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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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draußen?«
    Toni merkte, dass ihr immer noch keine interessante Szene für die Kameras eingefallen war.
    »Die jungen Leute«, erklärte Stanley, »glauben eine einfache Antwort auf eine komplizierte ethische Fragestellung zu haben. Wie die meisten einfachen Antworten ist sie leider falsch.«
    Seine Reaktion war korrekt, klang aber ein bisschen hartherzig, weshalb Toni hinzufügte: »Außerdem hoffen wir, dass sie sich nicht erkälten.«
    Die Zuhörer lachten. Toni erhob sich zum Zeichen, dass die Pressekonferenz beendet war. Im gleichen Moment kam ihr eine Idee. Sie winkte Cynthia Creighton zu sich, kehrte den Reportern den Rücken zu und sagte in leisem, eindringlichem Ton: »Gehen Sie schnell runter in die Kantine, organisieren Sie zwei, drei Leute, und lassen Sie den Demonstranten vor dem Tor heißen Kaffee und Tee bringen.«
    »Wie mitfühlend«, sagte Cynthia.
    Tony handelte keineswegs aus reiner Menschenfreundlichkeit, sondern eher aus Zynismus – nur reichte die Zeit jetzt nicht für lange Erklärungen. »Es muss jetzt gleich geschehen«, drängte sie. »Also ab mit Ihnen!«
    Cynthia eilte davon.
    Toni wandte sich an Stanley und sagte: »Gut gemacht! Das haben Sie perfekt hingekriegt.«
    Er zog ein rot gepunktetes Taschentuch aus seiner Jacketttasche und tupfte sich diskret das Gesicht ab. »Ich hoffe, damit sind wir über den Berg.«
    »Das wissen wir spätestens nach den Mittagsnachrichten. Aber jetzt sollten Sie besser verschwinden, sonst werden Sie von denen noch zu Exklusivinterviews genötigt.« Stanley stand unter Druck, und Toni wollte ihn schützen.
    »Gute Idee! Ich muss ohnehin nach Hause.« Er lebte in einem Bauernhaus an der Steilküste, acht Kilometer von der Firma entfernt. »Ich möchte dort sein, wenn meine Familie eintrifft.«
    Toni war enttäuscht. Sie hatte sich darauf gefreut, die Berichte über die Pressekonferenz mit ihm diskutieren zu können. »Na gut«, sagte sie. »Ich warte hier die Reaktionen ab.«
    »Zumindest ist mir die schlimmste Frage erspart geblieben.«
    »Welche?«
    »Die Frage nach der Überlebensrate bei Madoba - 2 .«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Egal, wie schlimm eine Virusinfektion ist – normalerweise gibt es einige Personen, die sie überstehen. An der Überlebensrate misst sich die Gefährlichkeit einer Infektion.«
    »Und wie ist die Rate bei Madoba - 2 ?«
    »Null«, sagte Stanley.
    Toni starrte ihn an. Sie war heilfroh, dass sie vor der Pressekonferenz keine Ahnung davon gehabt hatte.
    Stanley nickte über ihre Schulter. »Da kommt Osborne.«
    »Ich fange ihn ab«, sagte Toni und ging auf Osborne zu, während Stanley die Halle durch eine Seitentür verließ. »Hallo, Carl. Ich hoffe, du hast alles bekommen, was du brauchst?«
    »Ja, ja, ich denke schon. Aber mich interessiert noch, was Stanley Oxenfords erster großer Erfolg war.«
    »Er gehörte zu dem Forscherteam, das Acyclovir erfand.«
    »Und das ist …?«
    »... die Salbe, die du dir draufschmierst, wenn du Herpes an der Lippe hast. Der Markenname ist Zovirax. Das war auch schon ein Antivirenmittel.«
    »Ach ja? Interessant.«
    Toni hielt Carls Interesse für gespielt und fragte sich, worauf er in Wirklichkeit hinauswollte. »Sag mal, können wir uns darauf verlassen, dass du einen vernünftigen Artikel schreibst, die Fakten richtig wiedergibst und die Gefahren nicht übertreibst?«
    »Du denkst wohl, ich schreibe was über die vier Reiter der Apokalypse …«
    Sie zuckte zusammen. »Es war dumm von mir, dass ich euch ein solches Stichwort in den Mund gelegt habe. Damit hab ich die Hysterie, die ich vermeiden wollte, eher angeheizt.«
    »Mach dir keine Gedanken darüber, ich werde dich nicht zitieren.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Ich würde das Zitat ja liebend gerne bringen, aber meine Leser hätten nicht die geringste Ahnung, was es bedeutet.« Er wechselte das Thema. »Ich hab dich kaum gesehen, seit du dich von Frank getrennt hast. Wie lang ist das denn jetzt her?«
    »Genau zwei Jahre. Es war an Weihnachten.«
    »Und wie ist es dir seither ergangen?«
    »Ziemlich schlecht, um ehrlich zu sein, zumindest in der ersten Zeit. Aber inzwischen läuft es schon wieder besser – jedenfalls bis heute.«
    »Wir sollten uns mal zusammensetzen und uns wieder auf den letzten Stand der Dinge bringen.«
    Toni hatte keine Lust, ihre Zeit mit Osborne zu vertun, doch sie antwortete höflich: »Ja, warum nicht?«
    Seine nächste Frage kam sofort und erwischte sie auf dem falschen Fuß: »Wie wär’s?

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