrogen worden war. Am Ende zog er ein langes Gesicht. Abgesehen von der Tatsache, daß er einen Mann, der auf der schwarzen Liste stand, in sein Haus aufgenommen hatte, beeindruckten ihn die geschichtsträchtigen Taten meiner Legion offenbar nicht mehr als andere Leute.
    Die Medusa war weniger aufregend als ich gehofft, dafür aber auch nicht so muffig, wie ich gefürchtet hatte. Das Lokal machte den Eindruck einer Nachtbar, die tagsüber nur halb zum Leben erwacht. Es gab in ganz Moguntiacum keinen Laden, der die Nacht offen hatte; die schläfrige Atmosphäre, in der die Medusa sich zur

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