Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
»der weichherzige Partner ist normalerweise ein Schwindler!«

XXV
    Bei der Rückkehr erwartete uns eine Überraschung. »Eine Frau hat nach Ihnen gefragt, Marcus Didius.«
    Ich lachte. »Bei einer solchen Botschaft ist Vorsicht geboten!« Justinus wandte sich schamhaft ab. Wenn ich mich als Helenas Freund profilieren wollte, dann waren frivole Reden fehl am Platz. Im Augenblick schäkerten wir zuviel mit Kellnerinnen, statt jene schwülstigen Reden zu pflegen, die unter Senatoren üblich sind. Doch es war nicht meine Schuld, wenn er nicht an mich und meinen Ton gewöhnt war. Seine Schwester hatte sich daran gewöhnt und ihre Wahl getroffen. »Wer ist denn die Dame?«
    »Julia Fortunata, Marcus Didius.«
    Ich sah, wie Justinus zusammenzuckte, und hob eine Braue. »Na, laßt mich raten – steht diese Julia vielleicht in Verbindung mit unserem Freund Gracilis?«
    »Dann haben Sie’s also schon gehört?« murmelte der Tribun, der vor seinen Dienern eisern die Diskretion wahrte.
    Nun, es waren nicht meine Diener. »Mänia Priscilla sagte heute morgen, daß Gracilis sich irgendwo eine Mätresse hält. Ist sie das? Komisch, daß sie so in aller Öffentlichkeit hier im Kastell aufkreuzt. Was mag sie nur so dringend gewollt haben? Wissen Sie, wo die Dame wohnt?«
    »Ich denke schon«, antwortete Justinus, immer noch auf der Hut. »Gracilis soll sie nicht weit von hier in einer Villa untergebracht haben, heißt es …«
    Ich bot ihm an, mich, sofern er sich einen Nachmittag freinehmen könnte, auf einem unterhaltsamen Ausflug zu begleiten. Er zögerte. Dann befahl er einem Sklaven, unsere Mäntel zu holen.
     
    Wir mußten durchs Decumana Tor reiten und dann nach Süden. Sobald wir den Abhang vor dem Tor hinunter waren, umfing uns friedliche Idylle. Neben der breiten Flußschleife dominierte das wuchtige Kastell hinter uns die Landschaft, die – und das war ungewöhnlich für jenen Teil des Rheins – keine der bizarren Felsformationen aufwies, die stromabwärts die Schiffer so häufig das Fürchten lehren. Hier war das Ufergelände weitgehend flach und hin und wieder von teils natürlichen, teils künstlich angelegten Buchten unterbrochen. Offenbar war dies kein Sumpfgebiet. Hohe Bäume versperrten häufig den Blick auf Rhenus und Moenus.
    Justinus wählte eine Straße, die mir Gelegenheit gab, unterwegs das Drusus-Denkmal zu bewundern – ein Vergnügen, bei dem ich mich nicht über Gebühr aufhielt. Monumente zu Ehren längst verstorbener, erzkonservativer Helden reizen mich nicht, und so schenkte ich dem Herrn nur einen flüchtigen Blick.
    Ungefähr eine Meile weiter stromaufwärts wachte eine kleine Feste über ein Dorf, das sich nach Justinus’ Worten als die eigentliche Canabae , also die Siedlung von Moguntiacum betrachtete. In diesem Weiler hatte Julia Fortunata sich eingemietet; für eine Frau von Rang kein ganz ungefährlicher Platz, lag doch der Rhein kaum einen Steinwurf entfernt. Allerdings führte eine Militärstraße parallel zu unserem Grenzufer hinauf nach Argentoratum und Vindonissa, deren Wachposten der Dame beim ersten Aufflackern einer Revolte Schutz bieten würden.
    Gracilis’ Mätresse bewohnte ein kleines Landgut, fast im römischen Stil – bis auf den Grundriß natürlich, der den Bodenbeschaffenheiten der Provinz angepaßt war. Auch größenmäßig konnte die bescheidene Hofhaltung sich nicht mit den weitläufigen Herrensitzen der Heimat messen. Wir näherten uns dem Haus auf einem schmalen, grasbewachsenen Weg, der zwischen Scheune und Ententeich hindurchführte, führten unsere Pferde unter ein paar Apfelbäumen hindurch, schlugen einen Haken um einen leerstehenden Kuhstall, wichen einem freilaufenden Schwein aus und standen endlich vor dem säulengeschmückten Eingang der Villa.
    Den Mittelpunkt der rechtwinkligen, germanischen Halle im Innern bildete ein Kamin. In unserem milden, mediterranen Klima wäre dort ein Atrium mit Schwimmbad gewesen. Ansonsten freilich hatte Julia Fortunata durchaus römisches Ambiente geschaffen: Vorhänge in modischen Farben, Polsterbänke mit verschnörkelten Lehnen, wohlplazierte Plastiken griechischer Läufer und Ringer, ein Beistelltisch mit einer kleinen Bibliothek an Schriftrollen im Silberfutteral. Auch ein Hauch von Theatralik fehlte nicht, dafür sorgten effektvoll drapierte purpurne Portieren und zahlreiche Bronzelampen mit Arkanthus-Ornamenten.
    Als die Hausherrin erschien, reichte sie mir (obwohl sie mich doch mit großer Ungeduld erwartet hatte)

Weitere Kostenlose Bücher