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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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seines Hauses versteckt. Da Licht in der Küche war, ging er davon aus, dass Matthildur noch auf war. Er hegte den starken Verdacht, dass sie fremdging, sein Argwohn war bereits vor einiger Zeit geweckt worden. Sie verhielt sich kälter und unnahbarer als früher, zeigte keinerlei Interesse mehr an ihm und reagierte kaum, wenn er sie ansprach.
    Er hatte lange Zeit versucht, Matthildur davon zu überzeugen, dass er sich nichts hatte zuschulden kommen lassen, dass er ihre Schwester kaum gekannt, nichts über ihre familiäre Verbindung gewusst hatte und dass das Kind, von dem ihre Schwester behauptete, es sei seins, nicht von ihm sei. Schließlich schien sie sich mit seinen Erklärungen zufriedenzugeben, wenn auch nur widerstrebend. Dabei kam es ihm zugute, dass das Verhältnis zwischen den Schwestern nicht sehr eng war. Er hütete sich davor, irgendein unvorsichtiges Wort über Ingunn fallen zu lassen, an die er sich aus seiner Zeit in Djúpivogur noch gut erinnern konnte. Er hatte mit ihr geschlafen, aber sie hatte mehr von ihm gewollt, sie war ihm nachgelaufen. Schließlich hatte er ihr klipp und klar gesagt, sie solle ihn in Ruhe lassen, er habe nicht das geringste Interesse an ihr. Und das Kind sei nicht von ihm, das würde er nie zugeben.
    Er sah, wie das Licht in der Küche ausging, und überlegte, ob seine Frau in diese simple Falle tappen würde, die er ihr gestellt hatte. Er war schon kurz davor, zu kapitulieren und den Plan aufzugeben, als er sah, dass sich die Hintertür öffnete. Matthildur trat hinaus in den Garten und verschwand im Dunkeln. Er heftete sich an ihre Fersen, folgte ihr zu Ezras Haus und sah, wie sie anklopfte. Ezra öffnete, und Matthildur huschte zur Tür hinein. Das Haus lag im Dunkeln. Jakob war ein paar Mal dort gewesen und wusste, wie die Zimmer im Haus verteilt waren. Er wartete eine Weile, schlich dann zum Haus und spähte vorsichtig durch ein Fenster nach dem anderen hinein, bis er zum Schlafzimmerfenster kam. Dort sah er zwei menschliche Körper, die sich im Bett umeinander wälzten.
    In diesem Augenblick hatte er noch gar keine besondere Wut verspürt. Er hatte nur eine eiskalte Bestätigung für seinen Verdacht bekommen. Matthildur war ihm untreu. Es konnte im Grunde genommen auch keine Überraschung für ihn sein, dass sie es mit Ezra trieb. Er war oft bei ihnen zu Hause gewesen, war sein Freund, arbeitete mit ihm zusammen, er war unverheiratet und kinderlos. Jakob war überzeugt, dass er noch nie etwas mit einer Frau gehabt hatte. Er hatte ihn gefragt, aber nur ausweichende Antworten erhalten. Wenn ihnen die Tage auf See lang wurden, weil der Fang ausblieb, hatte er manchmal versucht, ihn damit aufzuziehen, aber Ezra war nie darauf eingegangen. Jakob betrachtete ihn als einen guten Freund, einen Mann, von dem auf See sein Leben abhing.
    Nein, es stieg kein plötzlicher Zorn in ihm auf, ganz im Gegenteil. Er ging langsam zurück zu seinem eigenen Haus, keineswegs wutentbrannt, sondern eher in tiefe Gedanken versunken. Es wäre ihm nicht eingefallen, in Ezras Haus einzudringen, Matthildur aus dem Bett zu zerren oder über Ezra herzufallen. Auf irgendeine merkwürdige Weise fand er, dass so etwas unter seiner Würde war. Er hatte es nicht nötig, um etwas zu betteln, die beiden brauchten ihm keinen Gefallen zu tun. Er wollte auch keine Erklärungen oder Entschuldigungen, kein reuiges Gewinsel von diesem hinterhältigen Pack.
    Und dann legte er sich auf die Lauer. Er setzte sich ins Wohnzimmer und wartete darauf, dass Matthildur wieder nach Hause kam. Die Nacht verstrich, und je länger sie fortblieb, je länger er sie sich in Ezras Umarmung vorstellen musste, desto mehr steigerte er sich in seine Wut hinein – bis er nicht mehr ruhig auf seinem Stuhl sitzen konnte und aufsprang. Im Geist ging er hundert verschiedene Möglichkeiten durch, was er sagen würde. Jetzt erfuhr er wie nie zuvor am eigenen Leibe, wie es ist, wenn die Wut in einem Menschen kocht. Das Blut in seinen Adern schien zu brodeln, er rannte hektisch durchs Haus, setzte sich wieder und versuchte, sich abzureagieren, doch im nächsten Moment stiegen wieder Wut und Hass in ihm hoch – auf Matthildur, die ihm abtrünnig geworden war, die ihre Ehe, ihr Zusammenleben verraten hatte. Wieder sprang er auf und tigerte hin und her. Und ausgerechnet mit Ezra. Er wusste noch nicht, wie, aber er würde auf irgendeine Art und Weise dafür sorgen, dass Ezra diesen Verrat zeit seines Lebens in Erinnerung behalten würde.
    Er

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