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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Eindringling.«
    »Schimpf du mich keinen Dummkopf, Olga!«, fauchte Kit. »Ich kann wenigstens noch sehen, was sich direkt vor meiner Nase abspielt.«
    Miranda stockte das Herz. Worauf spielte er an?
    Olga schien sich die gleiche Frage zu stellen: »Was spielt sich direkt vor meiner Nase ab und ich sehe es nicht?«
    Miranda warf Ned einen heimlichen Seitenblick zu. Sie fürchtete, er könne sie später fragen, was Kit gemeint habe. Es kam öfter vor, dass ihm solche subtilen Dinge auffielen.
    Kit machte einen Rückzieher. »Spart euch euer Kreuzverhör, das ist einfach lästig.«
    »Machst du dir denn keine Gedanken über deine finanzielle Zukunft?«, fragte Olga Kit. »Dein Erbe steht doch genauso auf dem Spiel wie meines. Bist du so reich, dass dir das völlig gleichgültig ist?«
    Kit lachte amüsiert. »Ja, genau so ist es.«
    Miranda wandte sich an Olga: »Findest du nicht, dass du ein bisschen selbstsüchtig bist?«
    »Na und? Daddy hat uns nach unserer Meinung gefragt.«
    »Ich dachte mir, euch wäre es vielleicht unangenehm, wenn eine andere Frau den Platz eurer Mutter einnähme«, sagte Stanley. »Aber dass eure Hauptsorge meinem Testament gilt, darauf wäre ich nie gekommen.«
    Es tat Miranda weh, wie mit ihrem Vater umgegangen wurde. Mehr aber noch machte sie sich Gedanken darüber, was Kit im Schilde führte. Geheimnisse zu bewahren war schon als Kind nicht seine Stärke gewesen. Die Schwestern hatten alles vor ihm verbergen müssen, was andere nichts anging. Wenn sie ihn ins Vertrauen zogen, wusste Mamma Marta innerhalb von fünf Minuten Bescheid. Und jetzt kannte er Mirandas dunkelstes Geheimnis. Er war zwar kein Kind mehr, aber andererseits auch nie richtig erwachsen geworden. Das war gefährlich.
    Mirandas Herz schlug wie eine Buschtrommel. Wenn ich mich an dem Gespräch beteilige, kann ich ihm vielleicht eine andere Richtung geben, dachte sie und wandte sich wieder an Olga. »Worauf es ankommt, ist, dass die Familie zusammenhält. Egal, wie Daddy sich entscheidet, wir dürfen uns dadurch nicht auseinander dividieren lassen.«
    »Halt du mir keine Vorträge über Familienbande«, erwiderte Olga wütend. »Red lieber mit deinem Bruder darüber.«
    »Lasst meinen Fall aus dem Spiel!«, sagte Kit.
    »Ich möchte nicht, dass diese alte Geschichte wieder aufgewärmt wird«, warnte Stanley.
    Aber Olga ließ nicht locker. »Aber er ist es doch, der mit seinen krummen Touren die Familie fast auf den Hund gebracht hat.«
    »Leck mich am Arsch, Olga!«, sagte Kit.
    »Ich darf doch bitten!«, sagte Stanley mit fester Stimme. »Wir können eine leidenschaftliche Diskussion führen, ohne uns zu Beleidigungen und Obszönitäten hinreißen zu lassen.«
    »Nun hab dich mal nicht so, Daddy!«, schimpfte Olga. Sie war wütend, weil Miranda sie selbstsüchtig genannt hatte, und musste unbedingt zurückschlagen. »Was kann denn für den Zusammenhalt einer Familie gefährlicher sein als ein Dieb in den eigenen Reihen?«
    Scham und Wut trieben Kit das Blut ins Gesicht. »Ich werd euch was erzählen«, sagte er.
    Miranda wusste, was jetzt kommen würde. Entsetzt streckte sie Kit ihren Arm entgegen, um ihm Einhalt zu gebieten. »Ich bitte dich, Kit, beruhige dich«, sagte sie flehentlich.
    Er hörte ihr nicht zu. »Ich werde euch jetzt erzählen, was für die Familie noch gefährlicher sein könnte.«
    Miranda brüllte ihn an: »Kit, halt jetzt bloß deinen Mund!«
    Stanley spürte, dass es da etwas gab, wovon er noch nichts wusste. Er konnte sich keinen Reim darauf machen und runzelte die Stirn. »Wovon redet ihr?«
    »Ich rede von einer Person …«, begann Kit.
    Miranda stand auf. »Nein!«
    »… die mit …«
    Miranda ergriff ein Glas Wasser und schüttete Kit den Inhalt ins Gesicht.
    Schlagartig verstummte das Gespräch.
    Kit wischte sich sein Gesicht mit seiner Serviette ab. Während alle noch erschrocken schwiegen und ihn anstarrten, vollendete er seinen Satz: »… dem Ehemann ihrer Schwester schläft.«
    Olga wusste beim besten Willen nicht, woran sie war. »Das ist doch Unfug. Ich habe nie mit Jasper geschlafen – oder mit Ned.«
    Miranda verbarg ihr Gesicht in den Händen.
    »Ich rede nicht von dir«, sagte Kit.
    Olga sah Miranda an. Miranda nahm die Hände vom Gesicht, wandte aber den Blick ab.
    Lori, die noch immer mit der Kaffeekanne in der Hand dastand, hielt vernehmbar die Luft an. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schock.
    »Herr im Himmel!«, sagte Stanley. »Das hätte ich mir nicht vorstellen

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