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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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bis zum Anschlag durch, doch es war schon zu spät. Mit einem entsetzlichen Krachen fuhr der Ferrari gegen den Baum.
    Craig wurde nach vorn geschleudert. Sein Kopf flog in die Scheibe und schlug dabei Scherben hinaus, die ihm die Haut an der Stirn zerschnitten. Mit der Brust prallte er gegen das Steuerrad. Sophie wurde gegen das Armaturenbrett geschleudert und landete mit dem Hinterteil auf dem Boden und den Füßen auf dem Sitz, doch als er sie fluchen hörte und sah, wie sie sich wieder aufzurappeln versuchte, war ihm klar, dass ihr nichts Ernsthaftes passiert sein konnte.
    Wieder war der Motor ausgegangen.
    Craig warf einen Blick in den Rückspiegel. Daisy war vielleicht noch zehn Meter hinter ihnen. Sie stapfte durch den Schnee und kam, die Pistole in der Hand, Schritt für Schritt näher. Craig erkannte instinktiv, dass sie nur eines im Sinn hatte: Sie wollte Sophie und ihn töten und kam nur deshalb näher, um keinen weiteren Fehlschuss zu riskieren.
    Ihm blieb nur eine einzige Chance: Er musste sie selber töten.
    Wieder drehte er den Zündschlüssel, und der Ferrari sprang an. Daisy war jetzt nur noch fünf Meter entfernt und stand direkt hinter dem Wagen. Sie hob den Arm mit der Pistole. Craig schaltete in den Rückwärtsgang und schloss die Augen.
    Im selben Moment, als er die Kupplung losließ und aufs Gaspedal trat, hörte er einen Knall. Die Heckscheibe zerbarst. Der Wagen schoss zurück. Es gab einen schweren Schlag, als hätte jemand einen Sack Kartoffeln auf den Kofferraumdeckel fallen lassen.
    Craig nahm den Fuß vom Gas, und der Wagen rollte aus. Wo war Daisy? Er stieß zerbrochenes Glas aus der Windschutzscheibe und entdeckte sie. Daisy war durch den Zusammenprall zur Seite geschleudert worden und lag auf dem Boden, ein Bein stand in einem merkwürdigen Winkel ab. Craig starrte sie an, entsetzt über seine Tat.
    Da bewegte sie sich.
    »O nein!«, schrie er. »Warum verreckst du nicht endlich?«
    Daisy streckte den rechten Arm aus und hob ihre Waffe auf, die unweit von ihr im Schnee lag.
    Craig legte den ersten Gang ein.
    Das Autotelefon sagte: »Wenn Sie diese Nachricht löschen wollen, drücken Sie die Drei.«
    Daisy sah Craig in die Augen und zielte mit der Pistole auf ihn.
    Er ließ die Kupplung los und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
    Der Schuss übertönte das Brüllen des Ferrarimotors. Craig ließ seinen Fuß dort, wo er war: auf dem Gaspedal. Daisy versuchte, sich aus der Gefahrenzone zu schleppen, aber Craig schlug leicht ein und steuerte mit voller Absicht direkt auf sie zu. Im Sekundenbruchteil vor dem Aufprall sah er ihr Gesicht: den zu einem unhörbaren Schrei aufgerissenen Mund, das blanke Entsetzen in ihrer Miene. Ein hässlicher, dumpfer Schlag folgte, und Daisy verschwand unter der geschwungenen Kühlerpartie. Der tief liegende Rahmen schrammte über ein klumpiges Hindernis. Erst jetzt sah Craig, dass er erneut auf den Baum zufuhr, den er schon einmal gerammt hatte. Er bremste zu spät – schon krachte es wieder, und der Wagen saß fest.
    Das Autotelefon, das ihm gerade erzählt hatte, wie man Nachrichten aufzeichnet, brach mitten im Satz ab. Craig versuchte, den Motor wieder zu starten, aber diesmal rührte er sich nicht. Der Anlasser klickte nicht einmal. Die Anzeigen am Armaturenbrett zeigten nichts mehr an, sie waren nicht einmal mehr erleuchtet. Die Elektronik hatte endgültig ihren Geist aufgegeben – kein Wunder nach dieser Behandlung, dachte Craig.
    Aber das hieß auch, dass das Telefon nicht mehr funktionierte.
    Und wo war Daisy?
    Er stieg aus.
    Auf der Piste hinter ihm lag ein Klumpen aus zerfetztem schwarzem Leder, weißem Fleisch und schimmerndem rotem Blut.
    Sie rührte sich nicht.
    Sophie stieg aus und stellte sich neben Craig. »O Gott, ist sie das?«
    Craig nickte nur. Ihm war so übel, dass er kein Wort hervorbrachte.
    Sophie flüsterte: »Glaubst du, sie ist tot?«
    Craig nickte noch einmal, dann überwältigte ihn die Übelkeit. Er drehte sich zur Seite und übergab sich in den Schnee.
     

08.15 Uhr
     
     

     
     
     
     
     
    Kit hatte das entsetzliche Gefühl, dass allmählich alles aus dem Ruder lief.
    Im Grunde hätte es einem erfahrenen Gangstertrio wie Nigel, Elton und Daisy ein Leichtes sein müssen, die verstreuten Reste einer gesetzestreuen Familie rasch zusammenzutreiben. Doch nun ging offenbar alles schief: Erst hatte sich der kleine Tom zu einer selbstmörderischen Attacke gegen Daisy aufgeschwungen, und dann war Ned in die Bresche

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