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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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momentan stand es nicht zum Besten um seinen Haarschnitt. Er würde auch niemals ein Männerwellness-Wochenende buchen oder gar Männergesichtscreme verwenden. Puh! Er hatte ‘ne Dose Nivea, die er so selten benutzte, dass sie schon leicht ranzelte. Schmoll jedenfalls war gesträhnt, um die vierzig, hatte eine Wohlstandsfigur, nicht fett, aber auch nicht schlank, war durchaus attraktiv und ein bisschen bieder. Auch den gemusterten Pulli hätte Gerhard in hundert Jahren nicht angezogen.
    Baier deutete auf die Bilder. »Von denen habe ich auch einen Satz.« Er warf seinen auf den Tisch. Als ginge es um ein Kartenspiel.
    Schmoll sah in dem Moment alles andere als intelligent aus.
    »Wollen Sie nicht wissen, woher ich die habe?«, fragte Baier.
    »Ja, das möchte ich sehr gerne wissen!«, fauchte Maria.
    »Maria, ich würde gerne mit Ihrem Mann reden!« Baiers Tonfall war eisig, und das stoppte die Raubkatze Maria Garcia sozusagen im Sprung.
    »Lepaysan hat Sie erpresst, und Sie haben ihn umgebracht, Schmoll!«, sagte Baier.
    Schmoll sah nicht gerade wie eine Intelligenzbestie aus, es dauerte sogar geraume Zeit, bis er verstand. »Lutz ist tot?«
    »Ja, mausetot. Erschlagen in der Bar. Wo Sie auch gewesen sind. Also, Schmoll?« Baier trommelte mit den Fingern auf den Bildern rum. Und Schmoll erzählte.
    Er war tatsächlich am Sonntag, am ersten Tag des Shootings, da gewesen, er und Lepaysan kannten sich, und es war wohl so eine Art stille Übereinkunft unter Ehrenmännern, dass Lepaysan öfter mal Freunde zu den Shootings einlud und im Gegenzug Fotoaufträge erhielt. Am nächsten Tag war ein Umschlag in Schmolls Büro gelandet mit dem Hinweis, Lepaysan würde die Bilder an den Lions Club, den Stadtrat und an Maria weitergeben, gegen Zahlung von fünftausend Euro allerdings davon Abstand nehmen. Schmoll hatte Lepaysan angerufen und abgelehnt.
    »Ich dachte, das macht der nie.« Tatsächlich war wieder einen Tag später, also am Dienstag, ein Bild beim Vorsitzenden des Lions Clubs eingegangen und parallel dazu die Warnung, dass das Bild an alle anderen Mitglieder von Club und Stadtrat ginge. Den Vorsitzenden konnte Schmoll gerade noch milde stimmen. »Hab da bei dem noch was gut.« Er rief Lepaysan nochmals an, aber der blieb bei seiner Erpressung und sagte, wäre das Geld am Mittwoch nicht da, würde er eine ganze Serie Bilder an Maria schicken.
    »Und da haben Sie beschlossen, den Lepaysan besser aus dem Weg zu räumen. Sie hätten Ihr Ansehen in Weilheim eingebüßt, damit Ihre Aufträge und Ihre Frau dazu. Das rechtfertigt doch einen Mord an einem heimtückischen Erpresser, oder, Schmoll?« Gerhard starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Nein, nein! Auf keinen Fall! Ich bring doch keinen um.«
    »Wann waren Sie zum letzten Mal in der Halle?«, fragte Gerhard.
    »Na, am Sonntag! Das hab ich Ihnen doch gerade gesagt.« Schmoll gab sich entrüstet.
    »Und am Mittwoch in den frühen Morgenstunden ist Lepaysan tot! Sind Sie sicher, dass Sie nicht mehr in der Halle gewesen sind? Dienstagnacht? Und sei es, um ihm das Geld zu übergeben?« Gerhard konnte seiner Stimme durchaus einen gefährlichen Klang geben.
    »Nein, ich gehe doch auf so was nicht ein. Ich dachte immer noch, er macht Spaß«, sagte Schmoll.
    »Spaß unter Ehrenmännern, was, Schmoll? Wieso sind die Bilder dann doch bei Maria gelandet?« Baier starrte ihn an.
    »So jemand ist kein Ehrenmann! Dieser Schmutz! Antworte dem Kommissar!« Der südländische Flammenwerfer war wieder im Spiel.
    Schmoll schwieg.
    »Kamen die Bilder mit der Post?«, fragte nun Gerhard.
    Maria nickte.
    »Haben Sie den Umschlag noch?«
    Maria entstöckelte und kam sofort wieder. Der Umschlag trug den Poststempel vom Dienstag, abgestempelt in Peißenberg.
    »Kam der Brief heute?«
    »Nein, gestern, aber er ist mit unter die Zeitung gerutscht. Ich habe ihn eben erst entdeckt. Repugnante! «
    »Nun, Schmoll, er hat seine Drohungen eben doch wahr gemacht. Wo waren Sie denn am Dienstagabend?«, wandte sich Gerhard an Schmoll.
    »Im Büro, bis spät in die Nacht.«
    »Allein?«
    »Natürlich. Als selbstständiger Arbeitgeber sind Sie doch der letzte Trottel. Von Ihren Angestellten dürfen Sie doch keine Überstunde oder Mehrarbeit verlangen. Und dann erst diese Brückentage! Deutsche Arbeitnehmer sind zwar faul, aber in einem sehr gewitzt. Im Brückenschlagen. Dieses Land versinkt von Donnerstag bis Montag früh in Agonie. Brückentage! Nichts als Brückentage!«
    Gerhard schmunzelte

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