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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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schlagen?«
    »Weil ich sie auf dem Dachboden eingesperrt hatte.«
    »Du hast sie auf dem Dachboden eingesperrt?«
    »Sie hat mich dort gesucht, aber ich war schon wieder draußen. Ich hab die Schranktür hinter ihr zugemacht und verkeilt. Deshalb war Daisy so wütend auf mich.«
    Ihr Vater schluckte. »Tapferes Mädchen«, flüsterte er.
    »Ich bin gar nicht tapfer«, widersprach Miranda und dachte: Auf was für absurde Ideen er kommt! »Ich hatte so schreckliche Angst, dass ich praktisch alles getan hätte.«
    »Für mich bist du tapfer.« Tränen traten Stanley in die Augen, und er wandte den Kopf ab.
    Ned verließ das Gästehaus, unmittelbar gefolgt von Elton, der ihm eine Pistole an den Hinterkopf hielt. Mit der linken Hand umklammerte er Toms Arm.
    Miranda hielt vor Schreck die Luft an. Sie hatte ihren Sohn in der Scheune vermutet, doch der Junge musste aufgewacht sein und nach ihr gesucht haben. Er trug noch seinen Spiderman-Schlafanzug. Miranda musste mit den Tränen kämpfen.
    Die drei kamen aufs Hauptgebäude zu, doch plötzlich ertönte ein Schrei, und sie blieben stehen. Einen Augenblick später kam Daisy in Sicht. Sie zog Sophie an den Haaren hinter sich her. Sophie taumelte gebeugt durch den Schnee und weinte vor Schmerzen.
    Daisy sagte irgendetwas zu Elton, was Miranda nicht hören konnte. Dann schrie Tom Daisy an: »Lass sie los! Du tust ihr weh!« Seine helle Knabenstimme klang vor Angst und Wut noch höher als sonst.
    Miranda fiel wieder ein, dass Tom eine vorpubertäre Leidenschaft für Sophie empfand. »Still, Tommy, sei still«, murmelte sie angstvoll, obwohl er sie nicht hören konnte. »Es ist nicht so schlimm, wenn man sie an den Haaren zieht.«
    Elton lachte. Daisy grinste und riss noch brutaler an Sophies Haaren.
    Wahrscheinlich war es das Gefühl, ausgelacht zu werden, das bei Tom endgültig die Sicherungen durchbrennen ließ. Urplötzlich wurde er zum Berserker. Mit einem Ruck befreite er seinen Arm aus Eltons Griff und warf sich auf Daisy.
    »Nein!«, schrie Miranda.
    Daisy war so überrascht von der Attacke, dass sie tatsächlich Sophies Haare losließ, das Gleichgewicht verlor und auf dem Hintern im Schnee landete. In der nächsten Sekunde war Tom über ihr und trommelte mit seinen kleinen Fäusten auf sie ein.
    »Hör auf! Hör auf!«, schrie Miranda vergeblich.
    Daisy stieß Tom von sich und kam wieder auf die Füße. Tom sprang auf, doch Daisy traf ihn mit der Faust an der Schläfe, und er fiel wieder in den Schnee. Da hob sie ihn hoch, hielt ihn mit der Linken aufrecht und schlug mit der Rechten wie eine Furie auf seinen Kopf und seinen Körper ein.
    Miranda kreischte auf.
    Urplötzlich kam Bewegung in Ned.
    Ohne Rücksicht auf die Pistole, die Elton ihm an den Kopf hielt, trat er zwischen Daisy und Tom. Er sagte etwas, das Miranda nicht hören konnte, und legte in einer beschwichtigenden Geste eine Hand auf Daisys Arm.
    Miranda staunte: Ned, der schwache Ned, leistete diesen Ganoven Widerstand!
    Ohne Tom loszulassen, boxte Daisy Ned in die Magengrube.
    Er krümmte sich zusammen, und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Doch als Daisy erneut auf Tom losgehen wollte, richtete sich Ned auf und stellte sich ihr in den Weg. Im letzten Moment änderte sie ihre Meinung und schlug nicht Tom, sondern Ned. Sie traf seinen Mund. Ned schrie auf und hob die Hände vors Gesicht, aber er rührte sich nicht von der Stelle.
    Miranda rechnete es Ned hoch an, dass er Daisy von Tom abgelenkt hatte – doch wie lange konnte er selbst diese Tortur aushalten?
    Unerschütterlich blieb er vor Daisy stehen. Als er die Hände vom Gesicht nahm, sah Miranda, dass ihm Blut aus dem Mund lief. Da schlug Daisy ein drittes Mal zu.
    Miranda konnte es nicht fassen. Ned stand wie eine Mauer, stand einfach da und steckte die Schläge ein – und dies nicht einmal für sein eigenes Kind, sondern für Tom. Miranda schämte sich, dass sie ihn für einen Schwächling gehalten hatte.
    Neds eigenes Kind, Sophie, nutzte die allgemeine Verwirrung aus. Hatte sie bis eben wie vom Schreck gelähmt dagestanden und zugesehen, so drehte sie sich jetzt um und ergriff die Flucht.
    Elton wollte sie festhalten, doch Sophie entschlüpfte ihm. Während er stolperte und vorübergehend die Balance verlor, fing Sophie an zu laufen und kam im tiefen Schnee mit ballettartigen Sprüngen überraschend schnell voran.
    Als Elton sich hastig wieder aufgerichtet hatte, war Sophie bereits verschwunden. Elton packte Tom und schrie Daisy an: »Lass

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