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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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restlichen Tag ohne mich klar?«
    »Logisch!«
    »Gut, dann fahr ich nach Hause und schreib wieder eins von diesen dämlichen Interviews.«
    »Komm, die sind nicht dämlich. Die sind witzig. Ich wäre froh, wenn ich das könnte.«
    »Blödsinn!« Jo hob die Hand zu so was wie einem Winken. Nach Hause, auch gut! Welches Zuhause, fragte sie sich, als sie ganz entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit langsam über die Käffer fuhr: Walleshausen, Wabern mit der scharfen Kurve. Es war eine ruhige, gleichmäßige Landschaft, eine Art Hochebene wogender Getreidefelder. Eigentlich ganz gefällig fürs Auge. Aber weniger für die Nase, die Kohlfelder machten sich ebenfalls bemerkbar. Bestimmt war die Landschaft nicht hässlich, aber man konnte keine Berge sehen! Den Wald nicht riechen! Nein, Egling an der Paar war nicht ihre Heimat.
    Egling konnte die Bergsehnsucht, die sie im Herzen trug, nicht erfüllen. Die hatte man in den Genen! Der Ort, na ja, der war lang gestreckt und baulich auch kein viel versprechender Ortskandidat für »Unser Dorf soll schöner werden«.
    Ihr Heim-auf-Zeit war ein geliehenes Haus, ihr ganzes momentanes Leben kam ihr wie geliehen vor. Ihre Freundin war zu einem längeren Auslandstrip aufgebrochen und heilfroh, dass jemand das alte Bauernhaus direkt an der Kirche hütete. Ein Haus ganz nach Jos Geschmack, auf die Stalltür war ein Pferdekopf aufgemalt. Ihre Pferde waren im Allgäu, eine Tragödie für Jo. Aber sie hatte immerhin ihre Katzen mitgenommen. Wer hätte denn auch sechs Wochen lang ihre kapriziösen Felldeppen hüten sollen?
    Die Katzen hatten es mit Noblesse genommen, sie hatten sich nicht dazu herabgelassen, Unmut zu zeigen. Das wäre unter ihrer Würde gewesen, und Würde war nun mal ihr zweiter Vorname. Vor allem der von Diva Frau Mümmelmaier von Atzenhuber, die allerdings wenig divaesk erst mal alle angestammten Eglinger Katzen verprügelt hatte. Tiere, die ihr Hier-Sein bis ins Mittelalter zurückverfolgen konnten. War Mümmel aber egal.
    Als Jo die Tür aufsperrte, lagen alle fünf in der Küche. Bianchi von Grabenstätt im Brotkorb, Pina Grigia von Grabenstätt in einer antiken Küchenwaage, Prosecca von Grabenstätt im Einkaufskorb und Mümmel und Herr Moebius von Atzenhuber der Länge nach auf der Tischplatte. Ja, nun. Jo war sich dessen bewusst, dass sie beim Tierarzt als etwas wunderlich galt. Katzen hießen Muschi, Mausi, Miezele, Peterle oder Seppi. In Tierarztpraxen quollen die Computer über mit Muschis, zu identifizieren waren die nur über die Familiennamen ihrer Besitzer. Jos Tiere waren im Computer sofort als die ihren zu entlarven. Ihre Tiere wurden nämlich mit vollem Namen und ihren Adelstiteln geführt. Sie wurden natürlich nicht immer so angesprochen.
    Pina Grigia von Grabenstätt hieß beispielsweise vornehmlich Pinele, auch Verdutztele wegen ihres überraschten Blicks oder Brumsel, weil sie praktisch schon schnurrte, bevor sie ahnte, dass sie Jo treffen würde. Aber wahrscheinlich verhielt es sich ganz anders. Sie spürte sehr wohl, dass Jo gleich um die Ecke biegen würde. Nur für Jo kam das überraschend.
    Prosecca von Grabenstätt kam zumeist in den Genuss, ordentlich angesprochen zu werden. Prosecca hieß oftmals auch Prozac, die Gute-Laune-Katze.
    Bianchi von Grabenstätt war Weißling, Biutschele, Grabenstättin, auch sie eine Brumsel. Sie schnurrte stundenlang, sie brummte schlafend, schlief brummend. Sie putzte sich beim Brummen und verschluckte sich dabei, sie konnte sogar fressen und brummen gleichzeitig. Als Jo zur Tür hereinkam, brummte sie auch. Alle fünf schlugen die Augen auf und streckten sich. Synchron-Strecken, wie beim Katzenballett. Als Jo ihren Laptop auf den Küchentisch gestellt hatte, lagen alle wieder – nur mit vertauschten Plätzen. Katzen sind ungeheuer beruhigend und inspirierend. Jo begann zu tippen. Ein Interview mit Galahad.
    Wie sieht er denn nun aus, der Gral?
    Galahad: Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich Ihnen das verrate. Die Legende um den Heiligen Gral gibt’s seit dem 12. Jahrhundert, das ist Weltliteratur. Da leben Generationen davon, dass es einen rätselhaften heiligen Gegenstand gibt. Und da soll ich ganz profan sagen, wie der aussieht. Ich bitte Sie!
    Ja, aber ist er denn wenigstens eine Schale?
    Galahad: So steht’s geschrieben. Alle schreiben von einer Schale, also wird’s schon stimmen, und das Ding soll Glückseligkeit, ewige Jugend und Speisen in unendlicher Fülle spenden.
    Ja, und tut er das

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