Eisfieber - Roman
alle Toilettentüren. Es war tatsächlich niemand da.
Als er den Raum verließ, sah er Steve an die Rezeption zurückkehren. Demnach war der Werkschutzmann in der Damentoilette gewesen und hatte Susan gesucht.
Steve, der ihn offenbar gehört hatte, drehte sich um. »Sie suchen mich?«
»Ja.« Kit erkannte, dass er Steve nicht allein überwältigen konnte. Zwar war er selbst jünger und durchaus sportlich, doch Steve war ein Mann in den Dreißigern, topfit und wahrscheinlich nicht der Typ, der sich kampflos ausschalten ließ. »Ich muss Sie was fragen«, sagte Kit, um Zeit zu gewinnen. Er übertrieb seinen aufgesetzten schottischen Akzent. Steve durfte unter keinen Umständen seine Stimme wiedererkennen.
Steve hob die Klappe und trat ins Oval der Rezeption. »Und worum geht’s?«
»Sofort.« Kit drehte sich um und rief Nigel und Daisy zu: »Hey! Hier in der Halle!«
Steve wirkte misstrauisch. »Was ist eigentlich los? Wieso wandern Sie durchs ganze Haus?«
»Ich erklär’s Ihnen gleich.«
Steve betrachtete ihn aufmerksam und runzelte die Stirn. »Waren Sie schon mal hier?«
Kit schluckte. »Nein, noch nie.«
»Irgendwas an Ihnen kommt mir bekannt vor.«
Kit wurde der Mund trocken. Er brachte kaum noch ein Wort heraus. »Ich bin beim Notfallteam.« Wo blieben bloß die anderen?
»Mir gefällt das nicht.« Steve hob den Telefonhörer von seinem Apparat auf dem Schalter.
Wo blieben Nigel und Daisy? Noch einmal rief Kit: »Kommt in die Halle, ihr zwei!«
Steve wählte eine Nummer, und das Handy in Kits Tasche begann zu läuten. Steve hörte es. Er runzelte die Stirn, dachte nach – und auf einmal ging ihm ein Licht auf. »Sie haben die Anlage manipuliert!«
»Bewahren Sie die Ruhe«, sagte Kit, »dann passiert Ihnen nichts.« Noch im gleichen Atemzug ging ihm auf, dass er damit Steves Verdacht nur bestätigt hatte.
Der reagierte sofort. Er sprang mit einem Satz über den Schalter und rannte zur Tür.
»Halt!«, schrie Kit.
Steve stolperte, stürzte und rappelte sich wieder auf.
Im selben Moment stürmte Daisy in die Halle, erblickte Steve und schlug einen Haken, um ihm den Weg zum Haupteingang abzuschneiden.
Steve merkte sofort, dass er es nicht zur Tür schaffen würde. Er machte kehrt und lief in den Korridor, der zum BSL - 4 -Labor führte.
Daisy und Kit jagten hinter ihm her.
Steve sprintete den langen Flur hinunter. Kit erinnerte sich, dass es ganz am Ende, auf der rückwärtigen Seite des Gebäudes, einen Hinterausgang gab. Wenn Steve es bis dorthin schaffte und ins Freie entkam, standen die Chancen, ihn noch zu erwischen, schlecht.
Daisy war Kit ein gutes Stück voraus und bewegte die Arme wie eine Sprinterin. Kit fiel wieder ihre kraftvolle Schulterpartie ein, die er im Schwimmbad gesehen hatte. Steve jedoch war wieselflink und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen stetig. Er würde ihnen entwischen.
Doch dann, als Steve auf Höhe der Tür zum Kontrollraum ankam, trat Elton vor ihm auf den Gang. Steve war zu schnell, um ausweichen zu können. Elton brauchte bloß ein Bein auszustrecken – Steve stolperte und stürzte zu Boden.
Elton ließ sich sofort mit beiden Knien auf sein Gesäß fallen und drückte ihm den Lauf einer Pistole an die Wange. »Keine Bewegung, das erspart dir die Kugel im Gesicht«, sagte er. Seine Stimme klang ruhig, aber äußerst überzeugend.
Steve blieb liegen und rührte sich nicht.
Elton stand auf, hielt Steve jedoch mit seiner Waffe in Schach. »So macht man das«, sagte er zu Daisy. »Ohne Blutvergießen.«
Sie sah ihn verächtlich an.
Nun schloss auch Nigel zu ihnen auf. »Was ist passiert?«
»Das ist jetzt egal«, rief Kit. »Die Zeit läuft uns davon!«
»Was ist mit den beiden im Pförtnerhäuschen?«, fragte Nigel.
»Die können wir vergessen. Sie wissen nicht, was hier passiert ist und werden’s auch kaum rausfinden – die bleiben die ganze Nacht lang in ihrem Kabuff.« Kit deutete auf Elton. »Hol meinen Laptop aus dem Geräteraum, und warte auf uns im Wagen.« Er wandte sich an Daisy. »Bring Steve ins BSL - 4 , fessele ihn, und setz dich in den Wagen. Wir müssen ins Labor – und zwar sofort!«
00.45 Uhr
In der Scheune hatte Sophie plötzlich eine Flasche Wodka hervorgezogen.
Zwar hatte Craigs Mutter angeordnet, dass um Mitternacht das Licht gelöscht werden müsse, doch war sie nicht wieder erschienen, um nachzusehen, ob ihre Anweisung auch befolgt wurde. Die Jugendlichen blieben daher einfach vor dem
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