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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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dürfen Sie ihm aber nicht erzählen, dass ich das gesagt habe.«
    »Bewahre!«
    Die Herren verabschiedeten sich.
    »Auch eine computertechnische Wildsau, wahrscheinlich keiner, der Lepaysans Trick mit der externen Festplatte durchschaut hätte«, meinte Gerhard und überlegte: Es waren gar nicht unbedingt immer die Männer die IT -Gurus. Bei ihnen war es ja auch Evi, die mit dem Computer flirtete. Wahrscheinlich waren Frauen doch flexibler. Oder Masochistinnen?
    Schmolls wohnten in einem schmucken Haus am Narbonner Ring. Es war einzeln stehend, anders als jene uniformen Reihenhäuser, die hinter Schallschutzwällen und Zäunen kauerten. Glückliche-junge-Familien-Ghettos mit Wendehammer und Spielstraße. Genormte Zäune, genormte Gartenhäuser, genormte Gärten in der Größe eines Badehandtuchs. Der Garten von Maria war peinlich korrekt angelegt, dazu Geranien, eine blaue Gartenbank und ein Fuhrpark. Sorgsam aufgereiht standen da drei Bobby Cars, ein Dreirad, zwei Kickboards und ein kleines Mountainbike. Ein Rad vom Feinsten, eben nur zu heiß gewaschen. Sie waren noch nicht mal richtig an der Eingangstür, als schrille Töne nach draußen drangen. Da kreischte jemand filmreif. Baier zwinkerte Gerhard zu. »Maria aus Mechico, machen Sie sich auf was gefasst.«
    Zuerst mal war da nichts zum Gefasstsein, der Kreischpegel übertönte das Türgeläut. Bis irgendwann eine Kinderstimme dazwischenbrüllte: »Mama, es läutet … Mama!«
    Die Tür ging auf, und da stand sie: die Rachegöttin. In diesem Fall hätte Baier auch mal mehr Worte finden können als »die schöne Maria«. Das beschrieb die Dame des Hauses nur sehr unzureichend. Sie trug hohe schwarze Stöckelschuhe, eine Seidenstrumpfhose und einen schwarzen kniefreien Rock. Ihre pinkfarbene Bluse saß sehr knapp über einer Oberweite, die augenscheinlich nicht des Silikons bedurfte. Ihre langen lockigen Haare waren schwarz mit einem leichten Rotstich, die Augen rabenschwarz. Sie wirkte erhitzt, die ganze Frau sprühte Feuer. Sie war etwa Mitte dreißig, schätzte Gerhard, und gerade in der figürlichen Übergangsphase von der wohlgewachsenen Schönheit zur Matrone. Ein Phänomen, das es bei südlichen Frauen ja oft gab. Momentan aber war ihre Üppigkeit noch sehr gut platziert, fand Gerhard. Ja, sie hätte eine tolle Besetzung für eine Tacoreklame abgegeben. Schon wieder ein Klischee auf zwei Beinen. Wie hatte die Frau in St. Heinrich gesagt? Die Realität übertrifft das Klischee? Durchaus!
    Frau Maria Schmoll erkannte Baier sofort, denn sie war mit Baiers Frau, dem wandelnden gutmenschlichen Ehrenamt, wie Baier sie nannte, in irgendeiner Ausländer-Kulturinitiative.
    »Herr Hauptkommissar Baier, mein lieber Freund. Sie können meinen Mann gleich verhaften. Er ist ein cerdo! Sperren Sie ihn weg, er ist doch kein Vorbild für die niños .«
    Gerhard riss amüsiert die Augen auf. Das war doch mal was anderes. Sonst stießen sie auf Lügen, Versteckspielen, falsche Alibis. Hier wollte die Ehefrau den Mann gleich mal abgeben.
    Sie vollführte eine kraftvolle Drehung auf ihren Absätzen und stöckelte durch den Gang. Drei Köpfe lugten aus einer Tür, und eine kleine Handbewegung der Mutter ließ sie antreten. Artig gaben sie zuerst Baier, dann Gerhard die Hand. Drei Jungs so etwa im Alter zwischen fünf und zwölf, schätzte Gerhard. Süße Kerle, alle blond, aber mit ganz dunklen Augen. Eine Handbewegung der Mutter ließ sie hinter einer Zimmertür verschwinden. Maria stöckelte weiter ins Wohnzimmer. Auch hier Perfektion pur, beachtlich, wenn man berücksichtigte, dass hier drei Buben lebten. Ihren nicht gerade kleinen oder zierlichen Mann schob sie zur Seite, rauschte zum Couchtisch, dessen Marmorplatte nur so funkelte, riss etwas hoch und fuchtelte damit vor Baiers Gesicht umher.
    »Esto non es repugnante?«
    Es waren die Bilder aus der Bar. Bilder, die Baier und Gerhard wohl bekannt waren.
    »Trifft sich gut, Maria. Deshalb sind wir da.« Baier ließ sich auf die dunkelblaue Ledercouch sinken.
    Diese Aussage brachte die Furie aus dem Konzept. Sie hielt inne, was Sebastian Schmoll die Chance gab, Baier und Gerhard zu begrüßen und fragend anzusehen.
    Schmoll war blond, die zusätzlichen Farbreflexe im Haar empfand Gerhard nun wirklich als affektiert. Er würde sich in hundert Jahren nicht beim Friseur Strähnchen machen lassen. Genau genommen ging er nie zum Friseur. Früher hatte seine Mutter ihm die Haare geschnitten, dann wechselnde Freundinnen, und

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