Eisenherz - Förg, N: Eisenherz
Fiaß. Und solchene verkriachn se immer hinter eanere Parteispezln. Und die Bigottischen. Renna jeden Sonntag in d’Kirch«, rief Tafertshofer. »A Pole-Position bei der Hostienvergabe hot der!«
»Aha«, sagte Gerhard und verfluchte Baier, der mal wieder zu Boden grinste und ihm den Mann überließ. Und der war nicht zu bremsen.
»Aber dahoam hot er nix zum song. Sei Oide is a rechte Bieruhr!«
»Eine was?« Manchmal hatte Gerhard den Eindruck, dass eine Versetzung nach Timbuktu weniger Verständnisschwierigkeiten gebracht hätte. Baier aber schaute inzwischen gelangweilt ins Land eini.
»Des hobts in Schwobn a! A Bieruhr. A Weib, des jeds Bier zoiht, des da Mo trinkt. De sei hot Haar auf de Zähn. Und nix is ihra gut gnug. Desweng wollt er a den Hof mit dem Mordsdrumm-Grund. Damit de Oide a Ruh gibt. A weiße Villa wollt se!«
Gerhard begann von neuem. »Sie hatten also den Eindruck, dass Ihre Oma übervorteilt worden ist. Jetzt berichten Sie uns doch bitte mal von dem Vorfall.« Gerhard flehte innerlich, der streitbare Simmerl würde seine Geschichte nicht ganz so weltumspannend erzählen, denn allein der gekürzte Leserbrief war schon über rund hundert Zeilen gegangen.
Ein Flehen, das nicht erhört wurde. Denn neben der Lebensgeschichte der Oma, des Hauses, der Familie erfuhren sie auch alles über seinen Beruf als Metzger. »A Sau grinst ja oiwei. Wenns do so in zwoa Hoiftn hänga, da homs a recht a freindlichs Gsicht.« Immerhin ließ sich am Ende herausfiltern, dass der Bürgermeister die alte Annemirl Tafertshofer einen Kaufvertrag hatte unterschreiben lassen – sie, die nachweislich einen beginnenden Alzheimer hatte und schon vorher mit ihrem IQ nur kurz über dem des Hof-Ziegenbocks Theo gelegen hatte. »Theo, weil der hot schwarze Augenbrauen wia da Waigel.« Laut Vertrag wollte er ihr hunderttausend überweisen. Fünfzigtausend gedachte er ihr schwarz, »bar auf d Hand« zu geben. Er hatte der braven Annemirl das so erklärt, dass sie dann weniger Steuern zahlen würde. Und einer Frau, die sowieso in Banken ein Werk des Teufels sah und ihrer Lebtag nicht begriffen hatte, dass die kleinen Zahlen auf den blauen Zetteln wirklich echtem Geld entsprachen, der war Bargeld zum Anfassen natürlich am liebsten. Genauso brav hatte sie das alles dem Enkel Simmerl erzählt, der natürlich aus allen Wolken gefallen war. Denn allein die hundertfünfzigtausend lagen um gut die Hälfe unter dem Wert des Grundes. Aber der Deal hunderttausend plus fünfzigtausend in bar war natürlich absolut indiskutabel. Leider aber hatte Annemirl unterschrieben, sie stand nun mal nicht unter Betreuung, also war das rechtsgültig. Enkel Simmerl versuchte trotzdem den Vertrag anzufechten und zu beweisen, dass die Oma nicht geschäftsfähig war.
»Hat sie das Geld denn tatsächlich bar bekommen?«, fragte Baier.
»Des is’ ja!« Tafertshofer klang richtig unglücklich. »Des woas d Oma a nimma.«
Baier und Gerhard wussten es schon. Sie hatte es bekommen. Das Lepaysan-Foto belegte das eindeutig. Natürlich hielten Sie mit dieser Info hinterm Berg.
»Und haben Sie den Bürgermeister gefragt?«
»Ja, und der sogt, sie hätts von eam kriagt. Wenn dem a so is, dann hot ses irgendwo in ihrm Haus oder ihrm Denna versteckt. Deifi eini! Aber dann sann hundertfünfzigtausend immer no ausgschamt«, schimpfte Tafertshofer.
»Haben Sie denn gesucht?«, fragte Gerhard.
»Ja, überoi. Unter de Matratzn, in de Kaffeekanna. Überoi!«
Gerhard schaute zum Haus und zum Sammelsurium an Schrott hinüber. Wenn das innen genauso aussah wie außen, dann war die Geldsuche eine Lebensaufgabe.
»Aber jetz hob i no oa Hoffnung«, sagte Tafertshofer.
»Ja?«
»Ja, do hot mi so a Dodl ogrufn und gsogt, er kon beweisen, dass de Oma des kriegt hot. Des is Schmiergoid. Der Bürgermoaster, der Saubeitel, der greißliche. Des hob i ja oiwei gsogt. Wiaso geht der Antrag vom Sägwerks-Sepp im Gmoirat einstimmig durch? Fünftausend Quadratmeter für a Halle und an Lagerplatz homs eam zuagstandn. Direkt am Naturschutzgebiet. A grad do, wos Unterdorf drauf schaugn muas. De hom Unterschriften gsammelt. Ja mei, des sann de Neubürger, auf de heart eh koaner. Und trotzdem: Normal darf so was gar ned gnehmigt wern.«
Das war interessant. Der Typ, der konnte ja nur Lepaysan sein. Aber was hatte der sich davon versprochen? Wahrscheinlich hatte er Tafertshofer kontaktiert, um mehr Druck auf den Bürgermeister auszuüben. Sozusagen Tafertshofer die Drecksarbeit
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