Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
Ungeduld zu bezähmen. Sein Handy klingelte.
    » Shit! «, sagte er und ließ, an seinen Vater gewandt, sofort ein » Sorry! « folgen. Ein Blick auf den Bildschirm verriet ihm, dass es diesmal kein umgeleiteter Anruf aus dem Kreml war, sondern Hamish McKinnon, der ihn von seinem eigenen Handy aus direkt anwählte. Ihn konnte er nicht ignorieren. Er drückte das Telefon ans Ohr, damit sein Vater auf keinen Fall mitbekam, was Hamish sagte. »Ja, bitte?«
    »Alle Telefone sind kaputt!«
    »Okay, damit war zu rechnen. Das ist Teil des Programms.«
    »Du hast gesagt, ich soll dich anrufen, wenn etwas Ungewöhnliches …«
    »Ja, das war auch ganz richtig so, aber ich muss jetzt Schluss machen. Danke dir.« Er beendete den Anruf.
    »Ist unsere Auseinandersetzung jetzt wirklich beendet, mein Sohn?«, fragte Stanley.
    Kit hasste diese Art von Gesprächen, bei denen immer davon ausgegangen wurde, dass beide Parteien das gleiche Maß an Schuld trugen. Aber er musste jetzt unbedingt wieder ans Telefon und widersprach deshalb nicht, sondern sagte nur: »Ja, ich denke schon.«
    »Ich weiß, dass du dich ungerecht behandelt fühlst«, sagte sein Vater, als habe er seine Gedanken gelesen. »Die Logik dahinter ist mir zwar schleierhaft, aber ich akzeptiere, dass es sich so verhält. Auch ich habe das Gefühl, dass du mir gegenüber nicht fair warst. Aber wir sollten versuchen, das zu vergessen, und wieder Freunde sein.«
    »Das meint Miranda auch.«
    »Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob du schon völlig darüber hinweg bist. Irgendetwas verschweigst du uns.«
    Kit verschanzte sich hinter einer nichts sagenden Miene, um sich sein schlechtes Gewissen nicht anmerken zu lassen. »Ich tue mein Bestes«, sagte er. »Aber es ist nicht leicht.«
    Stanley schien diese Antwort zu genügen. »Nun, mehr kann ich von dir wohl auch nicht verlangen«, sagte er, legte Kit die Hand auf die Schulter, beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. »Ich kam, um dir zu sagen, dass das Abendessen gleich fertig ist.«
    »Ich bin auch gleich fertig. In fünf Minuten komme ich runter.«
    »Schön.« Sein Vater ging wieder.
    Kit ließ sich in seinen Sessel sinken. Er zitterte, erfüllt von einer Mischung aus Scham und Erleichterung. Sein Vater war ein kluger Mann, der sich keine Illusionen machte – und doch hatte er, Kit, das Verhör überstanden, obwohl es grauenhaft gewesen war.
    Als seine Hände wieder einigermaßen ruhig waren, wählte er erneut die Nummer des Kremls.
    Steve Tremlett meldete sich sofort. »Oxenford Medical«, sagte er.
    » Hibernian Telecom «, antwortete Kit mit verstellter Stimme. Er kannte Tremlett nicht gut, und seit neun Monaten war er nicht mehr in der Firma gewesen. Dennoch durfte er kein Risiko eingehen. »Ich bekomme keinen Zugang zu Ihrem Zentralcomputer.«
    »Das wundert mich gar nicht. Die Leitung ist eben auch tot. Sie müssen jemanden herschicken.«
    Darauf hatte Kit spekuliert. Er musste aufpassen, dass Tremlett ihm seine Begeisterung nicht anhörte. »Es wird schwer sein, jemanden zu finden, der Ihnen am Heiligabend die Leitung repariert.«
    »Kommen Sie mir nicht mit solchen Ausreden!« Steves Stimme verriet Ärger. »Sie haben uns garantiert, dass Sie jeden Fehler innerhalb von vier Stunden reparieren, und zwar rund um die Uhr, an jedem Tag des Jahres. Für diesen Service werden Sie von uns bezahlt. Es ist jetzt 19 . 55 Uhr, und ich zeichne diesen Anruf auf.«
    »Schon gut, schon gut, regen Sie sich nicht auf. Ich schicke Ihnen so bald wie möglich ein paar Leute.«
    »Das heißt wann?«
    »Ich tue mein Bestes, dass bis Mitternacht jemand bei Ihnen ist.«
    »Danke, wir warten.« Steve legte auf.
    Kit legte sein Handy beiseite. Er schwitzte und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. So weit, so gut. Bis jetzt lief alles nach Plan.

20.30 Uhr
     
     

     
     
     
     
     
    Während des Abendessens im Speisezimmer ließ Stanley die Bombe platzen.
    Miranda fühlte sich wohl. Das osso bucco war herzhaft und sättigend, und ihr Vater hatte dazu zwei Flaschen Brunello di Montepulciano geöffnet. Kit war ruhelos – wenn sein Handy klingelte, rannte er immer wieder die Treppe hinauf –, aber alle anderen waren entspannt. Die vier Kinder aßen schnell und verzogen sich dann wieder in die Scheune, um sich einen Film mit dem Titel Scream II auf DVD anzusehen. So kam es, dass am Ende sechs Erwachsene am Tisch saßen: Miranda und Ned, Olga und Hugo, Stanley Oxenford an der Schmalseite des Tisches und Kit ihm

Weitere Kostenlose Bücher