Eisenherz - Förg, N: Eisenherz
Sie bei Lepaysan«, fragte Baier.
»Wieso fragen Sie, wenn Sie es wissen?« Der Satz hätte von Steffi stammen können.
Baier sah ihn nur an. Lange und fest.
»Ich habe eine externe Festplatte gesucht, auf der ich die Bilder vermute, die mich im Lanzencontainer zeigen. Sind Sie nun zufrieden?«
Gerhard war sich nicht sicher, ob er Holzer sagen sollte, dass keinerlei kriminelles Tun auf den Bildern zu erkennen gewesen war. Er tat es nicht.
»Sie haben also eine echte Spitze auf der Lanze befestigt und in Kauf genommen, dass ein Mensch tödlich verletzt wird!«
»Nein, so war das nicht. Die Ritter hatten bei jedem Training zum Tjosten Schutzwesten und teils auch Rückenprotektoren an. Nur nicht an diesem verdammten Mittwoch. Ich wollte das nicht, ich wollte sie nur erschrecken.«
»Sie haben Glück, dass der junge Mann sich erholen wird, Holzer. Verdammtes Glück. Warum das Ganze? Und die anderen Anschläge? Das waren Sie doch auch? Sie haben mich in den Container gestoßen.« Gerhard sah ihn wütend an.
»Ja.«
»Herr Holzer, und was war mit Marco Cœur de Fer? Den hätten Sie fast umgebracht.«
»Nein, das wollte ich auch nicht. Ich kannte die Sequenz. Er hätte in dem Moment nach vorne reiten sollen, ich kannte das von den Proben. Der Balken hätte ihn nicht getroffen, nur das Pferd erschreckt.«
Gerhard zog die Augenbrauen hoch. »Ach ja, das Pferd! Wie haben Sie das zum Beispiel mit Suente gemacht? Das Pferd, das noch vor dem Turnier verschwunden ist.«
»Es einfach eingeladen, der Hänger stand da.«
»Und wenn Sie jemand gesehen hätte?«, fragte Gerhard.
»Unwahrscheinlich, und warum sollte jemand dem Hänger vom Gestüt Schmalkornmeister Beachtung schenken? Die gehörten ja zum Programm«, sagte Holzer.
»Herr Holzer, wo sind eigentlich der Hänger und das Auto? Das wäre dann auch noch Diebstahl.«
»Die wollte ich zurückbringen. Das hat sich nur noch nicht ergeben. Aber das Gespann steht völlig unversehrt in einem Stadl beim Kreuzberg. Der Schlüssel liegt auf dem linken Vorderreifen. Ich kann Ihnen genau beschreiben, wo das ist.«
»Toll, Herr Holzer! Das dürfte allerdings das kleinste ihrer Probleme sein. Darum kümmern sich später die Kollegen. Und wie haben sie es bewerkstelligt, dass den Rittern so übel wurde?«
»Es gibt Brechwurz-Tropfen. Ganz einfach.« Holzer sah weg.
»Dann hätten wir noch die Herren Veit und Dietrich. Haben Sie die aufgehetzt?«
»Die musste ich nicht groß aufhetzen. Die Jungs mögen keine Franzosen, die ihre Mädchen ausspannen. Das mochten sie noch nie.«
Es war ganz still in Holzers Wohnung, unerträglich still, quälend still, bis Gerhard provozierend sagte: »Sie meinen, das mochten die Jungs schon nicht, als Ihre Tochter von einem Franzosen schwanger wurde? War es denn ein Franzose?«
Holzers Atem ging wieder rasselnd. Er griff zu seinem Spray, das auf dem Nachttisch stand.
»Ja, ein verdammter Froschfresser, und er hat sie so unglücklich gemacht, dass sie sich umgebracht hat. Meine Isabella, meine Isabella.«
Tränen standen in seinen Augen. Der Schmerz umgab ihn. Wie eine undurchdringliche Wand. Gerhard fühlte den Schmerz.
»Herr Holzer, das war sicher sehr schwer für Sie, die Tochter verloren, allein mit dem kleinen Kind, aber warum rächen Sie sich so viel später?«, fragte Baier.
»Ich räche mich nicht. Ich will nur das Schlimmste verhindern.«
»Dass Steffi sich in einen Franzosen verliebt? Ist es das?« Baier sah Holzer durchdringend an. Der hatte den Kopf gehoben.
»Die Geschichte wiederholt sich. Immer.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Weil die Menschen nichts dazulernen. Einstein hat es gewusst. Zwei Dinge sind unendlich, eins davon ist die menschliche Dummheit.«
»Wollen Sie Ihre Enkelin der Dummheit bezichtigen?« Baiers und Holzers Blicke waren fest aufeinander geheftet.
»Ja, wenn sie sich so einem Stunt-Hanswurst an den Hals wirft.«
»Tut sie das denn?« Gerhard und Evi waren völlig raus. Es war, als gäbe es nur noch Baier und Holzer.
»Ich habe sie gesehen. Mit dem Blonden. Sie haben dauernd getuschelt, er hat ihr Briefe in die Hand gedrückt.«
»Und das ist einen Mord wert?«
»Der Junge lebt!«, rief Holzer.
»Zu Ihrem Glück! Zu Ihrem Glück, Holzer«, herrschte Baier ihn an. Holzer sah Baier an. Lange, sehr lange. Zwei ältere Herren sahen sich nun unverwandt an. Holzer war der erste, der wegsah.
Es wurde wieder still, und wieder durchbrach Gerhard die schwarze Stille.
»Jacques Deneriaz mag
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