Eisenherz - Förg, N: Eisenherz
dass ich Jacques das wünsche. Oder ihn nicht mag.«
»Aber Cedric mögen Sie lieber?«
»Ja, nein, ich finde alle Ritter toll. Und …«
Gerhard wusste, was jetzt kommen würde: Eine Lobeshymne auf die Pferde.
»… die Pferde sind so schön. Einfach faszinierend! Haben Sie das Turnier denn nicht gesehen?«
»Jeder, nein, jede fragt mich das! Ja, ich habe es gesehen. Toll, wirklich!«
»Sie sind nicht so echt überzeugt?«, fragte sie lächelnd.
»Ich bin ein zynischer Polizist. Klar ist das Turnier faszinierend, aber ich habe ein bisschen den Eindruck, dass entweder Frauen hier Ritter anschmachten oder männliche Psychopathen umgehen. In Strumpfhosen, als große Schweiger, in Bärenfellen, auf Stelzen dozierend. Alles Leute, die im normalen Leben wohl eher im Keller versteckt werden?«
»Ich verstehe Sie schon. Ein Großteil meiner Freunde sagt, ich spinne. Es gibt nur Kaltenberg-Addicts oder solche, die das alles hier kalt lässt. Die kommen einmal, finden das Turnier sicher gut, und das war’s. Sie haben’s einmal gesehen und sind damit ganz zufrieden.«
»Und Sie und viele andere haben sich ein Kaltenberg-Virus eingefangen? So virulent wie die Vogelgrippe?«
»Ja!« Sie strahlte.
»Und ein Ritter-Virus!«, schickte Gerhard hinterher und war sich fast sicher, dass es Steffi gewesen war, die sich in der Räuberhöhle knutschend in einem dunklen Eck herumgedrückt hatte. Der Typ war blond gewesen. Klein, muskulös, tätowiert. Sicher Cedric, der Gute.
Sie lächelte wieder freundlich und sagte ganz unverbindlich: »Ohne Ritter kein Turnier.«
»Wie kamen Sie überhaupt drauf? Ich meine, hier zu arbeiten?«, fragte Baier.
»Na, über Opa. Ich habe unseren Speicher umgeräumt und dabei alte Fotos gefunden. Von, von …« Ihr offener Blick wurde kurz überschattet. »Na jedenfalls waren da auch Bilder von Kaltenberg dabei.«
»Aus jener Zeit, als er zum ersten Mal in Kaltenberg gearbeitet hat?«, fragte Gerhard.
»Warum fragen Sie, wenn Sie das sowieso wissen?« Nun klang sie ein wenig unwirsch.
Gerhard schwieg.
»Ja, er war von Anfang an dabei. Damals war es eine andere Stuntgruppe.« Wieder huschte ein dunkler Schatten über ihr Gesicht.
»Wie lange war ihr Großvater denn dabei?«, fragte Gerhard. Steffi schien zu ahnen, dass die Frage rhetorisch war.
»Fünf Jahre, und dann hat er’s wieder gelassen. Aber wir sind dann ja auch von Weil nach Rottenbuch gezogen. Ich habe an Weil wenig Erinnerung. Ich nehme an, es wäre einfach zu weit gewesen nach Kaltenberg.«
»Aber nun leben Sie ja immer noch beide in Rottenbuch. Nun ist es doch auch immer noch genauso weit«, sagte Evi.
»Opa ist jetzt Rentner. Er hat kein Geschäft mehr und unübersichtliche Termine auf dem Bau. Außerdem haben wir ein Wohnmobil. Sagen Sie mir vielleicht mal, wieso Sie das alles wissen wollen?« Steffi Holzer hatte Mühe, weiter so höflich zu sein. Das war zu spüren.
Gerhard ignorierte die Frage und fuhr fort: »Und weil Ihnen die Bilder so gefallen haben, fassten Sie den Entschluss, sich in Kaltenberg zu bewerben. Dort zu jobben?«
»Ja, und weil ich monumentale Ritterfilme liebe. King Arthur, Braveheart, Königreich der Himmel, all solche Sachen.«
»Aha. Und Ihr Opa liebt die auch. Wann hat er denn beschlossen, wieder in Kaltenberg zu arbeiten?«
»Wieso fragen Sie mich das alles?« Gerhard spürte, dass sie am Limit war, was ihre kühle Beherrschung betraf. Sie tat ihm Leid. Weil er sie quälen musste und ihre Antworten ahnte.
»Bitte, Steffi, antworten Sie mir.«
»Das war, nachdem ich hier einen Job bekam. Ich habe ihn noch aufgezogen, ob er mich denn gar nicht aus den Augen lassen könne. Der alte Klammeraffe.«
Der alte Klammeraffe?
»Das war also letztes Jahr?«
»Ja, und letztes Jahr hab ich Karten abgerissen, und dieses Jahr bin ich Assistentin der PR -Abteilung.« Das rotzte sie ihm jetzt richtig hin.
»Hatten Sie letztes Jahr denn auch Kontakt zu den Rittern und Mitwirkenden? So wie dieses Jahr?«, fragte Gerhard und erntete wieder einen bösen Blick.
»Nein, dieses Jahr ist es viel cooler, weil ich überall hinkann. Soll ich Ihnen eine Zeichnung machen oder es auf CD brennen? Das wissen Sie doch alles!« Sie war nun wirklich wütend, und es stand Angst in ihren Augen. »Verdächtigen Sie etwa mich?« Das kam ungläubig.
Gerhard schüttelte heftig den Kopf. »Nein.« Er überlegte kurz, und dann ging er in die Offensive. »Aber jemanden, den Sie sehr gut kennen.«
Sie sah ihn völlig
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