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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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einem ungläubigen Gesichtsausdruck nach hinten.«
    »Scheiße, wir brauchen den Notarzt. Der nippelt uns hier ab!«, rief Gerhard. Evi hatte schon ihr Handy am Ohr. Dann versuchte sie sich redlich mit einer Herzdruckmassage, bis der Notarzt kam. Der Arzt und sein Sanitäter agierten präzise und schnell. Spritze, Infusion, eins, zwei, drei, auf die Trage. Sie schafften Holzer die Treppe runter und verluden ihn.
    »Wo bringen Sie ihn hin?«, fragte Baier.
    »Starnberg«, sagte der Arzt.
    »Rufen Sie mich bitte an, wenn er ansprechbar ist.«
    »Sieht nicht so aus, der alte Knabe. Aber das Krankenhaus meldet sich.«
    Die drei Kommissare starrten dem Wagen hinterher.
    »Scheiße, jetzt sind wir so schlau wie vorher!«, rief Gerhard. Er war wütend. Sauzwider, genau genommen.
    »Er hat auf unsere Falle reagiert. Das ist ja wohl nicht von der Hand zu weisen«, meinte Evi.
    »Und verreckt uns, bevor wir ihn befragen können.«
    »Na, na, na, Weinzirl, warten wir’s ab und fahren erst mal nach Weilheim. Denken nach.« Dass es mitten in der Nacht war, schien den schlaflosen Baier nicht zu interessieren.
    Diesmal fuhr Baier die Strecke über Magnetsried und Deutenhausen im Rentnertempo, sie schwiegen alle drei und hingen ihren Gedanken nach. Im Büro angekommen, holte Baier erst mal Kaffee für sich und Gerhard und stellte Evi eine Tasse Tee hin. Sie ließ zwei Süßstoff hineinfallen und rührte klirrend um.
    »Das ist doch zum Kotzen. Wir haben kein Motiv. Ich denke auch, dass Holzer es war. Aber warum?«
    »Das Gespräch mit Steffi Holzer. Was ist uns aufgefallen?«, fragte Baier.
    »Sie war relativ cool, bis die Rede auf die Fotos kam. Die Fotos von Kaltenberg«, sagte Evi eifrig. »Was war da drauf?«
    »Nicht schon wieder Fotos«, stöhnte Gerhard.
    »Wird als der Fotofall in unsere Annalen eingehen. Aber Frau Straßgütl hat Recht. Das mit den Kaltenberg-Fotos schien Steffi Holzer wehzutun.«
    Es war still im Büro, bis auf das Geräusch des Löffels in der Teetasse. Abrupt hörte es auf. Evi fuchtelte plötzlich mit dem Löffel in der Luft rum. »Haben wir uns jemals Gedanken über den Verbleib von Steffis Eltern gemacht? Es gibt ‘nen Opa und ‘ne Enkelin. Da fehlt doch ‘ne Generation. Wo sind Steffis Eltern? Was, wenn die auf den Bildern zu sehen sind?«
    »Und wenn, kommt öfter mal vor, dass sich Mütter und Väter aus dem Staub machen und Kinder von Großeltern aufgezogen werden. Das bringt doch nichts, Evi.« Gerhard schüttelte den Kopf.
    »Kann ja nicht schaden. Je mehr wir über Holzers erfahren, desto besser. Ihr Computer weiß so was doch sicher, Frau Straßgütl.« Baier nickte ihr zu.
    »Ich tu mein Bestes«, sagte Evi und haute in die Tasten. Nach einer Weile sagte sie: »So, ich hab mal ein bisschen gegoogelt und bin auf eine Isabella Holzer gestoßen. Sie ist die Tochter von Hubert und Gerda Holzer. Sie müsste die Mutter von Steffi sein. Das Mädchen hat 1984, da war sie neunzehn, einen Journalisten-Nachwuchspreis gewonnen. Sie war Volontärin bei der Augsburger Zeitung.«
    »Ja, und?«
    »Nichts und, das ist immerhin ein Anhaltspunkt.«
    »Beeindruckend.« Gerhard war das alles so leid. Das ging ihm viel zu zäh vonstatten. Außerdem: Was war mit Schmoll und dem Bürgermeister und all den anderen? Vielleicht hatten sie ja da was übersehen. Er verfluchte sich, dass er diese ganze Kaltenberg-Sache losgetreten hatte. Er sah auf die Uhr. Es war zwei.
    Baier verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. »Lassen wir das. Sie jungen Leute brauchen etwas Schlaf. Bis morgen.«
    Bis morgen war gut, eher bis nachher.
    Das Nachher war gegen acht. Die Kaffeetassen standen noch da. Gerhard nahm sie mit, ließ ein bisschen kaltes Wasser drüberlaufen und füllte neuen Kaffee ein. Evis Teebeutel hängte er in warmes Wasser, so wie es aus der Leitung kam. Evi beschwerte sich nicht, auch eine Evi war mal müde. Baier nahm irgendeine Tablette ein, und da gab sich Gerhard einen Ruck.
    »Baier, sind Sie krank? Wenn Sie reden wollen …«
    Baier starrte ihn an. Dann lachte er, hieb sich auf die Schenkel und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Schließlich japste er.
    »Weinzirl, das wär ja was. Kurz vor dem Ruhestand und dann schwer krank. Tragik, Weinzirl, Tragik. Keine Sorge, ich nehm bloß Selen und Zink, der Doktor meinte, das sei gut in meinem Alter. Abwehr und so. Ich vergess die Dinger bloß laufend. Weinzirl, haben Sie sich echt Sorgen gemacht?«
    Gerhard sah weg.
    »Unkraut vergeht nicht, Weinzirl. Nett von

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