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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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hieß Lúðvík und hatte eine Stinklaune, ob das nun an dem längst verjährten Streit mit Bóas lag oder an der Tatsache, dass Erlendur ihn bei der Arbeit störte, war nicht auszumachen. Er war im gleichen Alter wie Erlendur und hatte in seiner Scheune den Mähbinder auseinandergenommen. Er musste ein Teil einbauen, das im Sommer kaputtgegangen war. Das Ersatzteil war aber erst vor ein paar Tagen gekommen. Was für ein Service! Die Frau des Bauern hatte Erlendur in die Scheune geschickt und ihn darum gebeten, ihren Mann daran zu erinnern, dass heute Abend Chorprobe wäre. Erlendur richtete das aus.
    »Chorprobe!«, knurrte ihr Mann. »Die können mich mal mit ihren Chorproben!«
    Darauf wusste Erlendur nichts zu sagen, und er war sich nicht sicher, ob der Mann erwartete, dass er dieses Statement an die Ehefrau weitergab. Lúðvík ließ eine wütende Litanei über Chöre vom Stapel, wobei Erlendur den Eindruck gewann, dass es dabei vor allem um Männerchöre ging. Sie stahlen einem unheimlich viel Zeit, ewig diese Proben, und dann die Rumfahrerei wegen irgendwelcher Auftritte. Die meisten Mitglieder seien irgendwelche älteren Heinis, die nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen wüssten, als sich zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten zu treffen.
    »Singst du vielleicht auch im Chor?«, fragte er Erlendur. »Du scheinst im passenden Alter zu sein.«
    »Das habe ich noch nie gemacht«, sagte Erlendur.
    »Willst du vielleicht hier in der Gegend jagen?«, fragte Lúðvík in direkter Fortsetzung seiner Ausführungen über Männerchöre.
    »Nein«, sagte Erlendur. »Ganz und gar nicht. Aber … ich würde gern von dir etwas über Füchse erfahren. Soweit ich gehört habe, bist du ein erfahrener Fuchsjäger.«
    »Füchse? Da solltest du dich lieber an jemanden wenden, der Bóas heißt. Kennst du den?«
    »Ja, mit dem habe ich schon gesprochen.«
    »Findest du nicht, dass er ein verdammt komischer Kauz ist?«
    »Na ja, geht so«, sagte Erlendur, um etwas zu sagen. »Er ist mir behilflich gewesen«, fügte er hinzu, in der Hoffnung, dass Lúðvík dadurch davon abgehalten würde, eine Tirade über Bóas loszulassen.
    »Bóas ist ein Depp«, erklärte Lúðvík.
    »So ist er mir eigentlich nicht vorgekommen«, entgegnete Erlendur.
    »Und was willst du über Füchse wissen?«, fragte Lúðvík. Er legte das kaputte Teil zur Seite, das er gerade ausgebaut hatte, und wischte sich die Finger an schmieriger Putzwolle ab. »Du bist nicht von hier, nicht wahr? Bist du aus Reykjavík?«
    Erlendur nickte. Er hatte lange darüber nachgedacht, wie er seine Frage formulieren sollte, ohne allzu unbedarft zu wirken oder zu viel über sich selbst zu verraten, war aber zu keinem Ergebnis gekommen.
    »Füchse sind da wohl eher Mangelware«, sagte Lúðvík.
    »Ja, und ich weiß nur sehr wenig über sie. Ezra hat gesagt, ich solle mit dir reden.«
    »Ezra?« Auf den Namen reagierte Lúðvík sofort. »Kennst du ihn?«
    »Ganz gut«, sagte Erlendur und fand, dass er sich nicht zu weit von der Wahrheit entfernte, denn er kannte wohl die Geschichte von Ezra besser als irgendjemand anderes in den Ostfjorden.
    »Na, da schau her, hat der Alte dich an mich verwiesen?«, sagte Lúðvík und seine Miene wurde etwas freundlicher. »Wie geht es ihm denn?«
    »Ganz gut, glaube ich«, sagte Erlendur.
    »Ein Mensch, wie man ihn selten findet, ein Prachtkerl. Immer bereit, einem einen Gefallen zu tun, in großen wie in kleinen Dingen. Also, was möchtest du über Füchse wissen?«
    »Ich würde gerne wissen, ob du mal davon gehört hast, dass … oder vielleicht hast du selbst mal etwas bei einem Fuchsbau gefunden. Irgendwelche Dinge, die … die Füchse mit zu ihrem Bau geschleppt haben. Dinge, die sie auf Höfen oder in Ortschaften oder irgendwo in den Bergen gefunden haben?«
    Lúðvík sah ihn lange nachdenklich an.
    »In einem Fuchsbau kann man vieles finden«, sagte er. » Der Fuchs in seinem Baue, der naget an altem Gebein , das kennst du sicher.«
    Erlendur nickte.
    »Denkst du da an etwas Bestimmtes?«, fragte Lúðvík.
    »Ich denke an Dinge, die von Menschen stammen. Kleiderreste, Schuhe oder Stiefel möglicherweise, irgendetwas von dem Krempel, den wir so herumliegen lassen.«
    »Das kann vorkommen«, sagte Lúðvík. »Aber Füchse sind keineswegs so diebisch wie Raben.«
    »Hast du mal einen Stiefel oder dergleichen bei einem Bau gefunden?«
    »Stiefel? Was für eine Art von Stiefel?«
    »Muss auch kein Stiefel sein«, sagte

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