Eisenherz - Förg, N: Eisenherz
wieder nicht geruhte, mir deren Sinn mitzuteilen. Und ich habe eine nette Mail aus Südmähren erhalten. Miroslav Havelka wohnt tatsächlich in Mikulov, hat eine kleine Maschinenbau-Spezialfirma mit drei Angestellten. Ein Foto war auch dabei. Er ist es. Die tschechischen Kollegen stehen jederzeit zur Verfügung, wenn wir Hilfe brauchen.«
Na das war ja fix gegangen, dachte Gerhard. Wahrscheinlich hatte Evi ein Foto von sich mitgeschickt, das hatte den Diensteifer der Herren da drüben sicher beflügelt. Was tun?, überlegte Gerhard. Es stand ja außer Zweifel, dass dieser Havelka da gewesen war. Sie konnten sich aus Tschechien Fingerabdrücke von Havelka liefern lassen und diese mit jenen auf dem Stativ vergleichen. Sie konnten sein Alibi überprüfen. Evi hatte mittlerweile weitere Bilder von Rittern und Lanzen geöffnet sowie eins, auf dem der Tschech ganz allein aus dem Container kam.
»Da!«, rief Evi.
»Er kommt aus ‘ner Blechkiste. Mehr nicht!«, dämpfte Baier ihre Euphorie. »Weiter, Frau Straßgütl.«
Sie sahen eine Serie von Bildern vor den Containern backstage, die Marco zeigten, dem ein anderer Mann ein Mikro vor die Nase hielt.
»Wer ist das nun wieder?«, fragte Baier.
»Marco Cœur de Fer und – keine Ahnung, wer der zweite ist?«, sagte Gerhard, und Evi fiel ein: »Der andere ist Simon Söll vom BR . Den kenn ich. Den hab ich schon mal live gesehen auf einer BR -Veranstaltung. Sehr sympathisch. Das ist der, der die Morning-Show macht, der immer so unanständig gut gelaunt ist in der Frühe.« Sie lachte.
Das musste Evi gerade sagen. Die war ja selbst immer so unanständig gut gelaunt. Und sie war die Frau, die immer so frisch aussah. Wie heute mit rosiger Gesichtsfarbe und halblangem Haar, das ihr weich ins Gesicht fiel. Dezent geschminkt. In einer Designerjeans, T-Shirt und kurzem Jäckchen. Nichts übermäßig Teures, nichts Exaltiertes, aber Evi sah einfach immer gut und gepflegt aus, dachte Gerhard und schaute dann nochmals auf den Bildschirm. Simon Söll, klar, der fungierte als Turniermarschall, das hatte in Jos Pressemappe gestanden.
»Ist der jetzt auch verdächtig?«, knurrte Baier genervt.
»Nein, das glaube ich nicht. Laut Jo hat Lepaysan an diesem Dienstag einige Bilder bei Marco Cœur de Fer abgegeben und wohl zusätzlich fürs Archiv ein bisschen hinter den Kulissen fotografiert. Sozusagen für Marcos Familienalbum. Da wird diese Interview-Szene dabei gewesen sein. Warum sollte der BR -Typ Marcos Turnier torpedieren? Einen Mordanschlag begehen? Es ist doch auch sein Turnier, sozusagen. Konzentrieren wir uns erst mal auf Juckie Verbier und Miroslav Havelka.«
»Aber man sieht nichts wirklich Verwerfliches, oder?«, fragte Evi.
»Ja, aber hat das unser Verbrecher gewusst? Hat er es gewusst? Das ist doch die Frage!«
Das kam von Baier. Er klang entschlossen, und seine Stimme vibrierte. Baier hatte Witterung aufgenommen.
»Klar! Was, wenn der Lanzenpräparator Lepaysan gesehen hat, als der ihn fotografiert hat? Der nun annehmen musste, sein Tun sei auf einem Bild zu sehen?«, rief Gerhard.
»Ja, was dann?« Baier war aufgestanden. »Hat Lepaysan aus dem Weg geräumt, und die Bilder wollte er auch vernichten! Frau Straßgütl, mit den Tschuschen Kontakt aufnehmen. Und Weinzirl, Sie suchen mir diesen Froschfresser. Diesen Ritter a.D. Alibis will ich von den Herren sehen. Außerdem müssen Atelier und Wohnung ständig observiert werden. Der Mörder wird zurückkommen. Mission erst beendet, wenn der die Bilder hat! Aber zuerst gehen wir essen.«
Evi schaute Baier verständnislos an.
»Es ist Sonntag«, fügte Baier hinzu. Das erklärte Evi auch nichts. Gerhard übersetzte.
»Immer sonntags kocht Baiers Frau und …«
Evi unterbrach ihn. »Ja, da werden wir ja wohl kaum das Sonntagsessen stören.«
»Evi, Bella, weil Baiers Frau kocht, tritt er die Flucht nach vorne an. Sonntags kommen einige Freundinnen von der Grünkern-Fraktion und kochen.«
»Herrschaft Zeiten, ja! Vegetarisch und kalorienfrei«, ergänzte Baier. »Und deshalb fahren wir in die Moosmühle.«
Wo es für Baier einen Hirsch gab, für Gerhard Schweinsbraten und für Evi Salat. Ohne Pute.
»Da hättens ja gleich bei meiner Frau essen können«, sagte Baier, aber er lächelte Evi dabei wohlwollend an. So wie er die slowakische Bedienung anstrahlte. »Nettes Madel.«
Den Nachmittag verbrachten Gerhard und Evi im Büro und mussten feststellen, dass die Kommunikation mit Tschechien weit leichter war als die
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