Eisenherz - Förg, N: Eisenherz
frische Semmeln und Wurst aufgebaut hatte. Sogar an Philadelphia für Evi hatte er gedacht.
»Morgen, Ball-anzze für Sie. Mit Joghurt. Isst meine Frau auch immer.«
Evi bedankte sich überschwänglich.
Auf der Fahrt nach Seeshaupt waren sie mehr oder minder allein, der gemeine Sonntagsmensch erblickte wahrscheinlich gerade erst das Licht des Tages. Lepaysans Atelier lag noch immer im Chaos, zusätzlich war noch überall das Wirken der Spurensicherung zu sehen.
»Und was suchen wir jetzt?«, fragte Evi.
»Bilder mit Rittern. Lanzen. Einfach ein Bild, auf dem wir Juckie Verbier oder Miroslav Havelka oder beide entdecken, die eine Lanze präparieren. Ganz einfach. Suchen!« Baier sank wieder auf denselben Stuhl. Gerade wie beim ersten Besuch im Atelier. »Und täglich grüßt das Murmeltier«, »I got you babe«. Manchmal arbeitete sein Hirn schon in komischen Assoziationsketten, dachte Gerhard.
»Ich hab da wenig Hoffnung. Der Mörder hat das Material sicher gefunden und vernichtet!«, meinte Evi.
»Computer an. Suchen!«, kam es von Baier, der ächzend auf seinem Stuhl wippte.
Es war immer noch sonntagsstill. Man hörte nur Evi auf den Tasten tackern, bis sie einen seltsamen Stöhner ausstieß. Gerhard trat neben sie. Evi sah richtig unglücklich aus.
»Fragt mich jetzt nicht, warum und wieso. Aber es gab noch eine externe Festplatte. Ich hätte das merken müssen beim ersten Mal. Verdammt, das hätte mir nicht entgehen dürfen.«
»Geschenkt!«, knurrte Baier.
»Evi, du hast eine schwer zu identifizierende Festplatte gefunden mit überaus verdächtigen Bildern. Wie hättest du, wie hätten wir da noch eine Festplatte vermuten sollen? Vergiss es Evi, aber wo ist diese Platte?« Gerhard starrte auf die für ihn völlig kryptische Oberfläche am Bildschirm.
»Wie soll ich das wissen! Sie ist extern. Sie kann überall sein. Ich hab euch das beim ersten Mal ja schon gesagt. Da war einer dran am PC . Wahrscheinlich hat der Mörder sie. Der ist eben weniger unprofessionell als ich.«
»Frau Straßgütl, Schluss mit Selbstzweifeln! Wer sagt denn, dass unser Mörder die Platte gefunden hat? Wer, hä?«, fragte Baier.
»Die Spurensicherung hat alles auf den Kopf gestellt. Hier ist sie nicht.« Evi war wirklich frustriert.
»Hier nicht, aber vielleicht in der Wohnung. Weinzirl und ich haben da auch nicht übermäßig genau geschaut. Oder, Weinzirl? Abmarsch!« Baier hatte sich hochgestemmt.
Die Wohnung des Fotografen kam Gerhard heute noch aseptischer und leerer vor als beim ersten Mal. Wo bitte schön sollte da so eine Festplatte sein?
»Wie groß ist denn so ‘ne Festplatte?«
Evi deutete eine Größe an. Na ja, eine Stecknadel war es nicht. Aber wo war das Ding? Sie durchforsteten das wenige Geschirr, lüpften die Matratze, gingen ins Bad, wo sie den kleinen Handtuchstapel durchkämmten. Und auf einmal fiel Gerhards Blick auf die Parfüm- und Lotionkartons. Evi schien denselben Gedanken zu haben. Sie rissen die Schachteln regelrecht auf. Armani, Baldessarini, Cool Water, Dolce & Gabbana, Polo … Und dann stieß Evi so was wie ein Indianergeheule aus: Sculpture war nicht Sculpture, sondern Verpackung für eine Festplatte.
»Ist nicht immer drin, was draufsteht«, grinste Baier und klopfte Evi etwas linkisch auf den Rücken.
Ihre Fahrt nach Weilheim hätte Schumacher zur Ehre gereicht. Es war kaum auszuhalten, bis Evi die Platte angestöpselt hatte.
»Was ist jetzt?« Gerhard hing über Evis Schulter.
»Gemach. Ich hab’s gleich. Jetzt setz dich hin.«
Es dauerte unerträglich lange, bis Evi die beiden Herren erlöste und ihre ganz persönliche Sonntags-Film-Matinee startete. Es gab eine Reihe von Bildern. Ein Mann stand neben dem Lanzencontainer. Der Mann schaute sich um, verstohlen, und er wirkte nervös.
»Wer ist das?«, fragte Baier.
»Juckie Verbier, ich hab Bilder von ihm in einem Bildband gesehen«, sagte Gerhard düster.
Evi öffnete die nächsten Bilder. Immer noch Juckie. Dann war wieder ein Mann zu sehen, der zusammen mit einigen der jungen Ritter Lanzen in den Container schichtete. Die Ritter waren teils oben ohne, teils tätowiert, Gerhard registrierte Evis zunehmendes Interesse. Baier runzelte die Stirn.
»Und wer ist der?«
»Ich nehme an, das ist der Tschech.« Gerhard verzog den Mund. Was für ein undurchschaubarer Fall!
Evi war auf ihrem Stuhl herumgewirbelt. »Du musst nichts annehmen. Ich habe natürlich die Weisungen des Herrn Hauptkommissar Weinzirl ausgeführt, der mal
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