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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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oberflächlich, und Toni realisierte, dass der andere ihre Stoßstange gestreift hatte.
    Es war zwar kein richtiger Zusammenstoß, doch der Porsche wurde dadurch aus der Bahn geworfen. Das Heck scherte nach links aus. Verzweifelt drehte Toni das Lenkrad ebenfalls nach links, in die Schleuderrichtung, doch bevor die Kurskorrektur greifen konnte, rammte der Wagen die Trockenmauer am Straßenrand. Diesmal krachte es furchtbar, Glas splitterte, und schließlich blieb der Wagen stehen.
    Tonis erster besorgter Blick galt ihrer Mutter. Die alte Frau starrte mit offenem Mund vor sich hin, sichtlich verwirrt, aber unverletzt. Tonis Erleichterung war groß, doch dann fiel ihr Osborne ein.
    Der Kombi musste nun ja direkt in Osbornes Jaguar krachen! Ängstlich blickte sie in den Rückspiegel, wo die roten Rücklichter des Kombis und die weißen Scheinwerferlampen des Jaguars zu sehen waren. Der Kombi schlingerte, und der Jaguar wich ihm knapp aus, indem er hart an den Straßenrand fuhr. Dann fing sich der Kombi wieder und fuhr vorbei.
    Der Jaguar hielt an, und das Fahrzeug mit den jugendlichen Trunkenbolden verschwand in der Nacht. Wahrscheinlich lachten sie immer noch.
    Mit zittriger Stimme fragte Tonis Mutter: »Ich hab einen Knall gehört – sind wir mit diesem Auto zusammengestoßen?«
    »Nicht ganz«, erwiderte Toni. »Wir sind gerade noch mal davongekommen.«
    »Du solltest wirklich etwas vorsichtiger fahren, Toni«, erklärte Mutter.

00.35 Uhr
     
     

     
     
     
     
     
    Kit hatte einen Anfall von Panik niederzukämpfen. Sein brillanter Plan war praktisch Makulatur. Die letzte Chance, dass der Einbruch erst nach den Feiertagen entdeckt würde, wenn das Personal wieder zur Arbeit kam, war dahin. Allenfalls noch bis zum Schichtwechsel des Werkschutzes um sechs Uhr morgens konnte er geheim gehalten werden – doch wenn Toni Gallo tatsächlich hier aufkreuzte, blieb ihnen noch weniger Zeit.
    Kits Plan hatte auch keine Gewaltanwendung vorgesehen.
    Selbst bisher, dachte er in hilfloser Frustration, wäre es definitiv ohne Gewalt gegangen. Susan hätte auf ihrem Patrouillengang unverletzt gefangen genommen und gefesselt werden können … aber wenn Daisy eine Gelegenheit zum Zuschlagen sieht, dann nutzt sie sie gnadenlos aus … Kit hoffte verzweifelt, dass die anderen Wachen ohne Blutvergießen überwältigt werden konnten.
    Im Augenblick liefen sie alle zum Kontrollraum, und plötzlich zogen Nigel und Daisy Pistolen.
    Kit war entsetzt. »Keine Waffen!« protestierte er. »Das war so ausgemacht!«
    »Ein Glück, dass wir uns nicht dran gehalten haben«, gab Nigel zurück.
    Sie standen jetzt vor der Tür, und Kit starrte entgeistert auf die Waffen, kleine automatische Pistolen mit dicken Griffen. »Dadurch wird die Sache zum bewaffneten Raubüberfall, das ist euch doch klar, oder?«
    »Nur dann, wenn wir erwischt werden.« Nigel drückte auf die Klinke und stieß die Tür auf.
    Daisy rannte in den Raum und schrie mit schier überschnappender Stimme: »Auf den Fußboden! Alle beide! Sofort!«
    Der Schock der beiden Männer verwandelte sich in totale Verblüffung und danach in Todesangst. Nach kurzem Zögern gehorchten sie und warfen sich zu Boden.
    Kit fühlte sich machtlos. Er hatte den Raum als Erster betreten und sagen wollen: »Bitte verhalten Sie sich ruhig, und tun Sie, was Ihnen gesagt wird, dann wird Ihnen nichts passieren.« Doch er hatte die Kontrolle über die Ereignisse verloren. Im Augenblick blieb ihm nichts anderes übrig, als hinterherzulaufen und zu versuchen, das Allerschlimmste zu verhindern.
    Elton erschien im Durchgang zum Geräteraum. Mit einem einzigen Blick erfasste er die Situation.
    Daisy kreischte die Wachposten an: »Gesicht runter, Hände auf den Rücken, Augen zu! Dalli, dalli, oder ich schieß euch die Eier weg!«
    Obwohl die Männer gehorchten, trat Daisy Don mit ihrem schweren Stiefel ins Gesicht. Er schrie auf und zuckte zur Seite, blieb jedoch auf dem Bauch liegen.
    Kit pflanzte sich direkt vor Daisy auf. »Das reicht!«, brüllte er.
    Elton schüttelte verwundert den Kopf. »Die is’ doch wirklich total bekloppt.«
    Die boshafte Häme in Daisys Miene machte Kit Angst, aber er zwang sich dazu, ihr unverwandt in die Augen zu starren. Er konnte ihr nicht erlauben, alles zu ruinieren; zu viel stand für ihn auf dem Spiel. »Hör zu!«, schrie er weiter. »Du bist noch nicht im Labor, und auf diese Weise kommst du auch nie rein! Wenn du so weitermachst, stehen wir um zehn mit leeren Händen vor

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