EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
seinem Becher Kaffee an den runden Tisch zwischen Jones und Forester. „Dienstag ist immer unser freier Tag. Ich hatte darauf bestanden!“, antwortete Edwards und schickte rechtfertigende Blicke zurück zu Jones. „Ist das denn so wichtig?“, fuhr er darauf Forester an.
„Oh, ja. Die Uhrzeit ist in diesem Fall sehr wichtig. Auf jeden Fall für den oder die Täter, die Hanaa entführt haben. Sehen Sie, um zehn Uhr dreißig ist die Rushhour vorbei. Alle größeren Straßen um den Franklin Park herum sind um diese Uhrzeit sehr leicht zu passieren. Man muss mit keinem Stau rechnen!“, antwortete Forester und erkannte währenddessen, dass diese Überlegung eigentlich von einer unausgesprochenen Frage herrührte, die bislang nur bildlich in seinen Gedanken vorgeherrscht hatte. Es war dieser zweite Mann gewesen, der sich im Schutze eines Baumes aufgehalten hatte, und um den sich diese weiteren, für ihn nicht wirklich festzumachenden Gedanken gedreht hatten. Und diese Frage lautete nun für Forester: Falls dieser zweite Mann wirklich existierte und nicht nur ein Traumgespinst von einem dieser beiden Herren war, was für ein Mensch war dieser dann ganz
genau gewesen?
„Und das führt mich auch gleich zu dem einen Punkt, wegen dem ich eigentlich hier bin. Von sechs
Zeugen sagen nur Sie, Mr. Jones, aus, dass es noch einen weiteren unbekannten Beobachter gab
oder aber einen zweiten Mann, der daran beteiligt gewesen sein könnte. Stimmt das so?“ Forester sah nun abwechselnd zu beiden. Nun übertrug Edwards mit einem Nicken die Verantwortung auf Jones. „Stimmt das so?“, wiederholte er dabei in spielerischer Manier Foresters Frage. Jones griff nun nach seiner Brille und rieb sich darunter seinen Nasenrücken, setzte sie wieder auf und sah Forester direkt in die Augen.
„Ja!“, antwortete er zuerst knapp und gebieterisch. „Nur ich habe ihn gesehen“, wiederholte er dann leiser. „Wir waren mit Heidi – Heidi ist unser Hund – an diesem Morgen im Park spazieren. Bei dem Geschrei drehte ich mich um und aus der Entfernung habe ich diesen Mann unter dem Baum erkannt. Ich habe ihn erkannt, weil mir aufgefallen war, dass er sich gegen jegliche Vernunft verhalten hatte. Alle waren an diesem Ort in Bewegung, die drei anderen Zeugen, die unmittelbar bei Mrs. Cline standen, und dann schließlich auch wir, als wie hingerannt sind. Aber dieser Mann, der abseits vom Geschehen stand, war zunächst regungslos geblieben und hatte sich dann ganz langsam zurückgezogen, als beobachtete er nur die ganze Szene. Dann war er unmittelbar hinter dem Mann, der das Kind unter seinem Arm trug, in den Büschen verschwunden!“
„Was für ein Gefühl hatten Sie dabei, als Sie ihn gesehen hatten? Würden Sie sagen, es war ein Zeuge, der die Verfolgung aufgenommen hatte, oder war es möglicherweise ein Mittäter gewesen?“, wollte Forester weiter wissen. Jones zögerte und das setzte Foresters Hoffnung deutlich zu. Eine klare Antwort, eine klare Vermutung Jones‘ hätte diesem Mann in Foresters Geist Leben einhauchen lassen. So aber blieb er nur ein nicht zu bearbeitendes Indiz – ein Aktenzeichen. Forester wurde sogleich klar, wieso die Polizei diese Aussage zwar zu Protokoll gebracht hatte, diese aber unverwertbar für sie geblieben war. Auf Fragen wie diese brauchte man eine felsenfeste Zeugenaussage. War ein potenzieller Zeuge in der Öffentlichkeit erst einmal als Mittäter gebrandmarkt worden, so war es utopisch zu glauben, dass sich dieser auch noch bei der Polizei
melden würde.
„Ich werde Ihnen etwas verraten“, begann Edwin Jones und wurde sogleich zu Foresters Erstaunen durch Edwards lautstark unterbrochen. „Jetzt reicht es aber. Was du immer siehst! In diesem Augenblick hast du dich doch nicht wirklich damit beschäftigen können, was dieser Mann auch noch in der Hand gehalten hatte! Meine Güte, musst du dich immer so in den Vordergrund spielen?“, sagte Edwards kopfschüttelnd, dabei nervös mit seinen Fingern auf den Tisch trommelnd, während Forester seinen letzten Gedanken wieder löschte. Jones‘ Stimme erhob sich nun kämpferisch, als wolle sie nach langen Diskussionen endlich gehört werden: „Er hatte auch etwas in der Hand gehabt, das weiß ich jetzt ganz sicher, und wie er damit umging, sagt mir, dass es ein Funkgerät war!“, sagte Jones ärgerlich und fügte zischelnd hinzu: „Das hat jetzt gar nichts damit zu tun, was ich gerne gesehen haben möchte. Ich habe mir jetzt lange genug darüber
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