EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
brauchten sie einen Plan, wie sie mit dieser Tatsache, vor allem aber mit dieser Nummer umzugehen hatten.
Immer noch fehlte den drei Ermittlern ein klares Bild, was hinter der Entführung stecken konnte. Ein kleines Mädchen war entführt worden. Hatte es der Generaloberst entführen lassen? Hatte die CIA ihm dabei geholfen? Warum sollte die CIA so etwas tun? Was hatte sie dafür im Gegenzug erhalten? Eric hoffte, diese Frage ein Stück weit für sich selber zu beantworten. Er glaubte, dass die CIA, wenn sie tatsächlich involviert war, sich dafür möglicherweise Informationen oder eine andere Gegenleistung erhofft hatte. Wie den meisten Agenten beim DIA bekannt war, war Generaloberst Kasakov einer der mächtigsten Männer in Russland – er hätte der CIA alles bieten können. Im Stillen aber führte ihn diese Überlegung zurück zu seinen eigenen Ermittlungen. Gerade in diesem Augenblick hatten sie den Vizedirektor der CIA auf dem Silbertablett. Hatte etwa Manning seine Finger im Spiel? Der Vizedirektor und eine Kindesentführung? Eric tat den Gedanken ab. Er schien ihm zu gewagt. Zudem schien Manning immer noch auf irgendetwas zu warten. Dennoch: Am Dienstag hatte Jones in Langley angerufen und am Mittwoch war der Vize-Direktor hier in Boston aufgetaucht …
Eisenheim brachte die Idee als Erster auf den Tisch.
„Warum rufen wir nicht einfach an?!“
Forester sah fragend zu Eric. Sollten sie das wirklich tun?
„Wir können nicht einfach nur die Nummer wählen. Es wird sich unter dieser Nummer niemand melden, der uns weiterhelfen wird“, sagte Eric mit einer Vertraulichkeit über die CIA, die Eisenheim auffiel.
„Wenn wir das tun, müssen wir bestimmt wirken. Wir müssen den Ton angeben. Und dazu brauchen wir Informationen, damit man uns zuhört!“ fügte Eric weiter an. Er erhob sich und schritt nachdenklich aus der Küche in Foresters Wohnzimmer hinein. Er rieb sich die Schläfen und verharrte schließlich am Wohnzimmerfenster.
„Wenn wir das von deinem Anschluss aus tun, Bruderherz, bekommst du möglicherweise als Nächstes einen Besuch abgestattet!“, sagte Eric. Ihm fiel auf, dass er soeben Forester als Bruder bezeichnet hatte. Er spürte daraufhin Foresters Blicke in seinem Rücken.
„Das Risiko gehe ich ein, Mr. Bishop. Schließlich ist ein Cop bei mir!“ erwiderte Forester.
„Sie sollen kommen!“, sagte Eisenheim.
„Gut“, sagte Eric, schritt zurück an den Tisch, riss ein Blatt von den Telefonlisten ab und nahm einen Stift zur Hand.
„Was wissen wir soweit über den Fall? Fügen wir alles, was wir wissen oder zu wissen glauben, stichwortartig auf einem Blatt Papier zusammen. Ich werde dann das Gespräch führen!“, sagte Eric bestimmend.
„Fangen wir mit der Verbindung zu Russland an: dem Generaloberst Kasakov!“, schlug Eisenheim sogleich vor und fügte dem an: „Er hat mit Sicherheit seine Finger im Spiel!“
Eric notierte den Namen des Generals und auf Wunsch von Forester auch den Namen des ehemaligen KGB-Mitarbeiters Michail Bobrow. Eisenheim hörte diesen Namen zum ersten Mal. Forester klärte ihn darüber auf, dass Eric durch die Phantomskizze von Bobrow Nachforschungen zu diesem Namen geführt hatte.
„Sollten wir uns nicht auch darüber Gedanken machen, was Kingfield gewusst hatte?“, warf Eric ein und versuchte somit, eine unsichtbare Brücke zu Foresters Wissen zu bauen, die Eisenheim nicht sehen würde.
Forester verstand sofort.
„Richtig! Das dürfen wir nicht vergessen. Notier den Namen: Natalia!“, antwortete Forester.
Eisenheim wurde aufmerksam und hakte nach: „Woher wissen wir, dass Kingfield diesen Namen im Zusammenhang mit der Entführung gekannt hatte? Hatten Sie mich nicht auch schon einmal danach gefragt?“
Forester nickte. „Fragen Sie mich nicht. Ich müsste Sie belügen!“, antwortete Forester und besah sich ihre dünne Liste. „Ob uns das wirklich weiterhelfen wird?“, fragte er sich sorgend.
Eric stimmte Forester zu. Es war recht dünn, was sie da auf dem Zettel zusammengetragen hatten.
Er erwiderte, dass sie schließlich noch die Kenntnisse über den Mord an Kingfield haben. Auch daraus ließe sich letztendlich ein kleiner Strick basteln. Eric erhob sich, schritt ins Wohnzimmer und kehrte mit dem Telefonapparat zurück an den Küchentisch. Eisenheim zündete sich eine Zigarette an. Ihm fiel auf, dass dies seine erste seit beinahe zwei Stunden war. Umso mehr spürte er nun wieder den Drang, sich mit irgendetwas zu betäuben. Das
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