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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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willst du gleich wieder weg? Trink deinen Schnaps, Mann, immer mit der Ruhe. Ich hab nichts Besonderes gemacht, hab nur hier gesessen und Radio gehört. Du störst mich gar nicht.«
    Ezra schwieg.
    »Ich bin nicht betrunken«, sagte Jakob. »Ich fühl mich nur irgendwie einsam.«
    »Natürlich«, sagte Ezra.
    Jakob riss sich zusammen, richtete sich im Sessel auf und wählte seine Worte sehr sorgfältig,
    »Im Grunde genommen bin ich richtig erstaunt, dass du es tatsächlich über dich gebracht hast, zu mir zu kommen«, sagte er.
    »Dass ich es über mich gebracht habe? Ich wollte dir mein Beileid aussprechen …«
    »Wie schön von dir.«
    »Und ich wollte wissen, wie es dir geht.«
    »Aber vielleicht wolltest du auch noch etwas anderes wissen?«
    »Ich …«
    »Möchtest du nicht auch etwas über Matthildur erfahren?«
    »Über Matthildur?«
    »Nun tu bloß nicht so begriffsstutzig.«
    »Nein, ich würde nie …«
    »Glaubst du vielleicht, dass ich es nicht gewusst habe?«
    »Gewusst?«
    »Glaubst du wirklich, Ezra, dass ich nicht von dir und Matthildur gewusst habe?«
    Plötzlich schien Jakob wieder vollkommen nüchtern zu sein. Seine Miene wurde hart und anklagend. Ezras Verdacht war bestätigt worden, unerwartet und erstaunlich direkt nach dieser langen Zeit. Er hatte sich lange vor diesem Augenblick gefürchtet, doch jetzt, nachdem endlich die Wahrheit ans Licht gekommen war, spürte er so etwas wie Erleichterung.
    »Ich … Darüber wollte ich mit dir reden«, sagte Ezra. »Deswegen bin ich hier. Wir wollten dir nicht übel mitspielen … Es ging nicht darum, wir wollten dich nicht hintergehen. Es ist einfach so gekommen.«    
    »Ihr wolltet mir nicht übel mitspielen?«, echote Jakob. »Ihr wolltet mich nicht hintergehen?«
    »Wir hatten immer vor, mit dir zu reden.«
    »Das habt ihr aber nie getan.«
    »Nein, das haben wir nicht. Matthildur wollte es dir sagen.«
    Ezra merkte sofort, wie blödsinnig er sich ausgedrückt hatte. Es musste sich anhören, als wolle er die ganze Verantwortung auf Matthildur schieben.
    »Sie wollte allein mit dir reden«, korrigierte er sich. »Sie wollte nicht, dass ich dabei war.«
    »Weißt du, wie ich es herausgefunden habe?«, fragte Jakob. »Weißt du, wie ich herausgefunden habe, dass ich ein Hahnrei bin?«
    »Nein«, antwortete Ezra.
    »Was glaubst du, was für ein Gefühl das ist? Was glaubst du, wie es ist, wenn die eigene Frau es mit jemand anderem treibt. Mit dem Freund! Was zum Teufel glaubst du, wie das ist?!«
    Ezra antwortete ihm nicht.
    »Bist du nicht mein Freund?«
    Ezra schwieg immer noch.
    »Warst du nicht mein Freund?«, sagte Jakob.
    Ezra nickte.
    »Es ist mir nicht entgangen, wie ihr euch da morgens immer aufgeführt habt«, fuhr Jakob fort, »wenn du mich abgeholt hast. Glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, wie du sie angeglotzt hast? Ich hab ganz genau gesehen, wie du sie angeschaut hast, und ich hab auch gesehen, dass ihr das gefiel.«
    »Sie hat mir von ihrer Schwester und dem Kind erzählt«, sage Ezra. »Sie war sehr betroffen …«
    »Das war nichts als eine bösartige Verleumdung«, schrie Jakob. »Mit dem Balg hatte ich nichts zu tun! Ihre Schwester hat sich das alles zusammengelogen. Ich habe sie bestiegen, das stimmt, das war damals in Djúpivogur, ein oder zwei Mal. Aber mit dem Kind habe ich nichts zu schaffen. Und ich hatte keine Ahnung, dass sie Schwestern sind.«
    »Matthildur war am Boden zerstört«, sagte Ezra. »Das ist eine Erklärung dafür, weshalb sie zu mir kam. Sie war zutiefst empört.«
    Jakob starrte auf den Boden. Er sah abgerissen aus, ungekämmt und unrasiert, das karierte Hemd hing ihm halb zur Hose heraus, und er hatte nur eine Socke an. Ezra sah, dass Jakob wie von Sinnen war, und hielt es nicht für ratsam, das Gespräch mit ihm in diesem Zustand fortzuführen. Er war zwar froh, nun endlich zu wissen, dass sich die Positionen zwischen ihm und Jakob geklärt hatten, aber dessen Zustand machte die Sache sehr schwierig. Also stand er auf.
    »Wir sollten vielleicht über diese Dinge reden, wenn wir besser dazu aufgelegt sind«, sagte er.
    Jakob sah zu ihm hoch.
    »Du gehst nicht, bevor du dir angehört hast, was ich zu sagen habe«, zischte er.
    »Ich bin nicht sicher, ob das der richtige …«
    »Schnauze!«, schrie Jakob. »Halt die Schnauze und setz dich!«
    Sie sahen sich lange in die Augen, dann gab Ezra nach und setzte sich Jakob gegenüber auf den Sessel.    
    »Weißt du, wie ich die Bestätigung für

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