EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
Gedanken
gemacht! Jetzt stehe ich auch dazu. Ich lass mir von dir nichts mehr vorschreiben!“
Forester unterbrach mit entsetztem Erstaunen: „Sagten Sie Funkgerät ?“ und fügte schnell an: „Hatten Sie das denn der Polizei mitgeteilt?“ Forester war fassungslos über das, was Jones gerade von sich gegeben hatte. Mechanisch begann er zu reden, während ihm sein Instinkt eine Spur wies:„Ich bin gestern Nachmittag erst von den Clines beauftragt worden, ihre Tochter zu finden. Heute Morgen erst bin ich auf den Detective getroffen, der diesen Fall bearbeitet, und habe nicht sonderlich viel von ihm erfahren. Können Sie sich noch daran erinnern, welche Kleidung diese beiden Männer getragen haben?“, fragte Forester und griff nun endlich nach seinem Kugelschreiber, um sich Notizen zu machen. Das Thema Funkgerät hatte bei Forester Antrainiertes ausgelöst, ohne dass sich diese beiden Männer hatten dessen bewusst werden können. Und dieser Instinkt trieb diese beiden Zeugen nun vor ihm her – direkt der Fährte des neuen Ansatzes folgend. Forester spürte, dass er richtig lag, denn zum ersten Mal redeten beide Männer wild durcheinander, bis vor ihm am Küchentisch ein kleiner Streit ausbrach. Schon wieder schienen die beiden Männer in ihren Beobachtungen uneins gewesen zu sein. Forester unterbrach die beiden dieses Mal nicht, sondern versuchte in der Art, wie sie die Entführung beschrieben, und in ihren unterschiedlichen Beschreibungen herauszufiltern, mit welcher Motivation sie ihre Aussagen bei der Polizei gemacht hatten. Zwei Männer wie Jones und Edwards, die hauptberuflich damit beschäftigt waren, Menschen einzukleiden, sahen die Welt wohl auch nur so, wie sie sie sehen wollten. Sie sahen Kleidung hauptberuflich wie auch privat und dann erst die Menschen darin. Forester wurde sich dieser Tatsache gerade erst bewusst. Wenn er durch die Welt streifte, sah er Kinderschänder, Entführer, Menschen – hauptsächlich Männer – mit abartigen sexuellen Neigungen. Ihm wurde nun klar, dass Jones und Edwards in einer bunteren Welt lebten, auch wenn die beiden nun gerade dabei waren, sich an den Kragen zu gehen. Forester folgte aufmerksam dem noch geregelten Disput der beiden und beschloss für sich, Kingfields Ableben vorerst nicht zu erwähnen. Er hatte das Gefühl, diese Nachricht könnte die Stimmung am Tisch wiederum in eine andere Richtung drängen, aus der er keinen Nutzen für sich ziehen konnte.
„Meine Herren, bitte nicht durcheinander. Ich möchte mir gerne Notizen machen!“, warf Forester nun ein und hoffte inständig, Jones und Edwards wieder beruhigen zu können.
Eisenheim
Seit dem Tod seiner Kathy vor drei Jahren hatte sich bei Jonathan Eisenheim viel geändert. Die Farben, wie auch das Interesse am Leben selbst, waren aus seinem Leben verschwunden. Die innere Verrohung, der er daraufhin ausgesetzt wurde, schien er aber schon lange zuvor bemerkt zu haben. Lange noch, bevor Kingfield erschossen worden war – nur hatte das bislang keiner außer ihm selbst bemerkt. Er funktionierte, wie ihm schien, nur noch mechanisch. Mit Kathy an seiner Seite war das anders gewesen. Nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, wäre die Gründung einer eigenen Familie die Erfüllung ihres gemeinsamen Lebens gewesen. Sie hatten so sehr gehofft, endlich Ruhe zu finden und die Vergangenheit in eine Truhe wegzupacken. Doch hatten sie beide von Anfang an auch gewusst, dass die Chancen relativ schlecht für sie standen. Sie hatten sich keiner Illusionen hingegeben: Kathy war einfach zu schwach gewesen. Dennoch war Eisenheim das Risiko eingegangen. Welche andere Wahl hätte er sonst auch gehabt? Es hatte keine andere gegeben; nicht für ihn und nicht in diesem Leben. Der Wunsch nach Erfüllung war nun genauso wie auch Kathy Vergangenheit. Eine neue Ordnung hatte sich dafür in sein Leben eingeschlichen, der er aber mit Misstrauen und Argwohn begegnete. Diese Ordnung hieß für ihn in erster Linie atmen, um jeden neuen Tag irgendwie über die Runden zu bringen. Allzu gerne aber hätte sich Eisenheim seine Beretta an den Kopf gesetzt. Denn diese neue, ihm vom Schicksal aufgezwungene Ordnung verunsicherte ihn. Ihm war bereits das genommen, was ihm der Heilige Gral in seinem Leben gewesen war – als hätte er nur auf diesen Augenblick hingelebt, in dem ihm Kathy zum ersten Mal begegnet war. Erst durch sie hatte er erfahren, was großes Glück bedeutete. Er gab sich keiner neuen Hoffnung hin. Die Aussichten in
Weitere Kostenlose Bücher