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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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einfach nur seine Hand auf ihre gelegt. An diesem Abend hatte er zum ersten Mal begriffen, dass sie nicht kühl und unnahbar war, sondern sich nach etwas sehnte, von dem sie wusste, dass sie es niemals bekommen würde - Liebe. Und wenn sie es auch nicht direkt ausgesprochen hatte, so spürte er doch, wie sehr sie Maria darum beneidete, mit Hans Schmidt zusammen zu sein, mit dem Mann, mit dem sie schon einige Male geschlafen hatte und der sich doch nie für sie entschieden hatte. Aber das war auch kein Wunder, schließlich trennten sie dreizehn Jahre, mindestens sechs oder sieben Jahre zu viel. Hans Schmidt hörte Sarah in der Küche hantieren, es klang, als würde sie ein opulentes Mahl kochen, doch es war nur eine Kanne Pfefferminztee, mit der sie kurz darauf zurückkehrte. Sie stellte sie auf ein Stövchen, nahm zwei erlesene Tassen und Untertassen aus der Glasvitrine und schenkte ein, wobei sie sich so weit nach vorne lehnte, dass er in den Ausschnitt ihres Hausanzugs blicken konnte. Ihm war klar, dass sie testen wollte, ob das, was sie ihm zeigte, ihn erregte.
    Sie nahm wieder Platz, ihre Haare schimmerten rötlich im Licht der vielen Kerzen, die eine gemütliche und warme Atmosphäre schufen, während es draußen wie schon die ganzen Tage und Wochen zuvor nasskalt und wenig Vorfrühlings haft war.
    »Was hast du heute Abend gemacht?«, fragte sie. »Das weißt du doch.«
    »Erzähl's mir trotzdem. Du hast mir bisher nicht verraten, wer es diesmal war.« »Lass uns über etwas anderes sprechen. Bitte.« »Verrat mir wenigsten eins: Wie hast du's gemacht?« »Also gut, du lässt ja sowieso nicht locker. Mit einem Kontaktgift, das nach einer halben Stunde im Körper nicht mehr nachweisbar ist, nicht einmal an der Hand, mit der er den Autogriff angefasst hat. Dafür ist der Tod recht langsam eingetreten, ich habe mich eine Weile mit ihm unterhalten«, sagte er mit einem beinahe entrückten Lächeln, »das heißt, ich habe geredet, denn er konnte nicht, weil er sich in einer katatonischen Starre befand. Kein schöner Tod, das kann ich dir sagen, gegen dieses Gift ist kein Kraut gewachsen. Am Ende wird die Diagnose Herzinfarkt lauten. Reden wir nicht mehr darüber. Mit allem, was ich noch vorhabe, hast du nichts mehr zu tun, okay?«
    »Wenn du meinst. Trink deinen Tee, er wird sonst kalt.« Sie rückte näher an ihn heran und legte den Kopf an seine Schulter. Er streichelte ihr durchs Haar, das fast so gut duftete wie das von Maria. Im nächsten Moment korrigierte er sich: Es duftete anders als Marias, aber nicht schlechter.
    »Hast du es dir überlegt?«, fragte sie leise, ohne ihn anzusehen.
    »Was meinst du?«
    »Ich habe dir heute Nachmittag eine Frage gestellt. Du weißt schon«, sagte sie und strich mit der Hand über seinen Oberschenkel.
    »Du duftest gut«, antwortete er ausweichend.
    »Ich weiß. Es ist nur für dich. Kommst du mit nach oben?«
    Sie setzte sich aufrecht hin, nahm seine Hand und zog ihn hoch. »Komm, tu mir den Gefallen, nur dieses eine Mal.«
    »Es ist immer nur dieses eine Mal.« »Na und? Hat es der Beziehung zwischen dir und Maria etwa geschadet? Du liebst sie, und das respektiere ich, du brauchst auch kein schlechtes Gewissen zu haben, warum auch? Du tust niemandem weh. Oder hast du schon jemals ein schlechtes Gewissen gehabt, nachdem du jemanden ... Entschuldige, das war ein unpassender Vergleich, bitte vergiss es wieder.« »Ist schon gut, du hast ja recht.«
    »Na also. Es ist nur Sex, nichts als Sex. Ich will dich nicht besitzen, ich werde dir auch nie Steine in den Weg legen oder Dinge tun, die dir schaden könnten, dazu mag ich dich viel zu sehr.« Sie vermied das Wort »lieben«, um ihn nicht zu verschrecken. »Maria wird nie etwas davon erfahren.« »Sicher, aber ...«
    »Kein Aber. Nicht diesmal. Ich will es, und ich weiß, du willst es auch. Es war doch jedes Mal schön. Oder hast du es anders empfunden? Hast du mich jedes Mal angelogen, wenn du gesagt hast, dass es dir gefallen hat?« »Nein, ich habe es immer ehrlich gemeint.« »Ich lasse dir die Wahl: Entweder du kommst mit nach oben, oder du gehst wieder zu dir. Aber ich halte es an deiner Seite heute nicht aus, ohne von dir berührt zu werden. Bitte, auch wenn ich es hasse zu betteln ...« Hans Schmidt schürzte die Lippen. »Du weißt, dass ich dich liebe, auch wenn ich es dir nie gesagt habe. Aber es gibt eine Frau, die liebe ich noch mehr. Sie darf niemals von uns erfahren. Schwöre es.«
    »Ich schwöre es bei allem,

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