Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
erstmals Franks Freund Carl Osborne zu Wort. Er war ein gut aussehender Mann in Tonis Alter mit dem Auftreten eines Filmschauspielers. Sein Haar war eine Spur zu hell, um naturblond zu sein. »Können Sie uns präzise sagen, wie groß die Gefahr für die Öffentlichkeit war, die durch dieses Kaninchen entstanden ist?«, fragte er.
    »Das Virus ist über die Artgrenzen hinaus nicht besonders ansteckend«, sagte Stanley. »Um Michael infizieren zu können, muss das Kaninchen ihn wohl gebissen haben. Jedenfalls gehen wir davon aus.«
    »Was wäre passiert, wenn das Kaninchen entkommen wäre?«
    Stanley sah aus dem Fenster. Draußen fielen Schneeflocken vom Himmel. »Es wäre erfroren«, sagte er.
    »Angenommen, es wäre von einem anderen Tier gefressen worden. Hätte sich beispielsweise ein Fuchs mit dem Virus infizieren können?«
    »Nein. Viren sind jeweils auf eine sehr geringe Anzahl von Arten spezialisiert, im Normalfall nur auf eine, seltener auch auf zwei oder drei. Das Virus, über das wir hier sprechen, befällt keine Füchse oder andere wild lebende Tiere in Schottland, jedenfalls nicht nach unserem derzeitigen Kenntnisstand. Es befällt nur Menschen, Makaken – das ist eine Affenart – und bestimmte Kaninchenrassen.«
    »Hätte Michael Ross andere Menschen mit dem Virus anstecken können?«
    »Ja, durch Tröpfcheninfektion beim Niesen oder dergleichen. Dieser Sachverhalt machte uns anfangs die größten Sorgen. So, wie es momentan aussieht, hatte Michael Ross aber in der kritischen Phase keinen Kontakt zu Kollegen oder Freunden. Dennoch wären wir Ihnen sehr verbunden, wenn Sie auch über das Fernsehen und die Presse dazu aufrufen würden, dass alle, die in dieser Phase doch mit ihm Kontakt gehabt haben sollten, sich bitte unverzüglich bei uns melden.«
    »Wir versuchen nicht, die Sache herunterzuspielen«, warf Toni hastig ein. »Wir sind vielmehr tief betroffen von dem Vorfall und haben, wie ich Ihnen schon erläuterte, unsere Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft. Auf der anderen Seite dürfen wir natürlich auch nicht übertreiben.« Journalisten zu sagen, sie dürften nicht übertreiben, ist ungefähr das Gleiche, wie Rechtsanwälten das Streiten zu verbieten, dachte sie. »Fakt ist, dass für die Öffentlichkeit keine Gefahr bestand.«
    Osborne hakte nach. »Angenommen, Michael Ross hätte einen Freund angesteckt, der wiederum einen anderen angesteckt hätte … Wie viele Menschen hätten an der Infektion sterben können?«
    »Auf solch abenteuerliche Spekulationen können wir uns jetzt nicht einlassen«, erwiderte Toni schnell. »Das Virus hat sich nicht ausgebreitet. Ein Mensch ist gestorben. Das ist einer zu viel, aber bestimmt kein Anlass, die vier Reiter der Apokalypse heraufzubeschwören.« Gleich darauf biss sie sich auf die Zunge und dachte, dieses Bild hätte ich mir sparen können, das war dumm. Wenn einer jetzt darauf herumreitet und es völlig aus dem Zusammenhang gerissen zitiert, dann sieht es womöglich so aus, als hätte ich den Weltuntergang angekündigt …
    »Wenn ich richtig informiert bin, wird Ihre Arbeit von der amerikanischen Armee finanziert«, sagte Osborne.
    »Vom US -Verteidigungsministerium, ja«, bestätigte Stanley. »Dort interessiert man sich verständlicherweise für Medikamente, die gegen biologische Waffen wirksam sein könnten.«
    »Trifft es denn nicht zu, dass die Amerikaner diese Experimente nur deshalb in Schottland durchführen lassen, weil ihnen die Gefahr für ihr eigenes Land zu groß ist?«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Stanley. »In den Staaten gibt es zahlreiche ganz ähnliche Projekte, zum Beispiel im Epidemiologischen Institut in Atlanta, Georgia, und im Medizinischen Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten der amerikanischen Armee in Fort Detrick, Maryland.«
    »Und warum hat man sich dann ausgerechnet für Schottland entschieden?«
    »Weil das Mittel hier bei uns entwickelt wurde, bei Oxenford Medical.«
    Man soll aufhören, wenn man gerade eine Glückssträhne hat, dachte Toni und beschloss, die Pressekonferenz zu beenden. »Ich möchte diese Fragestunde nicht vorzeitig abbrechen«, sagte sie, »aber ich weiß, dass einige von Ihnen um zwölf Redaktionsschluss haben. Vergessen Sie bitte nicht, die Infomappe mitzunehmen, die Ihnen ausgehändigt wurde. Falls Sie noch keine bekommen haben – Cynthia hat noch ein paar Exemplare.«
    »Eine Frage noch«, sagte Clive Brown vom Record . »Was sagen Sie zu der Demonstration da

Weitere Kostenlose Bücher