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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sie zum Haus zurück. Keiner von beiden sprach ein Wort, beide waren verlegen.
    Zwei frische parallele Reifenspuren führten zu einem schwarzen Peugeot Coupé. Kein besonderes Fahrzeug, aber nach außen hin ganz schick, genau das Richtige für ihn, dachte Toni missmutig. Sie wollte Kit nicht sehen. Selbst wenn sie sich in Topform gefühlt hätte, wäre ihr der Gedanke an eine Begegnung mit ihm unangenehm gewesen. Nach dem Gespräch mit Stanley war sie innerlich so aufgewühlt, dass sie ein solches Zusammentreffen, von dem nichts Gutes zu erwarten war, unter allen Umständen vermeiden wollte. Aber sie hatte ihre Handtasche im Haus gelassen, weshalb ihr nichts anderes übrig blieb, als Stanley ins Haus hinein zu begleiten.
    Kit war in der Küche und wurde von seinen Verwandten willkommen geheißen – wie der verlorene Sohn, dachte Toni. Miranda umarmte ihn, Olga küsste ihn, Luke und Lori strahlten ihn an, und Nellie buhlte mit Gebell um seine Aufmerksamkeit. Toni stand in der Küchentür und sah, wie Stanley seinen Sohn begrüßte. Kit wirkte wachsam. Bei Stanley schienen sich Freude und Kummer die Waage zu halten, ähnlich wie wenn er von Marta sprach. Kit streckte ihm die Hand entgegen, doch sein Vater schloss ihn in die Arme. »Es freut mich wirklich sehr, dass du gekommen bist, mein Sohn«, sagte er.
    »Na, dann hol ich mal meine Reisetasche aus dem Wagen«, erwiderte Kit. »Ich bin im Gästehaus untergebracht, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Miranda nervös, »du schläfst oben.«
    »Aber ich …«
    Olga ließ ihn nicht ausreden. »Jetzt mach kein Theater, Kit. Daddy hat das so entschieden, und es ist sein Haus.«
    Toni sah nackte Wut in Kits Augen aufblitzen, aber er hatte sich schnell wieder im Griff. »Na, meinetwegen«, sagte er und versuchte so zu tun, als sei ihm diese Entscheidung letztlich gleichgültig, doch seine erste Reaktion hatte ihn verraten. Toni fragte sich, was er im Schilde führte. Warum war er so versessen darauf, in dieser Nacht außerhalb des Hauptgebäudes zu schlafen?
    Sie schlüpfte in Stanleys Arbeitszimmer. Die Erinnerung an die Umarmung überwältigte sie. Näher werden wir einander nie kommen, dachte sie, und ich hätte so gern mit ihm geschlafen … Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.
    Ihr Notizbuch lag noch dort, wo sie es liegen gelassen hatte, auf seinem alten Schreibtisch. Sie steckte es in ihre Handtasche, warf sich die Tasche dann über die Schulter und trat wieder auf den Flur hinaus.
    In der Küche sprach Stanley gerade mit der Köchin. Toni winkte ihm zu. Er unterbrach sein Gespräch und kam zu ihr. »Toni, nochmals vielen Dank für alles!«
    »Fröhliche Weihnachten«, sagte sie.
    »Ja, Ihnen auch.«
    Sie entfernte sich schnell.
    Draußen stand Kit an seinem Wagen und öffnete gerade den Kofferraum. Toni warf einen Blick hinein und erkannte ein paar graue Kartons, die irgendwelches Computerzubehör enthielten. Kit war IT -Spezialist – aber wozu brauchte er das Zeug zu Weihnachten in seinem Elternhaus?
    Sie hoffte, wortlos an ihm vorbeizukommen, doch als sie die Tür ihres Wagens aufschloss, sah er auf, und ihre Blicke trafen sich. »Fröhliche Weihnachten, Kit«, sagte sie höflich.
    Er hob einen kleinen Koffer aus dem Kofferraum und schlug den Deckel zu. »Verpiss dich, du Nutte!«, fauchte er und ging ins Haus.

14.00 Uhr
     
     

     
     
     
     
     
    Craig war ganz begeistert über das Wiedersehen mit Sophie. Auf der Geburtstagsfeier seiner Mutter hatte er Feuer gefangen. Sophie war hübsch, ein dunkeläugiger, dunkelhaariger Typ, und obwohl eher klein und schlank, war ihr Körper sanft gerundet. Aber es war nicht ihr Aussehen, das ihn verzaubert hatte, sondern ihr Auftreten. Sie nahm alles ganz cool. Nichts konnte sie beeindrucken – weder Großvaters Ferrari F 50 noch Craigs fußballerische Leistungen – er spielte in der schottischen U- 16 -Mannschaft –, noch die Tatsache, dass seine Mutter Olga Kronanwältin war und damit zur juristischen Elite des Landes zählte. Sophie kleidete sich, wie es ihr gefiel, ignorierte »Rauchen-verboten!«-Schilder, und wer sie langweilte, dem konnte es passieren, dass sie ihn stehen ließ, bevor er einen Satz zu Ende gesprochen hatte. Auf der Geburtstagsfeier hatte sie sich mit ihrem Vater über das Piercing gestritten. Er hatte es ihr schlankweg verboten – und da war sie nun und hatte den kleinen Klunker im Nabel.
    Es war nicht leicht, mit ihr klarzukommen. Craig merkte das, als er ihr Steepfall und die Umgebung

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