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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Zeltplatz, auf dem die Jünger und Jüngerinnen des Mittelalters campierten. Nicht auf Fellen, sondern in Salewa-Schlafsäcken. Von überall her dröhnte Musik, jaulten die Dudelsäcke.
    »Schon wieder die verlausten Raben«, polterte Baier.
    »Also, das Stück ist von ›Des Teufels Lockvögel‹«, sagte Evi ganz cool, und weil Gerhard arg dümmlich dreinsah, fügte sie hinzu: »Ich nehme teil an der Welt, ich bin ja nicht so verdruckt wie du sturer Allgäuer. Was der Bauer nicht kennt, hört er nicht, gelle! Kennst du den Spruch? Schichte fünfunddreißig Allgäuer übereinander. Der unterste ist genauso verdruckt wie der oberste.«
    Das Geplänkel fand ein jähes Ende, weil ihnen Jo im Tor entgegenkam. Sie umarmte Evi, die beiden ließen sich gar nicht mehr los. Gerhard verspürte das eigentümliche Gefühl, das er jedes Mal hatte, wenn er sie zusammen sah. Es war doch aber auch merkwürdig, dass zwei Frauen, mit denen er mal was gehabt hatte, sich jetzt hier abknutschten.
    Nachdem Jo Baier die Hand gegeben und Gerhard einen züchtigen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, gingen sie im Strom der Menschen weiter.
    »Jo, das ist jetzt sehr wichtig. Kennt Hubert Holzer den Fotografen Lepaysan? Hat er ihn hier mal getroffen?«
    Jo überlegte. »Ich bin mal am Zaun der Arena gestanden. Mit Lepaysan. Er hat sich wichtig gemacht. Ich hab ihn ziemlich auflaufen lassen. Holzer hat das mitbekommen und ihn als Granatenarschloch bezeichnet. Wir haben dann ein bisschen über ihn gelästert, als er weg war. So auf die launige Art und Weise. Was das denn für ein unangenehmer Typ sei. Ich kann mich gut erinnern, dass Holzer dieses Fotoshooting auch ganz grauenhaft fand.«
    »Was habt ihr noch geredet? Hat er nach Lepaysan genauer gefragt? Jo, das ist wirklich wichtig! Sehr wichtig! Erinnere dich, was hast du ihm gesagt?«
    Jo dachte nach. »Ich glaube, er hat mich nach seinem Namen gefragt, und ich habe ihm gesagt, der Typ hieße Lutz Lepaysan.«
    »Sonst noch was? Was hast du noch erzählt?«
    »Dass er aus Seeshaupt sei.«
    »Warum hast du ihm das denn gesagt?«, fragte Gerhard.
    »Weil Holzer wieder sehr launig meinte, dass der für einen Franzosen ziemlich boarisch reden würde. Und ich habe dann gesagt, er komme aus Seeshaupt und dass er wohl gar kein Franzose sei. Nur sehr gut Französisch spreche. Ich hatte ja seine Anfrage mit Kontaktdaten zu bearbeiten. Wir haben dann noch gemutmaßt, dass er einen Künstlernamen hat.«
    »Ja, den hatte er. Er hieß mal Ludwig Bauer«, sagte Gerhard düster.
    »Gerhard, was soll das alles? Warum interessiert dich Holzer? Er hat doch nichts mit dem Mord zu tun.« Sie brach ab und starrte ihn an. »Gerhard! Was sollte Holzer für einen Grund haben?«
    »Gute Frage. Die ich dir hier und jetzt nicht beantworten kann. Und ich muss dich auch warnen, Jo. Wenn etwas von unserem Gespräch zu Steffi oder Holzer dringt, bin ich fertig mit dir.«
    Das klang so hart, dass Jo zusammenzuckte.
    »Aber Holzer, er hat doch keinen Grund. Er liebt Kaltenberg.« Sie schrie fast.
    »Jo, es ist unser Job, das zu klären. Wir müssen mit Steffi Holzer reden. Ist sie da?«
    »Ja. Aber bitte geht behutsam vor. Bitte! Sie ist so ein liebes Mädchen. Ich kann das einfach nicht glauben, dass Holzer etwas mit den Vorgängen zu tun haben soll. Warum, Gerhard, Evi, Herr Baier! Warum?«
    »Liebe Frau Dr. Kennerknecht. Bitte lassen Sie uns unsere Arbeit machen. Ich verspreche Ihnen, Sie sofort zu informieren, wenn wir das können und dürfen.« Baier konnte manchmal ganz sanft sein. Fast hypnotisch. »Sagen Sie, ist Herr Holzer auch da?«
    Jo schüttelte den Kopf. »Nein, im Prinzip sind ja alle Installationen abgeschlossen. Er hätte als Zuschauer natürlich kommen können, aber Steffi hat mir erzählt, dass er zu Hause in Rottenbuch irgendwas Ehrenamtliches in einem Tourismusgremium macht. Steffi hab ich vorher gesehen. Es gab Probleme mit einem Mitarbeiter. Der scheint etwas ausgerastet zu sein. Steffi hat irgendwie einen Draht zu ihm. Sie beruhigt ihn gerade. Steffi ist ein wunderbares Mädchen. Gerhard, es kann einfach nicht sein, dass Holzer etwas mit den Anschlägen zu tun hat.«
    Es war wieder Baier, der antwortete. »Wir gehen nicht leichtfertig vor, Frau Dr. Kennerknecht. Wo ist nun Steffi?«
    »An einer der Treppen zur Arena.«
    Steffi stand neben einem jungen Mann. Er war Ordner und trug ein Baseball-Käppi, und er heulte. Was Gerhard doch sehr befremdete.
    »Es ist so schlimm, das mit dem Ritter.

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